Archive for Februar, 2009

Das Alte stirbt - das Neue krankt

Sonntag, Februar 22nd, 2009

Der eine liegt am Boden,
Der andre am Plafond,
Am Bildschirm wechseln Moden.
Was heißt das heute schon?

Der eine macht Geschäfte,
Mit Fleisch, Metall, Beton,
Der andere hat Kräfte,
Wie tausend KV Strom.

Der eine wird gezüchtet,
Auf seine Pflichten hin
Und ist zuletzt geflüchtet
Und schießt sich Heroin.

Der andre wird vernichtet,
Vergiftet ohne Sinn.
Er hat zuvor gesichtet
Drei Kübel voll Ruin.

Der eine läuft
Der andre fällt,
Die Stunde reift,
Das Tote quellt.

Der eine kommt, der andre geht.
Doch was ist mit dem Dritten?
Solch Frage kann, wie ihr leicht seht
Die Antwort sofort kippen.

Das Alte stirbt, das Neue krankt,
Der Bruder ist ein Klon.
Gefürchtet oder gar bedankt,
Was heißt das heute schon?

Der eine läuft,
Der andre fällt,
Die Stunde reift,
Das tote quellt.

Die Zukunft ist die bessre Welt,
Und nichts bleibt was es war.
Und kommen wird ein neuer Held,
Mit Glatze statt mit Haar.

PS: Aus d. Vorzeit d. versfabrik.at(1995)

Fleischtoll

Sonntag, Februar 22nd, 2009

Alkdunst im Hirn und in der Hand das Messer,
Laut flucht er, keucht, dann läuft er hinterher,
Der schlachtgeführten Kuh, die irgendwer
Befreit hat in der Hoffnung, es sei besser.

Der Metzger, fett und wütend, läuft noch immer
Dem Tiere nach, er brüllt: Halt sofort an,
Sonst quäl ich dich brutal, so gut ich kann.
Und alle Welt soll hören dein Gewimmer.

Das Tier bleibt stehen, dreht den kranken Kopf
Durch den seit Wochen Höllenschmerzen jagen.
Nur Leid, gezüchtet für den Küchentopf.
Und niemand ist, solch Schicksal zu beklagen.

Der Fleischer wendet, rennt entsetzt davon.
Zu spät. Durchbohrt. Das Leben spendet Hohn.

Das Gedicht nimmt Bezug auf denn millionenfachen Mord an Rindern in GB nach Auftreten des sogenannten Rinderwahnsinns, eine “Notwendigkeit”
für stabile Fleischpreise.
PS: Aus d. Vorzeit d. versfabrik.at

Gebt oder nicht

Samstag, Februar 21st, 2009

Gebt mir Hirn, das schwärt
Von einem Eierkopf,
Den Körper, der schon gärt,
Den aufgeschlitzten Kropf.

Gebt, was euch gefällt
Und einen Gummischlauch.
Für zwei drei Finger Geld,
Mach ich den Mensch zu Rauch.

Gebt mir einen Mund,
Voll Unschuld und doch krank.
Ich küsse ihn gesund
Und brauche keinen Dank.

Gebt mir keinen Hund,
Ich schlachte nur die Herrn.
Doch gebt mir einen Grund,
Sonst hab ich euch nicht gern.

Gebt mir etwas Raum
Und unverbrauchte Luft,
Dann baue ich den Traum
Direkt auf eurer Gruft.

Gebt drei Tropfen Blut,
Vom Knaben oder Wurm,
Dann züchte ich die Wut
Und bringe euch den Sturm.

Gebt mir keinen Gott,
Kein Heil und keinen Schein.
Ich brauche weder Schrott,
Noch fühl ich mich als Stein.

PS: Aus d. Vorzeit d. versfabrik.at

Vier Pfoten

Samstag, Februar 21st, 2009

Sie haben uns gefangen, abgeschlachtet.
Ihr Aufgang wurde des Planeten Fluch.
Das Foltern nennen sie voll Stolz Versuch.
Sie haben nicht einmal sich selbst geachtet.

Zum Monster wurde er genau betrachtet,
Der Mensch, und er verbreitet Mordgeruch,
Bedeckt die Welt mit grauem Leichentuch,
Hat höchste Grausamkeit allein gepachtet.

Als Leblos-Dinge sind wir auserkoren
Und ohne Schutz den Irren preisgegeben.
Sie planen uns, bevor wir noch geboren.

Denn Dummheit sucht und findet sich Piloten
Doch gleich wiegt aller Wesen Recht auf Leben,
Auf vier, auf freien, nicht gequälten Pfoten.

Gewidmet der NGO “Vier Pfoten”

PS: Aus d. Vorzeit d. versfabrik.at (1994)

Kleines Trostlied

Samstag, Februar 21st, 2009

Mein Freund, du bist gestrauchelt, bist
Gestürzt aufs harte Pflaster, blutig,
Kommst nicht hoch
Aus eigener Kraft. Bedenke wohl:
Kein einziger
Von all den Leuten rundherum
Reicht dir die Hand zur Hilfe. Nur
Kalte Finger zielen schamlos und direkt
Auf dieses - Gott sei Dank - nicht eigene
Elend und mein Freund:
Bedenke wohl, wenn´s irgendwie
Dir doch gelingt: Allein
Dein Schatten steht und geht
An deiner Seite und
Sonst nichts.

PS: Aus d. Vorzeit d. versfabrik.at

Bleich und blind

Samstag, Februar 21st, 2009

Weiß hat der Schnee das Haar gefärbt
Und Staub hat uns geblendet.
Belanglos ist, ob wer was erbt,
Wenn er zuvor verendet.

Traumsonett (3)

Donnerstag, Februar 19th, 2009

Wie rasend malträtieren sie Gitarren,
Auf Engelsstaub die langbehaarten Männer.
Elektro-Hiphop, Stampfen und Gehämmer
Verwandelt Tanzende in Hüpfaufnarren.

Jetzt fährt ins Stadion der Käfigkarren
Das öffentliche Hängen gilt als Renner
Beim Publikum, der Tötungsakt für Schlemmer,
Die gierig nur der Sterbefürze harren.

Noch einmal Rock´n Roll für Kniestrumpftanten
Und kühlen Hirnsalat für heiße Tage.
Ein kranker Stuhl verschickt an die Bekannten.

Am Bildschirm nicht erkennbar ist die Lage:
Expertenzeit, Saison für Spekulanten,
Das heißt auf Antwort folgt die nächste Frage.

PS: Aus d. Vorzeit d. versfabrik.at

Die Sägemannen/Lied

Mittwoch, Februar 18th, 2009

Wir waren sieben Kameraden.
Das waren wir , das waren wir.
An Sonnen-und an Regentagen:
Wir standen fest und standen hier.
Und wenn auch manche Freundschaft brennt:
Uns hat kein Feuer je getrennt.

Sie nannten uns die Sägemannen.
Wir holzten ab die Wälder,
Ob Föhren, Fichten oder Tannen,
Wir machten daraus Felder.
Es ging gar schnell und schon sehr bald,
Da schlugen wir den nächsten Wald.

Kettensäge sägt geschwinde,
Sägt durch Stamm und sägt durch Rinde,
Sägt ab Zweige, dicke Äste.
Übrig bleiben Späne, Reste.

Fast zwanzig Jahre haben wir gesägt
Im Süden, Osten, Westen, Norden.
Ja, zwanzig Jahre wild und gut gelebt,
Dann ist es schlimm geworden.
Kein Wald war mehr in dieser Welt,
Wir arbeitslos und ohne Geld.

So ging es mit uns rasch bergab.
Groß Karli war der erste
Er soff sich krank, zu einem Wrack.
Ach Leute, wie das schmerzte.
Nach ein paar Wochen war´s soweit:
Ein schwerer Laster fuhr ihn breit.

Kettensäge sägt geschwinde,
Sägt durch Stamm und sägt durch Rinde,
Und die Wurzel reißt mann rauß,
Denn der Mensch baut sich ein Haus.
Kettensäge sägt geschwind,
Sägt bis Bäume Holz nur sind.

Die nächsten waren Franz und Jo,
Sie kauften sich Pistolen,
Und machten Löcher sich im Klo.
Ich mußte Särge holen.
Und auch mein treuer Bruder Fritz:
Durch seinen Schädel fuhr der Blitz.

Das hat den Bert ganz stark bewegt,
Daß er sich gleichsam selbst zersägt,
Und Poldi stand daneben
Und wollte nicht mehr leben.
So sprangen wir denn Hand in Hand
Herab von hoher Felsenwand.

Kettensäge sägt geschwind,
Sägt bis nur noch Wüsten sind.
Und wir Menschen sind so blind.
Und wir Menschen sind so blind.

PS: Aus d. Vorzeit d. versfabrik.at (1994)

Traumsonett II (S)

Mittwoch, Februar 18th, 2009

Im Stalagtitenreich alpiner Grotten,
Geheimnisvoll grünt dort ein tiefes Licht,
Das zart im Höhlenlabyrinth sich bricht,
Am Boden Knochen, Kleider am Verrotten,

Vom Schattenfänger, der sich einst verirrte,
In Dunkelheit und Angst den Weg verlor.
Die Stille riß ihm aus das linke Ohr,
Im rechten hart der eigne Herzschlag klirrte.

Zum Himmel hoch nur Steine und dahinter
Ein Tier, verborgen, ohne Fell und blind,
Erlebt nach Flucht hier schon den x-ten Winter,

Als einziger, als letzter seiner Brüder.
Und einsam lauscht er, wenn ein Tropfen, wieder,
Sich löst und fällt, da draußen tollt der Wind.

PS: Aus d. Vorzeit d. versfabrik.at (1994)

Knechtschaft

Samstag, Februar 14th, 2009

Erspar dir doch das Beten,
Und besser noch, zu glauben,
So läßt du dich nicht treten
Und obendrein berauben.
Gewiß sei, daß das Heilskomplott
Nur Knechtschaft kann vererben;
Denn unfrei macht den Mensch sein Gott
Und führt ihn ins Verderben.