Archive for August, 2008

Zynisch oder dumm

Sonntag, August 3rd, 2008

Vor einigen Tagen hörte ich im Radio ein Zitat von Bob Dylan, das möglicherweise ungenau und folglich falsch übersetzt war, denn die Aussage: “Was bedeutet schon Geld, wenn man zwischen Aufstehen und Schlafengehen tun kann, was man will”, setzt voraus bzw. gilt nur für den, der schon ausreichend Geld besitzt, um für sich selbst die Bedeutung des Geldes solchermaßen relativieren zu können, d.h. Ursache und Wirkung sind hier vertauscht: Wer kein Geld hat, hat auch keine Möglichkeit, in der “freien” Marktwirtschaft solch großkotzige Aussagen zu tätigen, denn er muß, um überhaupt überleben zu können, vor allem danach trachten, das dafür notwendige Geld irgendwie aufzutreiben, etwas, das für zig Millionen von Menschen auf diesem Planeten trotz größter Kraftanstrengungen nach wie vor ans Unmögliche grenzt. Erst der Besitz von Geld eröffnet den Menschen die Wahlfreiheit, zwischen Aufstehen und Einschlafen das zu tun, was sie gern tun möchten. Insoferne ist das Zitat, falls es tatsächlich korrekt wiedergegeben ist, zynisch oder schlicht dumm.

Hampelmänner

Samstag, August 2nd, 2008

Hampelmänner da und dort,
Hampelmänner sind am Wort.

Will es wirklich keiner sehen,
Daß die Schreiber Wichte sind,
Daß die Künstler beinlos gehen,
Sänger taub und Maler blind,
Und die Blender auf der Bühne
Und am Steuer nur Betrüger,
Stürzt vom Gipfel die Lawine,
Bleiben Tote nur als Sieger.

Die Zeit ist reif

Samstag, August 2nd, 2008

Die Zeit ist reif, die Kunst ist faul,
Der Markt regiert, der Mensch sein Knecht
Und auch sein eigner Ackergaul.
Das findet unser Mensch gerecht
und manchmal sogar schön.

Die Zeiger drehn

Samstag, August 2nd, 2008

Die Zeiger drehn den Morgenhimmel grau;
Verschlafen schmeißen Leute ein paar Bissen
Den Schlund hinab. Die Schläfen ticken, müssen
Den Tag beginnen, Blechgewölk und Stau.

Die Zeiger drehn sich schneller, Stunden rinnen
Wie Rotz von Blutern, braun verfärbter Schweiß.
Verraucht ein Mensch, dann war er glühend heiß.
Es sind die Zeiger, die den Tag gewinnen.

Im Stoßverkehr, da heißt es Finger schärfen.
Am Lenkrad krallt im Manne sich die Wut.
Falls Therapeuten sich vor Räder werfen,
Dann wird gemäht, der Meister mitsamt Brut.

Die Zeiger drehn den Abendhimmel grau.
Heim will ein jeder, rasch in seine Stube.
Doch mancher steckt noch immer fest im Stau,
Und mancher fährt direkt in eine Grube.

Fleischballade

Samstag, August 2nd, 2008

Ein Rüpelslave, neureich rhythmisiert,
Vom Schuppenhals tropft eine Fettkrawatte,
Den Bauch gefüllt mit Champus, Fischlaich, hatte
Wohl unter Zwang die Rückwand braun lackiert.

Das Ehefleisch, nicht faul, sie treibt Karate,
Hat ihm deshalb die Warzen eingeseift,
Das Geld im Haus, auch Groschen, eingestreift.
Jetzt geigt ihr stündlich ein Potenzmulatte.

Den ödet schon das Hin-und Hergeschiebe,
Ihr welker Schenkelduft, der ekle Saft.
Und in der Nacht versetzt er ihr drei Hiebe,
So stark, daß sie im Tod noch reizvoll klafft.

Ein Knorpelfischer knüpft den frühen Morgen,
Da hängt ein freches Weibsbein an der Schnur.
Welch Fest und keine hormonellen Sorgen,
Schnaubt er. Am Grund, da tickt die Knochenuhr..

Der Sinn des Lebens

Freitag, August 1st, 2008

Am Sinn des Lebens ist so manche Stirn zerschellt.
Das Gute scheidet nach wie vor die Geister.
Das Böse ist zu oft der wahre Meister,
Wenn es aus Menschenhirnen eilig quillt.

An der Gerechtigkeit verzweifeln noch die Leichen,
Und Frömmeln ist beizeiten hochmodern.
Doch winkt den Eiferern kein heller Stern,
Wenn sie ein glattes Ziel erreichen.

Den Lohn für lebenslanges Pflichterfüllen
Erfährt der Mensch meist im Spital
Und endet dort erbärmlich trivial.
Es fehlte nicht am Willen.

Am Sinn des Lebens hängt ein Fragezeichen
Für jene, die nichts haben und doch sind
Ein Spielball in den Händen von zu Reichen,
Und eins vor allem, hundert Jahre blind.

Magistratsweisheit

Freitag, August 1st, 2008

Wer Tauben füttert,
Füttert Ratten,
Sagt der Affe
Zur Banane,
Die ins Maul
Er sich schiebt
Mit Genuß.
Und die Schale
Fällt zu Boden,
Wo sie liegt
Und verfault.

Deja-vu oder Tatsache

Freitag, August 1st, 2008

Eigentlich ist es schon öde und ermüdend, ständig darauf aufmerksam zu machen, daß und wie wir von Politikern und Medien für dumm verkauft werden, geschieht dies doch ständig, und jeder, der sich darüber noch ärgern kann, läuft wahrscheinlich mit Magengeschwüren durch die Gegend. Daß es aber immer wieder die gleiche Masche, der gleiche Taschenspielertrick ist, der von den diversen Repräsentanten des Staates an den Haaren herbeigeschleift und von ihren medialen Speichel-bzw. Arschleckern unters “Volk” gebracht wird, grenzt schon, nein, ist Abgehobenheit, Ignoranz und Selbstverliebtheit pur. Zu den beliebtesten Verdummern gehört nach wie vor die Behauptung, 500 Millionen Europäer würden durch den Egoismus von einer Million irrer Iren oder der Dummheit von ein paar Millionen Österreichern in ihrer Entwicklung massiv behindert, wiewohl es tatsächlich 20! und ein paar Staats.-u. Regierungschefs sind, die sich bei ihren antidemokratischen Plänen von der eigenen Landesbevölkerung gestört fühlen. Denn kein einziger, der so gern zitierten 500 Millionen Europäer bekam die Möglichkeit, sich demokratisch, also via Volksabstimmung, zum Vertrag von Lissabon zu artikulieren; das wurde von den Staats-u. Regierungschefs strickt unterbunden, wohl wissend, daß die große Mehrheit der 500 Millionen sich genauso wie eine Million Iren entschieden hätte, also gegen dieses neoliberale und antidemokratisch-militaristische Machwerk, für dessen Unverständlichmachung die Bürokraten in Brüssel zwei Jahre benötigten. Und so entblöden sich diese Damen und Herrn Politiker nicht, die Behauptung, ganz Europa werde von einer ignoranten Minderheit blockiert, immer wieder aufs neue auszuschleimen, eine Peinlichkeit, die nur noch von ihrem Demokratieverständnis, das aus ihren Wortspenden zum Instrument der Volksbefragung bzw.-abstimmung ablesbar ist, übertroffen wird.