Archive for the ‘02 Verse’ Category

Die Eisprinzessin

Dienstag, August 4th, 2009

Es war nicht Liebe auf den ersten Blick.
Nicht nach dem zweiten, aber nach dem dritten
Erkannte ich, du bist das wahre Glück.
Bist Berg und Tal zugleich und auch der Schlitten.

Allein durch dich hab ich so tief gespürt
Wie nie zuvor. Du öffnest jede Pforte,
Die in den Dom geheimer Lüste führt,
Wo leer und nichtig lümmeln rum die Worte.

Doch gehst du fort, dann geht´s mir schrecklich mies.
Dann kratzen meine Finger über Wände.
Und immer schlimmer wird der Zustand, bis
Sich endlich wieder fassen unsre Hände.

Du hast aus mir den letzten Hund gemacht,
Läßt mich in Kälte und Verzweiflung münden,
Daß jede Körperfaser fiebert, kracht,
Wenn ich durch Straßen renne, dich zu finden.

Sentimentales Gedicht *

Montag, August 3rd, 2009

Letztes Jahr in Griechenland:
Weißt du noch, der rote Strand,
Die Musik aus den Tavernen,
Wo wir Ouzo tranken, wo,
Unter abertausend Sternen,
Wir ganz plötzlich selbst und so
Hell entflammten wie Laternen.

Letztes Jahr in Griechenland:
Weißt du noch, bis an den Rand
Des Vertrauens in die Wellen,
Schwammen wir hinaus ins Meer,
Bis die Angst begann zu quellen.
Endlich kam ein Boot daher
Mit zwei klebrigen Gesellen.

Letztes Jahr in Griechenland:
Als ich an der Reling stand
Und die Insel sah verschwinden,
Schwand mit ihr der Sonnenschein,
Land und Wasser: Dämmerrinden,
Und das Dunkel brach herein,
Um in meinem Herz zu münden.

Letztes Jahr in Griechenland:
Fotos rutschen aus der Hand.
Brief um Brief hab ich geschrieben,
Doch von dir kam nichts zurück.
Nur Vergangnes ist geblieben,
Wenn ins Leere fällt der Blick,
Und sich die Gedanken trüben.

* für Gerda

Kein Scherz

Samstag, August 1st, 2009

Irgendwer hat mir den Freund
Mit einem Messer umgebracht.
Ich habe kurz geweint
Und länger nachgedacht.

Wüsste ich, wer es getan,
Ich würde ihn mir schnappen
Und werfen vor die Eisenbahn,
Um seinen Kopf zu kappen.

Ich meine das, wie ich´s gesagt,
Wer anders fühlt, fühlt feige,
Und werde handeln unverzagt.
Gibt´s Gott, er sei mein Zeuge.

Die Rumpelkammer *

Donnerstag, Juli 30th, 2009

In der alten Rumpelkammer
Traf ich heimlich meinen Schatz.
Bücher, Möbel, auch ein Hammer
Zierten den versteckten Platz,
Wo wir träumten und uns küßten.

Direkt auf dem Dach daneben
Bauten Schwalben sich ihr Nest.
Schön war damals unser Leben,
Jeder Tag ein neues Fest,
Und die Stunden tanzten Reigen.

Während die Gedanken stiegen,
Wie die Drachen hoch im Wind,
Saßen wir beinand und schwiegen,
Fühlten nicht mehr wie ein Kind,
Hörten unser Herz wild schlagen.

Keinem haben wir verraten
Jemals den geheimen Ort,
Wo wir erstmals Dinge taten,
Die viel tiefer als ein Wort
Unser ganzes Leben prägen.

* für Gerda

Magische Pilze

Mittwoch, Juli 29th, 2009

Hinter den Häusern, draußen im Wald,
Wo Füchse und Rehe verstecken spielen,
Wo Rhythmen trommelt der schwarze Specht,
Und Menschen nur selten das Dickicht verziern,
Dort liegt ganz tief im Innern verborgen,
Von mächtigen Buchen und Ahorn umringt,
Dazwischen wächst dichtes Brombeergebüsch,
Eine kleine Lichtung mit silbernem Teich,
Darin eine einzige Seerose blüht.
Dort ist es, wo, wenn der Morgen dämmert,
Du der Elfen lustigen Reigen erblickst,
Das Ufer entlang, voll Blüten ihr Haar,
Das golden hinab in die Erde fließt,
Und dann wieder flattert wie Flügel im Wind.
Auf dem weichen, moosbewachsenen Grund,
Der ihre zartweißen Füße beschwingt,
Nimmst du Platz, den Rücken an einen Stamm
Gelehnt, die Augen geöffnet, um zu schaun,
Die Ohren bereit, noch die Stille zu hörn,
Die Nase empfängt den harzigen Duft,
Da das Land ringsum dir die Wunder zeigt.
Die Haut der Luft hat riesige Poren,
Durch die du den Wandel der Zeit vernimmst;
Und ihr Mund atmet Wind, der viele Stimmen
Versammelt zu einem einzigen Chor,
Dessen Lied in allen Höhen und Tiefen
Sich schillernd wölbt wie ein Regenbogen,
Das Echo wie Tau von den Blättern tropft.
Und du siehst und du hörst und du staunst.
Und du spürst wie der Boden unter dir
Sich bewegt, weil er lebt, und die Stunden stehn still,
Bis sich die Augen schließen, mitten im Traum.
Und wenn sie aufgehn, ist alles vorbei.
Die Sonne ist fort, und der Abend legt
Sein dunkelndes Kleid über Wald und Welt.
Du aber glaubst dich von fremden Sternen
Zurück, da du einschlägst den Weg nach Haus.

Ein alter Blues

Sonntag, Juli 26th, 2009

Ich hab den Blues
Seit Wochen schon,
Seit meine Braut
Mich in der Nacht
Und mit dem Freund
Verließ.

Die ersten Tage
Hoffte ich,
Daß sie zurück,
Zurück zu mir,
Zurück nach Hause
kommt.

Die ersten Tage
Suchte ich,
Und suchte sie,
Und suchte
Wie ein Hund.
In jedem Loch,
Bei Nacht und Tag,
Doch was ich fand,
War Abfall nur,
Der auf zwei Beinen
kroch.

Ich hab den Blues.
Seit Wochen schon
Bin ich allein,
Und meine Braut
Ist nicht allein,
Und nicht bei mir.

Ich hab mir ein Gewehr gekauft
Und Schachteln voll mit Schrot.
Und find ich sie,
Erschieß ich sie
Mit einer Ladung Schrot.

Kehrt sie zuvor
Zurück zu mir,
Und kniet vor mir,
Verzeih ich ihr
Vielleicht.

Ich hab den Blues
Seit Wochen schon,
Und hab genug,
Genug davon.

Zu spät

Mittwoch, Juli 22nd, 2009

Manchmal in den tiefen Träumen,
Manchmal seh ich ein Gesicht,
In mir unvertrauten Räumen,
Wo ein jeder Herzschlag sticht.
Flüchtig wie des Mittags Schatten,
Taucht es auf, ist wieder fort.
Damals, als wir uns noch hatten,
Damals fehlte nur ein Wort.
Heute könnte ich es sagen,
Aber heute ist zu spät.
Gäbe ich´s dem Wind zu tragen,
Wär es doch im Nu verweht.

Dem Traum folgen *

Montag, Juli 20th, 2009

Es war vor langer Zeit, es war im Traum.
Und manchmal kehrt es noch im Schlafe wieder:
Ich bin allein in einem kahlen Raum,
Und durch die Decke sickern alte Lieder.
Vorm Fenster blüht ein Dornenstrauch.

Die Tür geht auf. Ein Mädchen kommt herein,
Im weißen Kleid, berührt sanft meine Hände.
Ich schreck zurück. Ich fange an zu schrein.
Ich eile aus dem Schutz der blauen Wände,
Direkt ins offne Maul der Welt.

Vor Jahren nun hab ich mich losgemacht,
Für eine Reise, das Geschöpf zu finden.
Ging über Brücken bis ins Herz der Nacht,
Trieb lang in Flüssen, die im Ursprung münden,
Und bin dem Ziel so nah wie nie.

* für Gerda

Der Unsinn des Lebens

Sonntag, Juli 12th, 2009

So manche schlagen ihre Köpfe gegen Wände,
Und viele laufen rum mit Schuhwerk aus Beton.
Es gibt auch solche, die zum Beten falten ihre Hände,
Weil deren Kinder galoppiern auf schwarzem Mohn.
Die meisten sind zur falschen Zeit an falschen Orten,
Und spielen Leben, während andre führn Regie.
Ich aber finde keinen Sinn mehr in den Worten,
Die höhnisch lachen über mein Warum und Wie.

Warum

Donnerstag, Juli 9th, 2009

An Tagen, wann, ganz gleich, was ich auch tue,
Woran ich denke, was ich fühle, Frust
Mich löchert wie die Würmer alte Schuhe,
Da wird mir meine Nichtigkeit bewußt.
Und Zweifel wachsen, alles zu ertragen,
Weil aus dem Spiegel geifert ein Warum,
Das noch das Tiefste packt und zerrt am Kragen,
Zur Oberfläche vor ein Publikum.