Archive for the ‘02 Verse’ Category

Farben *

Montag, Oktober 25th, 2021

Eine Blüte, blau
Der Abend, deine Lippen
Auf meinen, Sterne

Leuchten heller, wenn
Es dunkelt, deine Augen
Tiefe Teiche sind,

In die ich sinke
Bis zum Grund, beim Morgenrot
Auf Reisen gehn

Ins Blättergrün, ins
Wurzelbraun, den Tag entlang,
Die Haare im Wind,

So rabenschwarz, so
Schwalbenleicht dahin im
Takt ins Wolkenweiß.

* für Gerda

Hülsenfrüchte *

Mittwoch, Oktober 13th, 2021

Am Morgen, wenn wir in den Spiegel blicken,
Und statt uns selbst nur Hülsenfrüchte sehen,
Darauf erschreckt den Kopf zur Seite drehen,
Wobei die Ohren schwelln vom Weckerläuten.

Minuten sind es, die uns niederdrücken,
Weil saure Winde die Gedärme blähen,
Am Morgen, wenn wir in den Spiegel blicken,
Und statt uns selbst nur Hülsenfrüchte sehen.

Wie soll der Tag, wie soll das Leben glücken,
Wenn wir den Sinn der Hülsen nicht verstehen,
Und die Gedanken sind voll großer Krähen,
Die aus uns Hülsen rasch die Früchte picken,
Am Morgen, wenn wir in den Spiegel blicken,
Und statt uns selbst nur Hülsenfrüchte sehen.

* für Gerda

Umkehren *

Freitag, Oktober 1st, 2021

Du folgst nicht länger mehr den Karawanen,
Hast Halt gemacht an dieser Station,
Kehrst nun zurück, wirst wieder Skorpion,
Von Hunden wild bekläfft und Blödianen.

Auf hohen Stangen knistern gelbe Fahnen,
Und Menschenmassen stürzen vom Balkon.
Du folgst nicht länger mehr den Karawanen,
Hast Halt gemacht an dieser Station.

Hast Halt gemacht am Lager der Schamanen,
Um zu erfahren deren Vision.
Im weiten Bogen fliegt dein Telefon
Und landet zwischen fauligen Bananen.
Du folgst nicht länger mehr den Karawanen.

*für Gerda

Der ganze Scheißdreck

Freitag, September 24th, 2021

Der ganze Scheißdreck, der uns attackiert,
Von allen Seiten, voll totalitär
Uns die Gedanken züchtigt mehr und mehr,
Der freie Markt, der uns als Sklaven führt,

Das Müllgebirge, das die Welt möbliert,
Die Medien, obszön und populär
Der ganze Scheißdreck, der uns attackiert,
Von allen Seiten, voll totalitär,

Das Kapital, das kotend kopuliert,
Der Atem, der bestrichen wird mit Teer,
Der Alltag, der das Gehen macht so schwer,
Die Zukunft, die schon heute explodiert,
Der ganze Scheißdreck, der uns attackiert,
Von allen Seiten, voll totalitär.

*für Gerda

Zwischen Tag und Nacht *

Dienstag, September 14th, 2021

In grauen Stiefeln steigt der Morgen nieder,
Ins Schlafgesicht mit schrillem Weckerläuten.
Sind die Minuten aufgezäumt zum Reiten?
Schnell rein ins stinkend enge Alltagsmieder.

Im Traumgebüsch blüht rot und schwarz der Flieder,
Indes Matrosen Kapitäne häuten.
In grauen Stiefeln steigt der Morgen nieder,
Ins Schlafgesicht mit schrillem Weckerläuten.

Laternen tätowiern das Nachtgefieder.
In ihren Löchern lauern Therapeuten.
Zum Abgrund türmen sich die neuen Zeiten.
Im Kühlregal ruhn amputierte Glieder.
In grauen Stiefeln steigt der Morgen nieder,
Ins Schlafgesicht mit schrillem Weckerläuten.

*für Gerda

Schöne Aussichten *

Mittwoch, August 25th, 2021

Die Welt geht aus dem Leim und wir,
Wir glotzen blöd mit aufgesperrtem Mund.
Vorm Fenster winselt ein defekter Hund.
Im Keller spielt ein Automat Klavier.

Senioren betteln sprachlos an der Tür.
Der Fortschritt leidet an Gedächtnisschwund.
Die Welt geht aus dem Leim und wir,
Wir glotzen blöd mit aufgesperrtem Mund.

Im Spiegel haust ein blinder Passagier.
Prothesen tragen die Gedanken und
Kausale Netze brennen ohne Grund.
Die Städte wuchern wie ein Darmgeschwür.
Die Welt geht aus dem Leim und wir,
Wir glotzen blöd mit aufgesperrtem Mund.

*für Gerda

Aus meinem Tagebuch *

Sonntag, Juli 25th, 2021

Es dämmert schon, das Licht zeigt erste Lücken.
Im Astwerk sitzt der Wind, knirscht mit den Zähnen.
Sein Echo frißt sich tief in meine Venen,
Und lässt die Augen in die Leere blicken.

Zwei Stunden später: Auf dem Sofa liegen
Mein Ich und du, ein Film läuft an der Wand:
Hawaii, die Blumenmädchen, Palmenstrand.
Die Zigarette fällt, Gedanken fliegen.

Die Sterne über mir, ich hör sie singen.
Auch die Matrosen lauschen still an Deck.
Die Zeit zerfließt, als hätte sie ein Leck.
Darin, geschwärzt, das Herz von allen Dingen.

* für Gerda

Alptraum (T)

Mittwoch, Mai 12th, 2021

Aus bösen Träumen
Hochgeschreckt in dunkler Nacht
Die Angst als Schlinge
Eng um den Hals gezogen
Spür ich die Hand des Teufels

GMO oder die zwei Rüssel

Donnerstag, Februar 4th, 2021

Ich geh auf der Straße spazieren heut,
Da hör ich ein Kind, das laut weint.
Die Tränen, sie fließen in Strömen
Dass Bäume sich ringsum schon schämen.
Weg mit der Maske, er atmet befreit.
Doch zu spät, das Antlitz ist schon verschweint.

Anmerkung: GMO = Genetisch Modifizierter Organismus

Weißkittel - Bazillen

Mittwoch, Januar 20th, 2021

Am Fenster ziehn Giraffen, Dromedare
Vorbei, ein Rudel Affen hinterher.
Ich knüpf dir Zeichen in die roten Haare
Und spür, mein Mund ist voll mit heißem Teer.

Die Wörter zischen, fangen an zu brennen.
Ich spucke aus. Zur Asche wird Papier.
Tagein, tagaus hör ich die Nachbarn flennen.
Ich geh ins Zimmer, spiele Luftklavier.

Vorm Haustor sammeln sich zuhauf Bazillen,
In weiß gekleidet, mit maskiertem Hohn.
Sie hämmern an die Tür, und wie sie brüllen.
Da bin ich schon durchs Fenster und davon.