Die Scharte
Donnerstag, März 12th, 2009Nun, aus momentaner Warte
Sitzt im Antlitz dieser Welt
Eine höchst brutale Scharte,
Offen, geifernd, nach mehr Geld.
Nun, aus momentaner Warte
Sitzt im Antlitz dieser Welt
Eine höchst brutale Scharte,
Offen, geifernd, nach mehr Geld.
Zeig mir doch den Arsch der Welt,
Oder zeig mir ihr Gesicht.
Und ich sag dir, mir gefällt
Eins wie´s andre nicht.
Was ist häßlich, was ist schön?
Was ist gut und was ist schlecht?
Wenn wir in den Spiegel sehn,
Wird das Falsche plötzlich echt.
Letzte Nachricht aus dem Äther
Lautet: Leute sperrt die Türen
Zu, weil sonst die Amoktäter
Euch wie Fliegen massakrieren.
Letzte Nachricht aus dem Äther
Lautet: Leute sperrt die Türen
Auf, weil mann die Amoktäter
Konnte glücklich massakrieren.
Letzte Nachricht aus dem Äther
Lautet, daß der Wirtschaftskrise,
Wie sie meinen, Schuldlosväter
Planen neue Paradiese.
Letzte Nachricht aus dem Äther
Lautet: Leute, morgen früh
Wird es besser oder später.
Aber was, für wen und wie?
Wo doch jeder Gassenköter
Später schlechter lebt als nie.
Im Namen der Liebe,
Von Mutter und Vater,
Gab´s immer nur Hiebe
Auf Hintern und Rübe,
Im Namen der Liebe.
Welch falsches Theater
Im Namen der Liebe,
Von Vater und Mutter.
PS: Aus d. Vorzeit d. versfabrik.at, 1994
Kennt wer den einen Gang in jenen Nächten,
Da nichts als nackte Wut noch existiert
Und jede Straße tief und tiefer führt,
Bis auf den Grund von ausweglosen Schächten?
Kennt wer den einen Zwang bestimmter Stunden,
Da plötzlich das Empfinden explodiert,
Der Nacken eisig kalte Lippen spürt
Und alle Ordnung ist im Nu verschwunden?
Ich kenn den einen Gang und kenn die Zwänge
Am End der Nacht die feuerheißen Tränen.
Auch der Verzweiflung Grund ist zu erwähnen,
Die immer höher steigt in voller Länge.
PS: Aus d. Vorzeit d. versfabrik.at
Dein Haar, das ist der Schweif von meinem
Kometendasein irgendwo im All.
Dein Haar ist Hohn dem Zwang der Zeit,
Die ihre Stiefel auf uns drückt.
Dein Haar, das ist wie Blütenstaub
Heilspendender Kamille, ist
Der Formen Rausch des Löwenzahns,
Der Rosenknospen Farbenspiel.
Und öffnen deine Hände
Des Zopfes Flechten, so
Hör ich der Amseln Lieder
Als ersten Frühlingsgruß.
Und schwalbengleich, so schwerelos
Tanzt windbeschwingt im Sommersatt
Dein Haar, von Knoten, Bändern losgemacht,
Wie Drachen in das Wolkenweiß,
Dem Blätterfall zum Trotz im Herbst,
Entfliehn und wiederkehrn, wenn Frost
Mit Zähnen knirscht, als Winterkleid,
Das die entblößte Hoffnung wärmt.
Dein Haar ist meinem müden Haupt
Ein sanftes Kissen, Träume webend,
Die Fackeln sind am Horizont
Der immerschwarzen Nacht.
Dein Haar, das ist das Gold von meiner
Durch Schmutz und Schmerz entstellten Welt,
Wo Labyrinthe formen taube Mauern
Und Ängste blühn, will ich darin vergehn.
für Gerda
PS: Aus d. Vorzeit d. versfabrik.at 1994
Es war einmal im fernen Lande Mexiko
Vor langer Zeit der Baum, das Tier, der Mensch und so=
Gar Gewässer, Berge, Mond in Einigkeit.
Da kamen über sie die weißen Rassen,
So gottgewollt in der Zielstrebigkeit,
Zu morden, plündern und so blind zu hassen.
Hoch ragt das Kreuz als ihr Symbol der Lügen,
Denn die Natur hat sich dem Mensch zu fügen.
Von nah und fern her kam das Volk gelaufen
Und sah den König auf dem Scheiterhaufen
Verbrennen und die Augen hoher Fürsten
Mit bloßen Händen rausgequetscht. Die Scham
Der jungen Mädchen fraßen sie in Würsten.
Europas Herren schafften leicht in ihrem Wahn,
Uraltes Gleichgewicht für immer zu zerschlagen.
Noch heute muß das Volk die Sklavenbürde tragen.
Jänner 94 - Chiapas,
Fragt der In-Dressierte, ist das irgendwas
Zu speisen oder gar ein neuer Trend,
Vielleicht ein Saft, ein Liebeselexier?
Nein, Primitivkultur vom Orient!
So fragen die Verwöhnten, höhnen wir
Und scheuern uns den zähen Schweiß vom Nabel,
Und lieben uns mit Messer und mit Gabel.
Wer bessert seine Lage nur durch Kriechen?
Sie sahen es: Versklavung, Tod und Siechen,
Erinnerten sich an Emil Zapata.
Und wehrten sich und haben sich erhoben,
Wie damals, als die Not am schlimmsten war,
Wie heute, gegen gleiche Schinder oben,
Die ihren Kindern große Autos schenken
Und uns direkt zum Abgrund lenken.
Es ist die alte, immer gleiche Leier
Vom Herrscher, Knecht und vom Befreier,
Den nie gehaltenen Versprechen,
Dem faulen Zauberschein der Heiligen,
Den bestialisch grausamen Verbrechen.
Nur knapp verweilten all die eiligen
Reporter und im Land herrscht wieder Ruh.
Auf roten Weiden weint die dürre Küh.
Von der Regierung dennunziert als Terroristen,
Von Militärs geführt als Durchstreichlisten,
Zerfiel der Aufstand in ganz kurzer Zeit.
Wie sollten es die Chancenlosen schaffen,
Wenn keine Unterstützung weit und breit
In Sicht, es fehlten auch die Waffen,
Sich mit Erfolg der Feinde zu erwehren.
So blieb, wie meistens, bloß ein Tod in Ehren.
Nicht Würde ziert das Antlitz all der Schlächter.
Und morden sie genußvoll mit Gelächter,
So ist es ja die menschliche Natur,
Die weltumspannend sich behauptet.
Und noch nicht eingelöst ist jener Schwur,
Der, in den Himmel tätowiert, da lautet:
Erst wenn die Weißen selbst den Tod sich bringen,
Kehrt Friede ein und rundum ist ein Singen.
* Titel nach B.Traven
PS: Aus d. Vorzeit d. versfabrik.at, entstanden 1994
Am Türstock klopfen Hunde Wasser ab.
Analtrompeten hinter Fensterscheiben.
TV-Programme sind nur mehr zum speiben.
Manch einer Brust wird Atem kurz und knapp.
Im Opernhaus glänzt feistes Kapital.
Schrill grüßen Herr Prothese und Frau Steine.
Für Kinder gibt es Knüttel und dann Leine.
Für Kunststoffkaiser gratis den Skandal.
Schon gestern war die Welt total banal,
Doch voll in Mode sind Fett-Weg-Maschinen.
Vom Himmel nieder schmieren Öllawinen.
Vorgestern baute mensch primär auf Stahl.
Im Waschraum machen Schiebediener schlapp,
Ein Lungenflügel tanzt mit drei Chinesen,
Im Lustkanal verkehren Latexwesen,
Am Türstock beißen Hunde Wasser ab.
PS: Aus d. Vorzeit d. versfabrik.at
Im Laub verborgen knien gespannt Soldaten,
Bereit zu töten, wie ein Arzt Geschwüre
Aus Leibern schneidet. Junge Offiziere
Im Glück. Da fällt ein Hagel von Granaten.
Woanders unterschreiben Herrn Papiere,
Verjährte Mönche orgeln Restkantaten.
Das Küstendickicht entern Schmutzpiraten.
Im Wald verrotten elend Baum und Tiere.
PS: Aus d. Vorzeit d. versfabrik.at