Archive for the ‘02 Verse’ Category

Der Weg ins Freie

Freitag, April 10th, 2009

Reißt mich nicht an meinen Haaren,
Zieht euch an der Nase lieber.
Ihr, der Auswurf in Talaren,
Laßt das dünne Haar mir über.
Tretet mir nicht auf die Zehen,
Denn die sind, bei Gott, sensibel.
Will nicht humpeln sondern gehen,
Wird mir doch vom Stolpern übel.
Legt an wen ihr wollt die Hand,
Aber nehmt mich aus der Reihe,
Such ich doch in diesem Land
Immer noch den Weg ins Freie.

Tripper

Donnerstag, April 9th, 2009

Wenn du merkst, auf deinem Pimmel,
Morgens bei der Körperpflege,
Wuchert wild und weiß der Schimmel,
Ist vonnöten keine Säge.
Denn der Arzt verschreibt dir Pillen,
Daß der Schimmel gallopiert
Ins Nirvana der Bazillen,
Und der Stengel steht gerührt.

Eine Zeit

Mittwoch, April 8th, 2009

Im Wind perlt zarter Minzeduft
Und Sonne funkelt schrill im Tau.
Insekten torkeln durch die Luft.
Ein satter Himmel balzt in blau.

Heiß fährt die Zunge zu den Lippen,
Ich atme langsam, lang und tief.
Das Herz pocht wild an meine Rippen,
Erwacht ist, was zu lange schlief.

Jetzt solln sich frohe Menschen paaren,
Mit Göttern, Pflanzen, wilden Tieren.
Wer hat, der hüte sich vorm Sparen,
Hat er doch alles zu verlieren.

Prinzessin öffne deine Blüten
Und schenk mir einen Augenblick.
Du kannst mir in Sekunden bieten,
Was tiefer geht als Vorwärtsglück.

Jetzt ist die Zeit zum Sichberiechen,
Zum Gliederbersten, Stammhirndenken,
Für Säfteströmen, Schleimspurkriechen,
Heut ist ein Tag zum Selbstverschenken.

Prinzessin leg dein Zungenfeuer
Als Freudenkuß in meinen Mund.
Wir steigen hoch, so ungeheuer
Und kümmern uns nicht um den Grund.

Jetzt ist die Zeit, die Lust zu schmecken,
Im Gras zu tanzen oder wälzen,
Zu spielen hinter wilden Hecken.
Jetzt ist die Zeit für das Verschmelzen.

für Gerda

PS: Aus d. Vorzeit d. versfabrik.at

Die Info-Flut

Mittwoch, April 8th, 2009

Turmhoch kommt die Info-Flut,
Bricht der Sinne stärksten Damm,
Wässert der Empfindung Blut,
Deckt Erkenntnis zu mit Schlamm.
Und des Daseins altes Boot
Dreht sich im Gebräu der Wellen,
Sendet hilflos: “Schiff in Not”
Auf dem Rücken der Gesellen,
Die die Horizonte treten
Und der Stunden Ausfluß trinken,
Während die Verzagten beten
Und die Nicht-Verzagten winken.

Hoffnung

Dienstag, April 7th, 2009

Gern laß ich die Hoffnung fahren,
Diesem Feind der Wirklichkeit,
Der das Mark saugt aus den Jahren
Und zurückläßt Furcht und Neid,
Fußschweiß der Vergänglichkeit.

Dumme Fragen

Dienstag, April 7th, 2009

Bist du lieber im Büro,
Wo dich die Minuten jagen,
Oder lieber doch am Klo,
Zu entleern dich bis zum Kragen?
Schüttle deinen Kopf nicht so
Über diese dummen Fragen.
Irgendwann, ja, irgendwo,
Einmal wird dir einer sagen,
Daß du dich entscheiden mußt,
Oder paaren mit dem Frust.

Glücksspiel

Sonntag, April 5th, 2009

Groß in Mode ist das Spiel:
Haus verlosen - Haus gewinnen!
Glück wird so des Daseins Ziel.
Glück beherrscht der Menschen Sinnen,
Wie der Horizont die Sicht
Oder Zeit den engen Raum:
Gitterfenster, trübes Licht.
Wie der Jugend kurzer Traum
Die Gedanken kerbt und flieht:
Asche der Erinnerung.
Falls die Hoffnung einst geschieht,
Existiert sie nur als Dung;
Glieder einer schweren Kette
Hämmern Stunden, wenn sie gehn.
Wie Verlierer einer Wette
Platzen nach zu starkem Blähn.

Das Konkurrenzprinzip

Samstag, April 4th, 2009

Mit den Köpfen krachen sie
Aufeinand und immer wieder,
Daß die Knochen knirschen wie
Grauser Totentänze Lieder.
Konkurrenz wird so gebracht
Auf den Punkt und praxisnah,
Denn Gewalt, gepaart mit Macht,
Herrscht nicht nur in Afrika.

Hundeklo Wien

Samstag, April 4th, 2009

Wer kennt das nicht von euch: Du gehst spazieren
Am Trottoir und denkst nichts weiter so,
Da spürst du deinen Fuß durch Scheiße schmieren
Und weißt, du bist in Wien, dem Hundeklo.
Denn nichts ist anders seit dem Kack-Verbot:
Blickst du zu Boden, siehst du Haufen Kot.

Verse zum Tag

Freitag, April 3rd, 2009

Des Frühlings Antlitz lächelt seit zwei Tagen.
Die Vögel singen und die Pflanzen sprießen.
Es sei zu spät, hör ich die Leute klagen,
Zu dumm, um jetzt das Schöne zu genießen.
So gilt der Konjunktiv uns als Maxime
Im kurzen Gastspiel auf der Daseins-Bühne.