Archive for the ‘02 Verse’ Category

Einfach so hingesagt

Freitag, August 8th, 2008

Sie haben mir die Haut vom Leib gezogen,
Hernach gevierteilt und zuletzt verbrannt.
Die Asche streuten sie vom Brückenbogen.
Ein Pfaffe hat die Seele noch verdammt.

Hoch in der Stratosphäre ziehn die Winde
Die Glut der Seele um die weite Welt,
Wo heute das Kommando haben Blinde,
Wo Kinder schlagen Alte tot für Geld.

Sie haben euch verkauft, verhöhnt, verraten.
Und was tut ihr, ihr sagt: Was solln wir machen?
Wie Schlachtvieh blökt ihr, echte Demokraten
Sperrn sich ins Scheißhaus, wo sie auch nicht lachen.

Da sitze ich

Mittwoch, August 6th, 2008

Da sitze ich in meinen engen Wänden
Ans Sein gefesselt und ich weiß nicht wie
Und nicht warum der Klang der Melodie
So dissonant sich färbt in meinen Händen.

Da sitze ich vor Pfaffen und Doktoren.
Sie trinken roten, trinken braunen Wein
Und können sich am Helfen noch erfreun,
Indes die Zündschnur brennt in meinen Ohren.

Ich trenne nicht in Gute und in Böse,
Und auch das Kranke oder das Gesunde
Sind bloß Konstrukt, am Saum der Wirklichkeit

Vorbeigedacht; die Sprache als Prothese.
Doch grausam bleibt das Gehen vor die Hunde,
Solang die Armut wächst und hilflos schreit.

Am Fenster sitzend

Dienstag, August 5th, 2008

Am Fenster sitzend streift mein Blick
Die Straßen hin, die Hausfassaden her,
Zum Himmel hoch, herab auf den Verkehr,
Und fällt dann wieder auf mich selbst zurück.

Zurück auf Schatten von verdammten Jahre,
Und auch zurück auf manche schönen Tage.
Doch taugen meine Verse nicht zur Klage.
Und außerdem hör´ich schon die Fanfare.

Der freie Markt spielt auf, er spielt allein.
Was einst ein Mensch war, ist nun Konsument.
Wer hat, der ist, wer ist, ist prominent.
Und alle leiden wir am Glücklichsein.

Rückblick

Sonntag, August 3rd, 2008

Als Kind, da hast du alle Zeit
Der Welt, doch später gehen Jahr um Jahr
Viel schneller, als es früher war;
Und manches tut uns dann auch leid
Und ist nicht mehr zu ändern.

Hampelmänner

Samstag, August 2nd, 2008

Hampelmänner da und dort,
Hampelmänner sind am Wort.

Will es wirklich keiner sehen,
Daß die Schreiber Wichte sind,
Daß die Künstler beinlos gehen,
Sänger taub und Maler blind,
Und die Blender auf der Bühne
Und am Steuer nur Betrüger,
Stürzt vom Gipfel die Lawine,
Bleiben Tote nur als Sieger.

Die Zeit ist reif

Samstag, August 2nd, 2008

Die Zeit ist reif, die Kunst ist faul,
Der Markt regiert, der Mensch sein Knecht
Und auch sein eigner Ackergaul.
Das findet unser Mensch gerecht
und manchmal sogar schön.

Die Zeiger drehn

Samstag, August 2nd, 2008

Die Zeiger drehn den Morgenhimmel grau;
Verschlafen schmeißen Leute ein paar Bissen
Den Schlund hinab. Die Schläfen ticken, müssen
Den Tag beginnen, Blechgewölk und Stau.

Die Zeiger drehn sich schneller, Stunden rinnen
Wie Rotz von Blutern, braun verfärbter Schweiß.
Verraucht ein Mensch, dann war er glühend heiß.
Es sind die Zeiger, die den Tag gewinnen.

Im Stoßverkehr, da heißt es Finger schärfen.
Am Lenkrad krallt im Manne sich die Wut.
Falls Therapeuten sich vor Räder werfen,
Dann wird gemäht, der Meister mitsamt Brut.

Die Zeiger drehn den Abendhimmel grau.
Heim will ein jeder, rasch in seine Stube.
Doch mancher steckt noch immer fest im Stau,
Und mancher fährt direkt in eine Grube.

Fleischballade

Samstag, August 2nd, 2008

Ein Rüpelslave, neureich rhythmisiert,
Vom Schuppenhals tropft eine Fettkrawatte,
Den Bauch gefüllt mit Champus, Fischlaich, hatte
Wohl unter Zwang die Rückwand braun lackiert.

Das Ehefleisch, nicht faul, sie treibt Karate,
Hat ihm deshalb die Warzen eingeseift,
Das Geld im Haus, auch Groschen, eingestreift.
Jetzt geigt ihr stündlich ein Potenzmulatte.

Den ödet schon das Hin-und Hergeschiebe,
Ihr welker Schenkelduft, der ekle Saft.
Und in der Nacht versetzt er ihr drei Hiebe,
So stark, daß sie im Tod noch reizvoll klafft.

Ein Knorpelfischer knüpft den frühen Morgen,
Da hängt ein freches Weibsbein an der Schnur.
Welch Fest und keine hormonellen Sorgen,
Schnaubt er. Am Grund, da tickt die Knochenuhr..

Der Sinn des Lebens

Freitag, August 1st, 2008

Am Sinn des Lebens ist so manche Stirn zerschellt.
Das Gute scheidet nach wie vor die Geister.
Das Böse ist zu oft der wahre Meister,
Wenn es aus Menschenhirnen eilig quillt.

An der Gerechtigkeit verzweifeln noch die Leichen,
Und Frömmeln ist beizeiten hochmodern.
Doch winkt den Eiferern kein heller Stern,
Wenn sie ein glattes Ziel erreichen.

Den Lohn für lebenslanges Pflichterfüllen
Erfährt der Mensch meist im Spital
Und endet dort erbärmlich trivial.
Es fehlte nicht am Willen.

Am Sinn des Lebens hängt ein Fragezeichen
Für jene, die nichts haben und doch sind
Ein Spielball in den Händen von zu Reichen,
Und eins vor allem, hundert Jahre blind.

Magistratsweisheit

Freitag, August 1st, 2008

Wer Tauben füttert,
Füttert Ratten,
Sagt der Affe
Zur Banane,
Die ins Maul
Er sich schiebt
Mit Genuß.
Und die Schale
Fällt zu Boden,
Wo sie liegt
Und verfault.