Archive for the ‘02 Verse’ Category

Telefonterror

Mittwoch, Januar 21st, 2009

Wer kennt nicht Tage, wenn das Telefon
Andauernd ohne Unterbrechung läutet,
Sodaß der Ärger sich in uns nur weitet,
Weil die Belästigung ist Terror schon.

Und jeder Anruf, nichts als Nichtigkeiten.
Und selbst läuft einem alle Zeit davon.
Und wieder kreischt die Glocke monoton
Und hört und hört und hört nicht auf zu läuten.

Doch einmal ist der Faden überdehnt,
Dann wird der Technik Segen uns zum Fluch.
Dann kommt mir in den Sinn ein schlichter Spruch:

Der Fortschritt hat die Menschlichkeit gelähmt,
Und auch der Traum von Zukunftsparadiesen
Wird enden für die meisten in Verliesen.

PS.: aus d. Vorzeit der versfabrik.at.

Der neue Präsident

Dienstag, Januar 20th, 2009

Vergeßt ihr Leute all den Kummer,
Den ihr mit euch tragt bis ins Klo.
Ein neuer Führer, welche Nummer,
Macht auch die trübsten Tassen froh.
Amerika will er erneuern,
Und auch den Rest, was zählt der schon?
Deshalb, ihr Leute, wolln wir feiern:
Zur Welt kam nämlich Gottes Sohn.
Du meinst, das ist dick aufgetragen?
Ich meine ja, da hast du recht.
Doch gilt es jetzt, kein Glas zerschlagen,
Weil Sinnestäuschung lebt als Knecht.

Jung und alt (1-3) *

Donnerstag, Januar 15th, 2009

1)

Was brauchen wir denn überhaupt die Alten,
Die statt ins Grab sich nach der Jugend sehnen,
Die durch ihr Sein die Zukunft uns verhöhnen,
Auf unsren Sesseln sitzen und dort schalten,

Und dabei alle Macht in Händen halten,
Und sie verteidigen mit Plastikzähnen.
Was brauchen wir denn überhaupt die Alten,
Die statt ins Grab sich nach der Jugend sehnen.

Wir zahlen, sie am Leben zu erhalten,
Indes sie unsre Pflichten stets erwähnen,
Als Söhne, Töchter. Mit senilen Tränen
Verfolgen sie uns noch aus Heilanstalten.
Was brauchen wir denn überhaupt die Alten,
Die statt ins Grab sich nach der Jugend sehnen.

2)

Wir haben alles nur für euch getan,
Aus Chaos eine neue Welt geschafft,
Allein mit unsrer eignen Hände Kraft,
Und wollten etwas Dank in unsrem Wahn.

Gesprengt ward der Planet aus seiner Bahn,
Und Alter ist ein Wort für Einzelhaft.
Wir haben alles nur für euch getan,
Aus Chaos eine neue Welt geschafft.

Mein müdes Antlitz rötet sich vor Scham,
Seh ich, wie ihr uns wie im Zoo begafft.
Den Riß, der zwischen alt und jung weit klafft,
Schließt rasch der Tod, denn nach uns kräht kein Hahn.
Wir haben alles nur für euch getan,
Aus Chaos eine neue Welt geschafft.

3)

Ich will die Welt mit deinen Augen sehen;
Und ich mit deinem Herzschlag Jugend spüren.
All jenen, die da immer intrigieren,
Wolln wir nicht länger auf den Leim mehr gehen.

Wir wolln einand von gleich zu gleich verstehen,
Zu teuer ist die Zeit, sie zu verlieren.
Ich will die Welt mit deinen Augen sehen.
Und ich mit deinem Herzschlag Jugend spüren.

Das Leben ist viel mehr, als sich nur blähen
Und Gier und Geiz solln andere verführen.
Das Herz schlägt links, solang wir existieren,
Wir fallen nicht, wenn sich die Winde drehen.
Ich will die Welt mit deinen Augen sehen;
Und ich mit deinem Herzschlag Jugend spüren.

* für Gerda

Hand in Hand *

Dienstag, Januar 13th, 2009

Will tanzen, tanzen in den hohen Wellen,
Hinauf, hinab, entlang den Palmenstrand,
Und weiter, weiter übern letzten Rand,
Wo Tag und Nacht sich paaren wie Libellen

Auf Blüten, die im Rausch der Farben schwellen,
Will singen, singen mit dir Hand in Hand.
Will tanzen, tanzen in den hohen Wellen,
Hinauf, hinab, entlang den Palmenstrand.

Und mit dem Wind, dem lustigen Gesellen,
Wolln reisen, reisen wir nach Sarmakand,
Traumklettern in der breiten Wolkenwand,
Und fallen, fallen und im Glück zerschellen.
Will tanzen, tanzen in den hohen Wellen,
Hinauf, hinab, entlang den Palmenstrand.

* für Gerda

Mich verstecken *

Sonntag, Januar 11th, 2009

An manchen Tagen möcht ich mich verstecken.
Da wird mir einfach diese Welt zuviel.
Es fehlt der Wille dann zum Menschenspiel:
Nur Ärsche treten oder Ärsche lecken;

Nur Wirt sein oder für den Wirt die Zecken;
Nur immer schneller rennen bis zum Ziel.
An manchen Tagen möcht ich mich verstecken.
Da wird mir einfach diese Welt zuviel.

Die Zeit schlug Narben mir und blaue Flecken.
Sie treibt mich oft ins innere Exil.
Wo jeder Spiegel zeigt nur das Profil,
Trag ich das Sein so wie ihr Haus die Schnecken.
An manchen Tagen möcht ich mich verstecken.
Da wird mir einfach diese Welt zuviel.

* für Gerda

Immer weiter, immer fort *

Samstag, Januar 10th, 2009

Wer keine Bleibe hat, der bleibt beim Reisen.
Das ganze Dasein ist ihm Karneval,
Das Immer-weiter-Fahren Ritual,
Ob vor, zurück, die Quintessenz heißt Kreisen.

Das Fernweh singt zumeist die schönsten Weisen,
Die Fremde wird dem Fühlen Futteral.
Wer keine Bleibe hat, der bleibt beim Reisen.
Das ganze Dasein ist ihm Karneval.

Dahin, dahin auf nicht gebauten Gleisen,
Im Regen, Schnee, im heißen Sonnenstrahl,
Zum Horizont, durchs vorbestimmte Tal,
Nicht Gestern, Morgen; Heute will er preisen.
Wer keine Bleibe hat, der bleibt beim Reisen.
Das ganze Dasein ist ihm Karneval.

* für Gerda

Allein gegen alle *

Donnerstag, Januar 8th, 2009

Ich bin allein, und gegen mich sind alle,
Das hat manch einen schon ins Grab gebracht,
Denn wer da ängstlich zweifelt und nicht lacht,
Der zappelt hilflos in der andern Falle.

Und netzen meine Schläfen Schneekristalle,
Hab ich die Sache hundertfach durchdacht.
Ich bin allein, und gegen mich sind alle,
Das hat manch einen schon ins Grab gebracht.

Für euren Gürtel spiel ich nicht die Schnalle,
Bin Deserteur in der Entscheidungsschlacht
Und Fackel durch der Dummheit dunklen Schacht,
Das rechte Wort inmitten von Gelalle.
Ich bin allein, und gegen mich sind alle,
Das hat manch einen schon ins Grab gebracht.

* für Gerda

Der große Schwindel *

Mittwoch, Januar 7th, 2009

Ich kann den falschen Sermon nicht mehr hören:
Tu dies! Tu das! Tu´s schneller! Tu es früh
Bis spät! Tu´s länger gleich Maschinen, die
Der Mensch geschaffen hat, sich zu zerstören.

Sei folgsam, dumm, sei fruchtbar, dich zu mehren,
Sonst bricht das Fundament der Hierarchie.
Ich kann den falschen Sermon nicht mehr hören:
Tu dies! Tu das! Tu´s schneller! Tu es früh!

Mann sagt, daß Existieren heißt Bewähren.
Du spielst dein Leben, andre führn Regie.
Und kippen dich auf eine Deponie,
Als Fehler im System von Hasardeuren.
Ich kann den falschen Sermon nicht mehr hören:
Tu dies! Tu das! Tu´s schneller! Kikriki!

* für Gerda

Kind und Keller *

Mittwoch, Januar 7th, 2009

Die Stufen führen in die Dunkelheit
Hinunter in den häßlich schwarzen Schlund,
Dort, wo sich alles Böse sammelt und
Mit roten Augen auf mich starrt, bereit.

Es ist die Furcht, die lautlos in mir schreit,
Sodaß die Welt scheint ohne Sinn und Grund.
Die Stufen führen in die Dunkelheit
Hinunter in den häßlich schwarzen Schlund.

Ich mache Licht, schon naht Entsetzen breit.
Da hängt der Nachbar mit gespreiztem Mund,
Am Strick, verlassen wie ein Vagabund,
Die Zunge bläulich, steif, als wär´s ein Scheit.
Die Stufen führen in die Dunkelheit
Hinunter in den häßlich schwarzen Schlund.

* für Gerda

Die Beutelschneider *

Mittwoch, Januar 7th, 2009

Schon wieder rückt das Pack mir auf die Pelle,
Obwohl bei mir doch nichts zu holen ist.
Nicht heute, morgen, und zu keiner Frist.
Sie glauben wohl, ich bin die Bachforelle,

Die sie mit Haken reißen aus der Quelle,
Daß Blut das klare Wasser trübend küßt.
Schon wieder rückt das Pack mir auf die Pelle,
Obwohl bei mir doch nichts zu holen ist.

Wenn Geiz und Gier sich paaren auf die Schnelle,
Erzeugt das lang nicht eine gute List,
Mich auszusacken. Spart euch diesen Mist
Und schreckt die anderen mit Schuld-Gebelle.
Schon wieder rückt das Pack mir auf die Pelle,
Obwohl bei mir doch nichts zu holen ist.

* für Gerda