Ein Frühling *

März 16th, 2016

Ja, manchmal hör ich noch die alten Lieder,
Sodaß ich an den einen Frühling denke,
Als voll in Blüte stand der weiße Flieder,
Und wir uns trafen in der kleinen Schenke,

Dort draußen in den Hügeln, wo auf satten
Kleeweiden Kühe grasten, während wir
Wie junge Füchse balgten uns im Schatten
Der Apfelbäume, nackt wie jedes Tier.

Doch komme ich in diese Gegend heute,
Gibt´s keine Schenke, Wiesen. Lärm und Teer,
Das Hin-und Hergerenne vieler Leute
In einem endlos grauen Häusermeer.

Und du, wo hat die Zeit dich ausgespieen,
Die, weil sie läuft, so manches Rückgrat bricht?
Siehst du im Frühling noch den Flieder blühen,
Derweil ein Sonnenstrahl durch Wolken sticht?

* für Gerda

13.3.2016

März 13th, 2016

Tag für Tag nur Regen, Regen,
Wind und Kälte obendrein,
Pfützen blubbern auf den Wegen,
Grau zeugt grau statt Sonnenschein.
Und vom Frühling keine Spur.
Bloß das Tick Tick Tick der Uhr.

Heckenrose *

Februar 22nd, 2016

Mit blauen Lippen
Küsst der Wind die Blüten
Der Heckenrose
Im Garten verweilt mein Blick
Bei Bienen und Hummeln
Ihre Nektarstiefel
Fangen das Sonnenlicht
Dornen stechen Bilder
Von damals vom Frühling von dir
Durch die Gedanken ins Herz

* für Gerda
(EF 2010)

Februar

Februar 14th, 2016

Der Jänner, dieser mürbe Kunde
Hat grußlos sich davongemacht.
Doch offen bleibt des Winters Munde,
Ein strenger Frost regiert die Nacht.
Der Morgen trübt den Himmel grau
Und alles Land ringsum trägt weiß.
Seh ich die Leute, wird mir flau,
Hat doch ein jeder seinen Preis
Klar sichtbar auf die Stirn geklebt,
Als würd nur für den Markt gelebt.

Wintergast (T)

Januar 26th, 2016

In deinen Wörtern
Ist der Winter zu Gast
Mit Eis und Kälte
Und einem weißen Kleid, das
Dunkle Gedanken verhüllt.

Zeig mir den Weg

Januar 21st, 2016

Was ist da in mir, das mich Tag um Tag nur zwingt,
Nicht schlicht und einfach so zu sein, wie ich gern wäre,
Dass nichts, was kommt, die Oberfläche auch durchdringt,
Und wenn, ist unter ihr nur Winterfrost und Leere.

Zeig mir doch einen Weg, der nicht zum Abgrund führt
Und schenk mir ein Gefühl, das nicht in Trauer endet,
Sodass das Dunkel in Gedanken sich verliert
Und jeder Sonnenstrahl mich wärmt und nicht mehr blendet.

Nachtfilm (FG)

Januar 15th, 2016

Und manchmal werden Nächte zum Vampir
Am Gehsteig mobben muffig Schamrosetten
Fassaden pissen flach wie Operetten
Ein brauner Bizeps spannt das Schloß der Tür

Elektrisch blühen Teenage-Paradise
Entzündlich spritzt des Meisters Mikrophon
Hypnotisch bläht der Lärm schlapft monoton
Genußtoll fingert Schinken mit Gemüse

Geschäftig fließt am Klo Nasalverkehr
Hysterisch beißt der Wodka die Gedärme
Euphorisch streichelt Rauch das Gras der Sterne
Ekstatisch taumeln Leiber hin und her

Ein Stiefelknecht zertritt den Schoß der Tür
Ein Rollkommando schießt scharf Konsonanten
Mit Schlagstock Filmriß und Denunzianten
Und manchmal werden Nächte zum Geschwür

aus der Vorzeit d. versfabrik

Jänner (S)

Januar 6th, 2016

Am Tag scheint alles grau und hart gefroren,
Der Himmel hängt herab bis ins Gesicht,
Im dichten Nebel wandelt ein Gerücht,
Und Kälte beißt in Nase, Mund und Ohren.

Zur Nachtzeit ist die Welt noch mehr verloren,
Fassaden drängeln aneinand ganz dicht,
Am Bildschirm lobt ein Dickbauch den Verzicht,
Im Keller hängt wer an den Wasserrohren.

Kein Bettler schläft heut unterm Brückenbogen,
Die Tiere darben oder sind verzogen,
Die Damen schlürfen gut beheizt Kaffee,

Wenn die versalzten Straßen knirschend schweigen,
Laternen schamlos sich zu Boden neigen,
Umtanzt von dichten Flocken weichem Schnee.

PS: aus d. Archiv d. versfabrik.at

Neujahr (T)

Januar 2nd, 2016

Mit einem schweren
Kopf beginnt das neue Jahr
Und müden Beinen
Nach all dem Lärm der letzten
Nacht herrscht heute die Trägheit.

Traumzeit *

Dezember 22nd, 2015

Mit meiner Harley in die Wüste reiten,
Will ich noch heute, will zu den Schamanen.
Will rauchen, trinken, die Gedanken weiten,
Mit Pilzen und Kakteen, mit Bananen.

Mein treues Pferd aus Eisen schnurrt beim Fahren
Aus tiefer Kehle, durch die hohen Dünen.
Buschläufer treibt der Wind vorbei in Scharen.
Im Ohrgehäuse nisten weiße Bienen.

Die Sonne küsst den Sand, ich bin am Ziel,
Wo sie das Mehl der Zeit im Bottich kneten.
Die Nacht zieht auf. Ihr Atem streichelt kühl
Die Haut. Am Himmel schweifen die Kometen

Im uferlosen Schwarz, wo Myriaden
Von Sternen blinzeln, während wir am Feuer
Querflöte spielen, unsre Köpfe laden.
Der Fährmann aber nimmt die Hand vom Steuer.

Ich liege auf dem Rücken, hör die Stille
Ringsum, spür Mutter Erde unter mir.
Der Augenblick verweilt in seiner Fülle.
Ein Schatten wandelt sich zum wilden Tier.

Der Traum zerfließt im Kranz der Sonnenstrahlen.
Im Osten braut sich selbst ein großer Sturm,
Heult auf, zerbricht des Daseins dünne Schalen,
Macht jedes Wesen klein, zu einem Wurm.

* für Gerda