Postästheten

Durch den Hosenschlitz der Dämmerung kriechend,
Wie talggelbe Würmer, haben Gedankenknechte,
Modisch maskiert, mit Zeitgeist geschminkt,
Das Land der Sprache besetzt, okkupiert -
Es war kein Widerstand - sie machten sich breit
Im syntaktischen Netz; wie Parasiten saugend,
Kleben sie im Gebinde der Sätze, entstellen den Sinn
Und verstinken das Wort, Kopffüßler,
Auf virtuellen Krücken taumelnd, massig
Zerebralschweiß absondernd, der sülzig verklumpt,
Doch megamobil, sitzend auf ihren feisten Backen
In zu engen Unterhosen mit braunem Semikolon,
Körperverachtend wie Päpste im Mai, sitzend
In sicheren Häusern, als kollektive Spätlese
Juveniler Ignoranz und Mäulern, größer
Als beide Deutschländer vereint, sitzend
Mit kultiviertem Gebüsch im Gesicht, hinter dicken Brillen
Kurzsichtig blinzelnd, so selbstzufrieden
Grinselnd, Chemotherapeuten des Scheins,
Nicht fähig zur Schönheit, nicht fähig
Zur Poesie, heimlich sie neidend und laut
Sie negierend. Statt Blut in den Adern
Fließt Klärschlamm, gerinnt. Giganten
Der Schrumpfung produzieren Programme,
Container voll Dogmen, höchst arrogant die Welt
Konsequent reduzierend auf eigene Nabel=
Strukturen,Sprache, verbrauchtes Material,
Jammern sie sprachlos, ja, stammelnd, nein, stotternd,
Und ohne Ende Dispute, Diskurse, Diskussion,
Laut brüllend Rede, ihr Unrecht sich schaffend.
Masturbationsphilosophen, freirhythmisch reibend,
Hirn-oder Vorhaut, fortschreitend beschleunigt,
Progressive Zero-Ästheten züchten Textneurosen
In engen Egogärten. Kreative Kretins, maßlos
Sich selbst überschätzend, hoch subventioniert,
Imitieren Kopien letzter Güte und blähn
Sich freudig der Zukunft entgegen, um endlich
Den eigenen, den echten Genius zu klonen, vielleicht
Für Letztgeborene. Wen das schmerzt, hat Pech gehabt.

PS:aus d. Archiv d. versfabrik.at

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