Archive for the ‘02 Verse’ Category

Ihr und Ich

Montag, März 2nd, 2009

Ihr Leute, langsam wird es öde,
Denn ganz egal, wo ich auch bin,
Ein jeder glotzt mich an wie blöde,
Als brächte es ihm gar Gewinn,
Ob alt, ob jung, ob Frau , ob Mann,
Und ich weiß nicht, wie mir geschieht,
Ob früh, ob spät, ob irgendwann,
Als ob ich etwas bin, das blüht.
Vielleicht könnt ihr an mir nicht riechen,
Das, was euch einig macht: Gestank,
Gehorsam und der Wunsch zu kriechen,
Das fehlt mir wirklich, Zeus sei Dank.
Der Mensch als Masse ist zuwider
Mir immer schon, ich sag es frei,
Die Macht der Masse zwingt mich nieder,
Sie quetscht das Ich zu einem Brei.
Sie macht aus Menschen Marionetten,
Das Leben lieblos, leer und dumpf,
Sie schnürt das Sein in schwere Ketten,
Und macht die Erde voll zum Sumpf.

Wertewandel

Sonntag, März 1st, 2009

Es wandelt Zeit die Werte,
Wo hinter Gitterstäben
Verkümmert jede Fährte
Wie unser ödes Leben.
Und Dichter sind nur Laffen
Und Denker sterben aus,
Zuvor schon die Giraffen,
Doch dafür bleibt die Laus.
Und Dichter spielen Lego,
Denn Laptops und PC
Erschaffen schnell ein Ego
Und trinken nicht mal Tee.
So wandeln sich die Zeiten,
Die Menschen treten ab,
Und trampeln auf den Leuten
Und treten nicht zu knapp.
Es naht die Zeit der Klone,
Der Fortschritt: Kollektiv.
Wer jetzt sitzt hoch am Throne,
Der fällt bald ziemlich tief.

Der Ort, wo wir uns treffen

Samstag, Februar 28th, 2009

Es ist der Atem, der die Worte trägt.
Es ist ein Dichter, der die selben pflegt,

Sie fügt in Verse, nicht so irgendwie,
Und diese klingen läßt als Melodie.

Es ist der Leser, den der Vers berührt,
Wenn er im Klang des Dichters Atem spürt.

Und Mode, Zeit und Raum verschütten nicht
Den Ort, wo sie sich treffen, das Gedicht.

PS: aus der Vorzeit der versfabrik.at

Die Fratze

Freitag, Februar 27th, 2009

Ach, ich hab die Schnauze voll
Von dem ganzen Welttheater.
Gestern Nacht soff ich wie toll.
Heute frißt an mir der Kater.
Nur die Fratze dieser Welt
Bleibt mir unerträglich, ist
Wie im Horrorfilm, entstellt,
Zugeschissen und verpißt.

Obama

Freitag, Februar 27th, 2009

Laut brülln alle: Yes, we can!
Feierlicher noch: Obama!
Daß die Ohren platzen, denn
Diese Welt ist kein Nirvana.

Nebelkrähe

Donnerstag, Februar 26th, 2009

Heut sah ich eine Nebelkrähe,
Die schon begann ihr Nest zu bauen.
Der Winter geht, doch kommt ein Grauen,
Wenn ich weit in die Zukunft sehe.

Aschermittwoch

Mittwoch, Februar 25th, 2009

Noch gestern haben wir manch Flasche
Mit Lärm und Lallen leergemacht.
Heut streuen wir aufs Haupt uns Asche,
Wie aus dem Albtraum aufgewacht,
So stehn wir wie betäubt vorm Spiegel
Und stiern ins Glas mit blödem Blick,
Weil das Gedächtnis schließt ein Riegel,
Der sich verkleinert Stück für Stück.
Indes ein kühler Morgen grüßt
So nebelbleich, so nimmersatt,
Und endlich ein Gedanke sprießt,
Der Krücken und Prothesen hat,
Dem trägen Körper zu befehlen,
Sich in das morsche Rad der Zeit
Wie jeden Tag hineinzuquälen,
Ganz gleich, obs regnet oder schneit.

Gefräßig ist das Maul der Stunden,
Und ihr Gedärm verdaut gar schnell.
Was sind wir denn: Nur Kot von Hunden.
Ich meine jetzt materiell.

Rennen müßt ihr

Mittwoch, Februar 25th, 2009

In den Schädeln sind Antennen
Für Befehle, scharf gewürzt:
Rennen müßt ihr Leute, rennen!
Und Verlierer ist, wer stürzt
Und nicht weiterrennen kann
Oder weiterrennen will.
Wisset denn, ein wahrer Mann
Definiert sich durch Gebrüll.

24.2.09

Dienstag, Februar 24th, 2009

Komm laß uns heut noch Fasching feiern,
Denn morgen ist das Fest vorbei.
Dann heißt es wieder hirnlos eiern
Durch unsern zähen Alltagsbrei.

Die letzte Straßenbahn

Dienstag, Februar 24th, 2009

Die letzte Straßenbahn ist abgefahren.
Die späten Zweifler müssen nun fest frieren.
Ein Schließer prüft die Schlösser an den Türen.
Ein Sportsmann spürt im Knie den Sand von Jahren.

Ein braver Bürger riecht ringsum Gefahren.
Ein Passagier schluckt schleimig röchelnd Viren.
Ein Biologe reibt sich an Papieren.
Die letzte Straßenbahn ist abgefahren.

Zu Hause wartet wer im stumpfen Licht.
Ein Rentner rollt aus seinem Bett benommen.
Am Bildschirm ist der Held dem Tod entronnen.
Im Spiegel dämmert heillos ein Gesicht.

Aus Wänden kreischen Fratzen wie benommen.
Im Keller wird vor Wut ein Balg erstickt.
Ein Vater baumelt vom Plafond entrückt.
Der letzte Zug ist niemals angekommen.

PS: Aus d. Vorzeit d.versfabrik.at