Archive for the ‘02 Verse’ Category

Stimmvieh

Donnerstag, August 28th, 2008

Es wachsen ringsum Wälder von Plakaten,
Manch eines größer als ein Zeppelin,
Sogar am Lande grinst, nicht nur in Wien,
Ganz gleich wo, ein Gesicht des Kandidaten,

Der einen wie der anderen Partei
Auf die wie Zwerge buckelnden Passanten
Herab, als Liebling virtueller Tanten,
Politisch ein bemaltes Kuckucksei,

In unser aller Zukunftsnest gelegt,
Sodaß wir es zur Wahl nur brüten müssen.
Das nennt sich Common Sense und wird gepflegt,

Denn reizt die Blase, gehen wir meist pissen,
Und wird gewählt, dann wählen wir, egal
Ob das Gebotene ist ein Skandal.

Vorwahlzeit

Mittwoch, August 27th, 2008

Wir gehen hin - gebeugt - und gehen her
Und werden ringsum ständig voll beschallt,
Bestrahlt, bis es sich in die Därme krallt,
Indes das Ich fühlt sich verbraucht und leer.

Die Lüge frißt uns wie ein Karzinom.
Wir stöhnen. Bilder blenden uns, jedoch
Wir gehen weiter hin und her im Joch,
Und tragen auf den Schultern blanken Hohn.

Hell glänzt der falsche Schein der Demokraten,
Der uns verblödet. Alles ist Partei.
Ob rot, ob schwarz, ob grün, ist einerlei.

Und schlimmer noch sind ihre Kandidaten,
Die sich da dümmlich balgen um die Macht
In einem Schauspiel, finster wie die Nacht.

Vision

Dienstag, August 26th, 2008

Der Himmel liegt wie Glas zerschellt am Boden und
In den Kanälen jagen Ratten nackte Leute,
Die schreiend gerne wären jetzt ihr toter Hund.
Doch ist kein Gestern mehr, kein Morgen und kein Heute,
Es gibt nur einen schwarzen Schlund, der alles schluckt.

Sonntagmorgen

Montag, August 25th, 2008

Der Sonntagmorgen ist so träg gestimmt,
Der Regen draußen kann mich nicht berühren.
Geschlossen bleiben heut die Wohnungstüren.
Es ist die Faulheit, die den Tag gewinnt.

Im Stiegenhaus hängt schwerer Fleischgeruch,
Die Nachbarn bruzzeln ölig Billigware,
Auf meinem Schädel färben sich die Haare,
Auf blauer Zunge klebt ein roter Fluch.

Die Stunden fließen wie ein zäher Strom,
Und seine Wellen machen mich nur müde,
Im ersten Stock brüllt eine Stimme rüde,

Der Hausherr putzt herab den eignen Sohn,
Im Hof spieln Tauben gurrend mit der Liebe,
Belauscht vom schwarzen Kater am Balkon.

Miethaus

Sonntag, August 24th, 2008

Dem Alten will sein Alter nicht genügen
Die Stufen sind, wie meist, zu hoch gebaut
Die Innenwände halten keinen Laut
Doch blank gescheuert ist der Stein der Stiegen

Nur noch im Filz der müden Stiefelmatten
Erhält der Staub ein längeres Asyl
Der Sinn des Lebens, hier ein Besenstiel
Im Keller hausen Sklaven neben Ratten

Kein Gift kann diese Tiere noch vernichten
Doch manche Kinderlippen färbt es grün
Vom dritten Stock wolln zwei Gebückte fliehn
Und taumeln in den Schleim von Hausgerüchten

Knapp an der Wohnungstür verschimmelt eine Lahme
Zwei Wochen lang, was wiegt das Wechselgeld
Am Horizont der Mietkasernenwelt
Spieln abgelutschte Weiber gern die Dame.

Erwachen

Samstag, August 23rd, 2008

Grau kommt der Tag durchs Fenster reingekrochen,
Was soll´s, aufwachen muß ich sowieso,
Und das Gedudel aus dem Radio
Klingt so, als würd´der Sänger abgestochen.

Am besten wär´s, den Kopf zur Seite drehen,
Ins Traumreich kippen, Alltagstrott vergessen,
Uhrzeiger, die uns auf den Boden pressen,
Bei Licht ist alles eklig anzusehen.

Jetzt keppelt auch noch blöd das Telefon,
Und irgendwer muß irgendwen schnell sprechen.
Der Nachbar ist seit gestern schon beim Zechen,

Im Vorraum tröpfelt Wasser monoton.
Das reicht, der Ärger zwingt mich auf die Beine,
Ich geh ins Klo und spül mich weg mit Leine.

So nett

Samstag, August 23rd, 2008

Gut tut Geruch von faulen Eingeweiden,
Die Furzerei entzückt, macht mächtig froh,
Wenn Ärsche knattern öffentlich am Klo,
Bin ich dabei beim konzertanten Treiben.

Und platzt die Hose, muß ich mich beweiben,
Am besten wortlos rasen, rasch und roh.
Doch pflügen Venushügel Laus und Floh,
Dann steigt die Lust, sich aneinand zu reiben.

Wer denkt da noch an Rotz und Nasenbohren,
An Zungenschleim und fettes Lippenrot,
Wen kümmern Schweißtoupet und Schmalz aus Ohren,

Wenn wir uns wild mit frisch gestuhltem Kot
Die Mäuler stopfen und die Schenkel schmieren,
Und so dann heftig stinkend kopulieren.

Was ist der Mensch

Freitag, August 22nd, 2008

Ein ausgewachsener Egoist; grausam, tückisch und feige,
Ein Neider voll Niedertracht, maßlos machtgeil in seinem
Größenwahn, den das Gefühl der Minderwertigkeit gezeugt;
Hund und Herr in einem und Hure dazu; gottgleich als Richter
Und Henker über seinesgleichen wie andersgleichen; plump,
Blöde, blasphemisch; kurzsichtig und langweilig und nicht
Zuletzt so abgrundtief häßlich von Gestalt und Angesicht,
Verkehrt er dies ins Gegenteil; als talentierter Lügner,
Selbstbetrüger träumt er sich schön vorm Spiegel, so
Krank und krankmachend, als Karzinom für den Planeten
Ist er nicht die Krone der Schöpfung, sondern ihr stinkender
Kot, der nicht nur als Masse mörderisch alles zerstört,
Lautet die Gleichung Mensch=Unmensch für all seine Zeit.

Ich bin nicht einer…

Mittwoch, August 20th, 2008

Ich bin nicht einer von den Knackwurst-Kandidaten,
Die alles besser wissen oder aber nicht.
Tatsächlich bin ich voll und ganz mißraten,
Drum zeige ich mich selten nur bei Licht,
Und wenn, dann dürft ihr meinen Arsch bestaunen,
Als eine Wurzel aus Rundum-Quadraten
Macht er den Stuhlgang zum Sofortgedicht.
Als eine von drei duftigen Sonaten
Schließt er die Runde als Ruckzuckgerücht.

“Schweinerei”

Dienstag, August 19th, 2008

Wer spricht hier noch von Schweinerei,
Von falschen Schlangen, dummer Kuh,
Dem klopfen wir das Hirn zu Brei,
Spricht dann noch wer von Sauerei,
(Und sagt er´s nur zu seinerlei),
Wir füttern ihn mit Flüssigblei,
Macht er nicht schnellstens einen Schuh,
Und sagt noch immer Sauerei
Und falsche Schlange, dumme Kuh.