Archive for Januar, 2009

Von außen gesehen

Sonntag, Januar 25th, 2009

Zu schauen, Freunde, macht meist Sinn,
Und sei es durch das Schloß der Tür.
Doch bitte schaut genau auch hin,
Und was ihr seht, berichtet mir,
Denn was ihr seht, ist was ich bin,
Und was ich bin, steht auf Papier,
In Versen hingeschrieben.

Nachwuchssorgen und Korrektur (1.Fassung)

Samstag, Januar 24th, 2009

Klein Karli kam zur Welt mit Rübenkopf,
Und Poldi quält die krumme Wirbelsäule,
Bert hat statt Fahrgestell nur eine Keule,
Fritz kackt andauernd in den Suppentopf.

Der Poldi wird so hart gemacht wie Eisen,
Klein Karli zimmern sie den Kopf zurecht,
Dem Berti wachsen Flossen wie ein Hecht,
Und Fritzis Kot begafft ein Rat von Weisen.

Bert schwimmt die Tage unter morschen Brücken,
Klein Karli sammelt Wasser, um zu weinen,
Der Poldi schmeißt auf Leute gern mit Steinen,
Fritz muß zum Grüßen seinen Penis zücken.

Da wird dem Fritz der Stengel rasch geschnitten,
Klein Karli drosselt mann mit Nylonsack,
Der Poldi kriegt zu fressen schwarzen Lack,
Und Bert hat Papi längst entzweigeritten.

PS.: aus d. Vorzeit d. versfabrik.at

AKH

Samstag, Januar 24th, 2009

Moderne Medizin, ein Loch, drei Türen.
Im Vorraum grinst ein ausgestopfter Neger.
Durch Labyrinthe lausen Krankenschläger.
Jungärzte squashen mit frostfrischen Nieren.

Im Ambulanzraum fällt ein Hirn zu Boden
Und im OP wird rasend repariert.
Rasch handelt der Primar und amputiert
Statt fauler Ohren die gesunden Hoden.

In weißen Kitteln schwelln die Debütanten,
Denn ohne Pause läuft der Fleischverkehr,
So hochgerüstet wie das Militär,
Und Blut spritzt wie bei Schlachtviehfabrikanten.

Und wieder Nieren, heut zum Mittagsmahl.
Im Hof robotern Neuroautomaten.
Brutkästen speien Nachwuchspsychopathen.
Staubfrauen scheuern dürre Greise kahl.

Hier stirbt es sich so langsam, lang und leise,
An Schläuchen, Kabeln und Diplomsadisten.
In jeder Ecke Virenvölker nisten
Am Elendsende einer Lebensreise.

PS.: aus d. Vorzeit d. versfabrik.at

Im Wartezimmer (FG)

Samstag, Januar 24th, 2009

Krampfadern knüppeldick auf gelben Waden,
Darüber Fleischgewölbe schnaufend hängen,
Die eng an eng sich auf die Sessel drängen,
Gesichter wandeln sich zu Schweißfassaden.

Der Raum ist voll mit höchst maroden Kunden,
Die einen lachen und die andern flennen.
Hier lernen sich die Keimgenossen kennen:
Pro Woche einmal plaudern für zwei Stunden.

Der nächste bitte! Holzfuß schüttelt Hand,
Schrittmacher herzen sich und die Zirrhosen
Der Leber blühen blau wie Herbstzeitlosen,
Weil Rentner rotzen Fladen an die Wand.

Ein Säugling schenkt dem Zimmer Kotgeruch,
Die Mutter reißt vor Wut ihm aus ein Ohr,
Ein Junker hebt ein braunes Eisenrohr
Und drischt auf Stühle mit obszönem Spruch.

Die Assistentin kreischt laut: Polizei!
Der Arzt hat schnell die Praxistür verschlossen.
Manch einen macht die Warterei verdrossen,
Da stürmt ein Sondertrupp mit Tarzanschrei

Den Warteraum und arretiert die Kranken,
Derweil der Doktor schluckt viel Valium.
Das Loch ist ausgeräuchert, gänzlich stumm.
Auch gibt es keinen Grund, sich zu bedanken.

PS.: Aus d. Vorzeit d. versfabrik.at

Der Jammerer

Samstag, Januar 24th, 2009

Ich schreibe mir die Finger wund,
Und keiner will mich lesen.
Mann tritt mich wie den letzten Hund,
Wie ein Kloakenwesen.

Ich schreie mir die Lungen leer,
Und keiner will mich hören.
Ich höre nur das Bitte sehr,
Hör endlich auf zu stören.

Ich kämpfe mich durch Tag und Nacht,
Doch wird es so nicht besser.
Ein Schatten, der mich stets verlacht
Und im Gesicht Mitesser.

Ich lache nicht, ich weine nicht,
Auch wenn ich das gern würde.
Und blicke ich zu scharf ins Licht,
Erkenne ich die Hürde.

PS.: aus d. Vorzeit der versfabrik.at

Schluß *

Samstag, Januar 24th, 2009

Ein jeder Anfang führt zu einem Ende,
Dem Sonnenaufgang folgt ein Untergang.
Und kurz dünkt dich ein Leben, das zu lang
Ein andres war, im Schatten rauher Hände.

Versiegelt und verbaut wird das Gelände,
Und statt der Freiheit findest du nur Zwang.
Ein jeder Anfang führt zu einem Ende,
Dem Sonnenaufgang folgt ein Untergang.

Tief im Gedächtnis haust noch die Legende
Von einem fernen, einem schönen Klang,
Der, hörst du ihn, in dir erzeugt den Drang
Nach reiner Atemluft, nach einer Wende.
Ein jeder Anfang führt zu einem Ende,
Dem Sonnenaufgang folgt ein Untergang.

* für Gerda

Telefonterror

Mittwoch, Januar 21st, 2009

Wer kennt nicht Tage, wenn das Telefon
Andauernd ohne Unterbrechung läutet,
Sodaß der Ärger sich in uns nur weitet,
Weil die Belästigung ist Terror schon.

Und jeder Anruf, nichts als Nichtigkeiten.
Und selbst läuft einem alle Zeit davon.
Und wieder kreischt die Glocke monoton
Und hört und hört und hört nicht auf zu läuten.

Doch einmal ist der Faden überdehnt,
Dann wird der Technik Segen uns zum Fluch.
Dann kommt mir in den Sinn ein schlichter Spruch:

Der Fortschritt hat die Menschlichkeit gelähmt,
Und auch der Traum von Zukunftsparadiesen
Wird enden für die meisten in Verliesen.

PS.: aus d. Vorzeit der versfabrik.at.

Der neue Präsident

Dienstag, Januar 20th, 2009

Vergeßt ihr Leute all den Kummer,
Den ihr mit euch tragt bis ins Klo.
Ein neuer Führer, welche Nummer,
Macht auch die trübsten Tassen froh.
Amerika will er erneuern,
Und auch den Rest, was zählt der schon?
Deshalb, ihr Leute, wolln wir feiern:
Zur Welt kam nämlich Gottes Sohn.
Du meinst, das ist dick aufgetragen?
Ich meine ja, da hast du recht.
Doch gilt es jetzt, kein Glas zerschlagen,
Weil Sinnestäuschung lebt als Knecht.

Jung und alt (1-3) *

Donnerstag, Januar 15th, 2009

1)

Was brauchen wir denn überhaupt die Alten,
Die statt ins Grab sich nach der Jugend sehnen,
Die durch ihr Sein die Zukunft uns verhöhnen,
Auf unsren Sesseln sitzen und dort schalten,

Und dabei alle Macht in Händen halten,
Und sie verteidigen mit Plastikzähnen.
Was brauchen wir denn überhaupt die Alten,
Die statt ins Grab sich nach der Jugend sehnen.

Wir zahlen, sie am Leben zu erhalten,
Indes sie unsre Pflichten stets erwähnen,
Als Söhne, Töchter. Mit senilen Tränen
Verfolgen sie uns noch aus Heilanstalten.
Was brauchen wir denn überhaupt die Alten,
Die statt ins Grab sich nach der Jugend sehnen.

2)

Wir haben alles nur für euch getan,
Aus Chaos eine neue Welt geschafft,
Allein mit unsrer eignen Hände Kraft,
Und wollten etwas Dank in unsrem Wahn.

Gesprengt ward der Planet aus seiner Bahn,
Und Alter ist ein Wort für Einzelhaft.
Wir haben alles nur für euch getan,
Aus Chaos eine neue Welt geschafft.

Mein müdes Antlitz rötet sich vor Scham,
Seh ich, wie ihr uns wie im Zoo begafft.
Den Riß, der zwischen alt und jung weit klafft,
Schließt rasch der Tod, denn nach uns kräht kein Hahn.
Wir haben alles nur für euch getan,
Aus Chaos eine neue Welt geschafft.

3)

Ich will die Welt mit deinen Augen sehen;
Und ich mit deinem Herzschlag Jugend spüren.
All jenen, die da immer intrigieren,
Wolln wir nicht länger auf den Leim mehr gehen.

Wir wolln einand von gleich zu gleich verstehen,
Zu teuer ist die Zeit, sie zu verlieren.
Ich will die Welt mit deinen Augen sehen.
Und ich mit deinem Herzschlag Jugend spüren.

Das Leben ist viel mehr, als sich nur blähen
Und Gier und Geiz solln andere verführen.
Das Herz schlägt links, solang wir existieren,
Wir fallen nicht, wenn sich die Winde drehen.
Ich will die Welt mit deinen Augen sehen;
Und ich mit deinem Herzschlag Jugend spüren.

* für Gerda

Hand in Hand *

Dienstag, Januar 13th, 2009

Will tanzen, tanzen in den hohen Wellen,
Hinauf, hinab, entlang den Palmenstrand,
Und weiter, weiter übern letzten Rand,
Wo Tag und Nacht sich paaren wie Libellen

Auf Blüten, die im Rausch der Farben schwellen,
Will singen, singen mit dir Hand in Hand.
Will tanzen, tanzen in den hohen Wellen,
Hinauf, hinab, entlang den Palmenstrand.

Und mit dem Wind, dem lustigen Gesellen,
Wolln reisen, reisen wir nach Sarmakand,
Traumklettern in der breiten Wolkenwand,
Und fallen, fallen und im Glück zerschellen.
Will tanzen, tanzen in den hohen Wellen,
Hinauf, hinab, entlang den Palmenstrand.

* für Gerda