Archive for the ‘02 Verse’ Category

Von unten (T)

Sonntag, Januar 15th, 2012

Im Staub der Straße
Auf dem Rücken liegend die
Augen zum Himmel
Gerichtet seh ich das Blau
Endlos und ohne Antwort

Haiku

Donnerstag, Januar 5th, 2012

Schnee auf den Dächern
Matsch auf den Straßen Scheiße
In den Gehirnen.

Weihnacht*

Samstag, Dezember 24th, 2011

Wir folgen dem Stern, wohin er uns führt,
Quer durch die Wüste, ein Wunder zu sehn,
Daß jeder von uns im Herzen schon spürt,
Wenn sich die Räder der Stunden still drehn.

Voll Ekel denk ich an das, was wir ließen
Zurück, die Stadt mit dem riesigen Turm,
Um den die Winde so höhnisch schrill bliesen,
Bevor sie sich sammeln zum letzten Sturm.

Tage und Wochen sind wir geritten,
Unter den Sternen, jetzt fehlt noch der Rest,
Um für die Zukunft der Kinder zu bitten
Am heutigen Tag, zum heiligen Fest.

* für Gerda

Hosenbrunzer*

Dienstag, Dezember 20th, 2011

Was machst du dir denn brühwarm in die Hose,
Nur weil es nicht wie vorgesehen läuft.
Kopf hoch, du schwer geprüfter Leichtmatrose,
Bevor dein Harn das Hirn total ersäuft.

Was machst du dir denn brühwarm in die Hose,
Nur weil ein andrer besser ist als du.
Die Welt ist mehr als eine welke Rose,
Sie pflückt sich selbst und schaut daneben zu.

Sie dreht sich schon seit - ach - so vielen Jahren
Und hat nicht einmal noch an uns gedacht.
Wir aber ziehn das Dasein an den Haaren,
Indes der Spiegel sich in Scherben lacht.

*Neufassung

Die Netzhaut

Freitag, Dezember 2nd, 2011

Unter flüchtigen
Cumuli zwischen
Gebetsmühlen auf
Haarigem Asphalt
Laufen die Stunden
Hinter mir Amok
Schrill schnaubend wie Dampf
Lokomotiven
Im freien Fall und
Vor mir die Männer
Im Graben behelmt
Und maskiert sind sie
Zu allem bereit
Dazwischen ein Wort
Gehaucht auf das Glas
Des Spiegels verschmiert
Von heißen Lippen

* die Rohfassung des Gedichts erschien erstmals im April 2010 unter dem Titel Schlaglöcher in der versfabrik. Dies ist eine überarbeitete Version.

Schizo

Freitag, November 18th, 2011

Im Spiegel haust ein seltsames Tier,
Und schau ich hinein, dann spricht es mit mir.
Die Wörter, die kann ich meist nicht verstehen,
Stattdessen ´ne häßliche Fratze sehen.

Die Augen, ein Feuer aus tiefen Höhlen,
Die hohnvoll Sekunden nur rückwärts zählen,
Die Haare, ein blauschwarzer Stacheldraht,
Von Schläfe zu Schläfe verläuft eine Naht.

Irgendwann hab ich es nicht mehr ertragen,
Den Spiegel in rote Scherben zerschlagen,
Aus seinem Gefängnis das Wesen befreit -
Jetzt lebt es in mir, jetzt bin ich zu zweit.

Nudelzücken

Donnerstag, November 17th, 2011

Zwei Knaben ziehn, das ist kein Witz,
Die Nudel aus dem Hosenschlitz.
Der erste pischt in einen Graben.
Die zweite ist für Geld zu haben.

Nacht für Nacht

Samstag, November 12th, 2011

Ich bin ein Wolf, der Nacht für Nacht durch fremde Gassen zieht
Und Plätze sucht, wo Dunkelheit so weiß wie Flieder blüht.
Dort trabe ich durch die verwinkelt engen Kellerlöcher
Und tanze mit vermummten Frauen Tango, da ein jeder
Der andern ringsum Stiefel trägt aus frisch gewichstem Leder,
Und ich die Würfel fallen sehe aus dem Silberbecher.

Aus dem Stegreif

Samstag, November 5th, 2011

Zwei Mädchen schwimmen in dem Fluß.
Da kracht von irgendwo ein Schuß.
Die eine schreit entsetzt: Ich bin…
Die andere noch lauter: Hin.

Die Brut

Donnerstag, November 3rd, 2011

Geschwängert wurde ich ruckzuck von einem Schweif-Klavier.
Geworfen habe ich hernach so einen Zwergvampir.
Deswegen schlägt der Vater mir die Tasten um die Ohren.
Der Saugling hängt an meinem Zinken und will frisches Blut.
Auch ich bin eine Frucht von dieser gottverdammten Brut.
Als linker Stiefel der Walküre klimpert süß mein Sporen.