Stürmisches Wetter

Dezember 13th, 2009

Stürmisch ist das Wetter schon seit Tagen.
Regen fällt in die Gedanken, fällt und ich
Laufe ziellos durch trüben Straßen.

Lange war der Himmel klar. Und nächtens
Glitzerten die Sterne. An den Tagen
Lachte, weil die Sonne schien, mein Herz.

Plötzlich war der Horizont verschwunden.
Rasend schnell kam eine Wolkenfront,
Fraß das Blau des Himmels, die Gestirne.

Willst du nicht die Haustür wieder öffnen?
Alle Kleider sind durchnäßt. Ein Sehnen
Brennt in mir, ich spüre hohes Fieber.

Stürmisch ist das Wetter, nimmt kein Ende.
Stunden gehn im Kreis, ich hinterher
Als ein Schatten, zitternd an der Mauer.

Der Neid

Dezember 10th, 2009

Immer öfter seh ich heut in den Gesichtern
Auf der Straße ungeschminkt den bösen Blick.
Menschen machen sich zu selbstgerechten Richtern
Und verweigern den Gebeugten jedes Glück.
Ja, die Welt scheint wieder auf dem Kopf zu stehn.
Philosophen schwingen Reden gegen jene,
Die nichts haben und nichts sind. Wir können sehn:
Ringsum bleckt der aufgehetzte Mob die Zähne.

Venus im Zorn

Dezember 9th, 2009

Die Tage fließen
Jetzt ineinand wie
Kalte Farben auf
Papier die Nächte
Werden mit Muscheln
Tapeziert zählst du
Die Stunden manchmal
Die Narben vielleicht
Tragen die Engel
Dunkle Kaputzen
Denn hinter müden
Mauern pfeift der Wind
Ein Geheimnis und
Venus strahlt im Zorn

Advent-Stanze

Dezember 7th, 2009

Weihnacht naht mit Riesenschritten
In gar mächtigen Galoschen,
Attackiert mit bösen Tritten
Mitten in die blöden Goschen.
Unsere sind da gemeint!

Streß

Dezember 7th, 2009

Aus Schlaf und Traum erwacht, schau ich zur Uhr
Und haste aus dem Bett ins Bad. Ich muß
Mich voll beeilen, denn sonst bin am Schluß
Ich bloß ein Jäger auf der eignen Spur.

Schnell rein in die Klamotten, raus zur Tür,
Nicht mal für eine Zigarette bleibt
Genügend Zeit. Das Leben drückt, es treibt
Mich vorwärts, macht aus Nerven ein Geschwür.

Schon bin ich mitten drin im Hauptverkehr,
Wo jeder rast, doch alles staut und steht,
Derweil der Ungeist in die Nasen weht,

Uns Beine macht, ganz trocken und vulgär.
Ob es zu spät ist, oder noch zu früh,
Erkennen wir zur rechten Zeit wohl nie.

Traumnatur *

Dezember 2nd, 2009

Komm, reich mir die Hand. Wir tanzen heut nacht
Beim Licht der Sterne auf moosigen Steinen
Und machen hernach das Tier mit acht Beinen.
Aus zweien wird eins, zur Flamme entfacht.

Was kümmern uns Menschen. Wir trinken Mohn
Aus steinernem Krug und satteln die Träume
Zum Ritt für die endlosen Innen-Räume,
Wo Stimmen färben die Welt polyphon.

Zu Türmen steigen die Wellen im Meer.
Ja, hier in der Dünung wollen wir bleiben,
Wenn unsre Gedanken schwärmen und treiben,
Im Schatten des Herzschlags so leicht und schwer.

*für Gerda

Nicht dick noch dünn

November 30th, 2009

Die einen nennen sich zu dick.
Die anderen meist viel zu dünn.
Da hab ich doch tatsächlich Glück,
Daß ich nur schlicht und einfach bin.

Der Komma -King *

November 28th, 2009

Ach, Leute, schenkt dem Komma-King
Doch endlich mal den Duft von Rosen,
Denn gnadenlos stinkt stets sein Ding,
Der Beistrich, ihm aus allen Hosen.

* …ist der Beherrscher des Kommatums (jenes Reiches, wo der Beistrich das Wichtigste der Sprache ist); einer der vielen Irrtümer, die für das Netz so repräsentativ sind.

Der Misanthrop

November 23rd, 2009

Seit Wochen gehe ich nicht aus dem Haus,
Denn ich ertrag die anderen nicht mehr.
Die Menschen allesamt sind mir ein Graus.
Ein starker Ekel macht mich müd und schwer.
Wann endlich fegt das große Strafgericht
Die Menschenvölker weg von dieser Welt?
Dann wäre rein der Erde Angesicht,
Die Zukunft wieder blau und gut bestellt.
Noch aber frißt an ihr ein Krebsgeschwür,
Genannt “der Mensch”, und frißt sie für und für.

Schein - Abhängigkeit

November 20th, 2009

Wie Fliegen hilflos am Honigschlauch,
So kleben wir fest im www.
Die Wirklichkeit ist ein gelber Rauch,
Die Wahrheit ein Witz wie kalter Kaffee.

Wir sehen es nicht, wir glauben es nicht,
Daß wir uns verändern ziemlich schnell.
Und jeden, der solche Worte spricht,
Den heißen wir einen üblen Gesell´.

Wir haben uns tief in Schlingen verstrickt.
Sie ziehn sich zusammen mehr und mehr.
Und wem die Flucht aus der Knechtschaft glückt,
Der trägt an der alten Freiheit schwer.