Neujahr (T)
Januar 2nd, 2016Mit einem schweren
Kopf beginnt das neue Jahr
Und müden Beinen
Nach all dem Lärm der letzten
Nacht herrscht heute die Trägheit.
Mit einem schweren
Kopf beginnt das neue Jahr
Und müden Beinen
Nach all dem Lärm der letzten
Nacht herrscht heute die Trägheit.
Mit meiner Harley in die Wüste reiten,
Will ich noch heute, will zu den Schamanen.
Will rauchen, trinken, die Gedanken weiten,
Mit Pilzen und Kakteen, mit Bananen.
Mein treues Pferd aus Eisen schnurrt beim Fahren
Aus tiefer Kehle, durch die hohen Dünen.
Buschläufer treibt der Wind vorbei in Scharen.
Im Ohrgehäuse nisten weiße Bienen.
Die Sonne küsst den Sand, ich bin am Ziel,
Wo sie das Mehl der Zeit im Bottich kneten.
Die Nacht zieht auf. Ihr Atem streichelt kühl
Die Haut. Am Himmel schweifen die Kometen
Im uferlosen Schwarz, wo Myriaden
Von Sternen blinzeln, während wir am Feuer
Querflöte spielen, unsre Köpfe laden.
Der Fährmann aber nimmt die Hand vom Steuer.
Ich liege auf dem Rücken, hör die Stille
Ringsum, spür Mutter Erde unter mir.
Der Augenblick verweilt in seiner Fülle.
Ein Schatten wandelt sich zum wilden Tier.
Der Traum zerfließt im Kranz der Sonnenstrahlen.
Im Osten braut sich selbst ein großer Sturm,
Heult auf, zerbricht des Daseins dünne Schalen,
Macht jedes Wesen klein, zu einem Wurm.
* für Gerda
Ein dünner Faden
Rauch hängt über dem Schornstein
In klirrender Luft
Am Fenster stehend seh ich
Wie der Mond die Birke krönt
Hab di wia mi söbst so gern,
Daß i kriag des Reißn,
Waun i in dein siaßn Kern
Net derf einibeißn.
Nirgands gibt´s an Menschen, wie
du des bist - a Reifn -
Rund und voi, kaum siag i di,
Hab i scho an Steifn.
Auf da Wiesn - i und du -
Roin ma uns gaunz gfährlich
Durch de Fladn, heans Muh-Muh.
Alles stinkt so herrlich.
1. Fassung
Rotes Laub und Nacht
Käfer tragen goldene
Früchte in den Traum
2.Fassung
Rotes Laub und Nacht
Käfer trinken Tau Träume
Aus goldener Frucht
Im Wasserglas treibt
Eine Kakerlake grau
Dämmert der Morgen
Laub taumelt im Wind vielleicht
Lächelt heute der Spiegel
Die Welt ist schmutzig, grau und roh,
Ein Markt der Metzger, voll mit Würsten.
Da werden nur die Starken froh.
Die andern aber müssen dürsten.
Die Sonne brennt der Haut ein Loch.
Ein Knabe hockt in seinem Schatten,
Er pfeift das Lied “Gesprengtes Joch”
Und quält, was kommt. Jetzt sind es Ratten.
Kaum achtzehn wechselt er die Opfer,
Erwürgt ein Mädchen ohne Scheu.
Wo blieb denn Mutters Teppichklopfer?
Der brach zu schnell, war nicht mehr neu.
Er wird gefaßt, er wird zur Nummer
Für Richter und für Staatsanwälte,
In einem Reich, wo Seelenkummer
Verkümmert schnell zur Allzeit-Kälte.
Die Herrn in schwarzen Straftalaren
Verschaffen ihm die Pension.
Jetzt darf er hinter Gittern fahren,
Von Wand zu Wand , was macht das schon?
Am Donaufelsen lebenslang,
Wo Mann muß Mann beweiben,
Versteht er bald der Räder Gang:
Zur Freiheit hilft nur Schreiben.
Und Gott besucht ihn in der Nacht
Und spricht: Mein Sohn, du bist erwählt,
Denn dem nur leih ich größte Macht,
Der statt sich selbst die andern quält.
Die Jahre welken und er schreibt,
Schreibt Worte, Sätze, viele Seiten,
Was mann so im Gefängnis treibt,
Wie Häfenbrüder hardcore reiten.
Ein zweites Mal besucht ihn Gott:
Mein Sohn, du hast mich sehr erfreut.
Bald ist vorbei der Felsentrott.
Bald kommt für dich die rechte Zeit.
In Zukunft sei dein Name Jack,
Und deine Pflicht als guter Bürger
Heißt Saubermachen in dem Dreck
Der Weiberlust. Sei Gottes Würger.
Schau auf die Straßen, wo der Schmutz
Herumstolziert auf nackten Beinen.
Bring all den braven Leuten Schutz
Und laß die zuchtlos Weiber greinen.
Spricht Rauschebart und rauscht gleich ab.
Im Spiegel sieht nun Jack den Dichter.
Er schreibt mit Senf und nicht zu knapp.
Der Mensch hat zwei und mehr Gesichter.
Da kramen all die Ehrenwerten
Von hinten Menschlichkeit hervor,
Beweisen, daß sie nicht nur Härten
Verwahren im verschmalzten Ohr.
Nach fünfzehn Jahren in der Zelle
Steigt er zu Trommeln und Trompeten
Als freier Bürger in die Helle,
Sein Werk zu tun, für Gott zu töten.
Nun Freunde folgt der schaurig Teil:
Die Seele ist der tiefste Sumpf.
Ein Würger braucht nicht Draht noch Seil,
Ihm reicht ein feuchter Nylonstrumpf.
Poetisch reist er durch das Land,
Sein Antrieb kommt so recht auf Touren.
Ein jeder schüttelt ihm die Hand,
Und dort und da verschwinden Huren.
Die ganze Welt ein Pissoir.
Und keine Zeit, sie zu verschwenden.
Ob blond, ob braun, ob schwarz das Haar,
Er wird sein großes Werk vollenden.
Wenn´s Nacht wird und der Jack geht um,
Dann, Mädchen, müßt ihr euch verstecken.
Was Jack ergreift, das macht er stumm
Und schmeißt es hinter grüne Hecken.
Ein Jahr zerrinnt, Jack unterwegs,
Da schickt der bleiche Mond ein Zeichen
Dem alten Jäger; der erspäht´s.
Im Wald entdeckt er Leich um Leichen.
Kein Jammern hilft mehr und kein Fliehen.
In USA wird er erwischt
Und heimverfrachtet ohne Mühen
Und einem Richter aufgetischt.
Von Gott und aller Welt verraten
Zieht er mit einer Schnur den Strich,
Er hängt sich auf. Von seinen Taten
Die einzig gute, sicherlich.
Und die Moral von der Geschicht?
Die war schon eingangs nachzulesen.
Der Täter glänzt im Rampenlicht,
Indes die Opfer still verwesen.
Denn frisches Fleisch will diese Welt,
Der Markt der Metzger, der famose.
Wer da nicht treten will, der fällt
Und fällt hinab ins Bodenlose.
PS: Aus der Vorzeit der versfabrik, 90er Jahre
Der Abend schiebt sein dämmerndes Gesicht
Zum Fenster rein. Die Lippen lächeln: Bald
Ziehn Karawanen unterm Sternenlicht
Durchs wüste Land, in einen Zauberwald.
Doch draußen stehn Laternen, urinieren
Ihr trübes Gelb an steile Hausfassaden.
Der Regen kommt. Ich kann es in mir spüren,
Bevor die Tropfen platzen, fett wie Maden.
Im Zimmer flackern Kerzen, ziehn bizarre
Gestalten übern Tisch. Kristallisch blüht
Der Fuß der Zeit. Ich spiele die Gitarre,
Bis Träume klingen und der Dämon flieht.
* für Gerda
In seinem Mund stehn Lücken zwischen Zähnen.
Bald wird der Sommer Richtung Süden reisen.
Schau, sein Gesicht beginnt schon zu entgleisen.
Statt goldner Locken wehen dünne Strähnen.
Er hat sich aufgebläht, nun schrumpft er wieder.
So will’s der Kreislauf in defekter Spur.
Vorbei die Fleischbeschau samt Schamrasur,
Das klebrig satte Blau, das Auf und Nieder.
Ums Fallobst Wespenschwärme, faule Witze,
Zur letzten Süße spielen Grillen Geigen.
Gleich Boxern in den Seilen hängt die Hitze,
Indes am Horizont sich Wolken zeigen.
Der Regen wäscht uns ab, spült fort den Staub.
Und ringsum leuchtet farbenfroh das Laub.
Glaubt mir, dieser Sommer heuer
Hat die Hoffnung mir geraubt.
Doch was stört das den Herrn Meier,
der sogar beim Schwatteln glaubt,
Daß nur Fische wollen schwimmen,
Und die Menschen wollen Geld.
Denn die Rechnung, die muß stimmen
Überall auf dieser Welt.
Katastrophen kümmern Narren
Und die Klugen Kapital
Alles andere ist Schmarren,
Sagt Herr Meier jedes Mal,
Wenn ans Fenster hämmert Regen,
Seine Blase sich entleert
In die Hose. Welch ein Segen,
Seine Frau hat sie geteert.