Stilleben *

März 27th, 2012

Die Flamme flackert
rußt Schatten träumen
die Fenster verhängt
die Wände kahl der
Boden erzählt vom
Sein als Deponie
ein krummer Löffel
auf dem Tisch neben
Der Kerze rote
Pumpen bis zum Rand
gefüllt mit Kippen
der Aschenbecher
von sich häutender
Decke hängt voll Staub
ein zerbrochener
Schirm auf dem Sofa
steht ein Paar Stiefel
für den Sumpf ein Mensch
lehnt im Sessel das Kinn
auf die Brust gedrückt
um den Mund Speichel

*Erstfassung am 9.4. 2010

Eins Zwei Null

März 26th, 2012

Ich starre in den Spiegel.
Der Spiegel stiert zurück.
Von oben kommt ein Ziegel,
Der schwärzt, der bricht den Blick.

Fiebervision

März 22nd, 2012

Überall wohin ich blicke,
Seh ich Menschenleiber glühn,
Rauch steigt hoch in schwarzer Tücke,
Und ich möchte nichts als fliehn.

Seh die Stunden, wie sie fließen,
Abwärts, abwärts bis zum Grund,
Wo die Teufel sie begrüßen,
Roten Schaum auf blauem Mund.

Auf den Straßen tote Tiere,
Donner rollt am Horizont,
Und ich schwitze und ich friere,
Quer durch mich verläuft die Front:

Rechts die Wurzeln, links die Äste,
Voll zersplittert liegt der Stamm.
In der Anstalt kriegt der Beste
Für sein Schamhaar einen Kamm.

Tanz der Titten

März 9th, 2012

Laßt die Titten tanzen gehn!
Wie sie wackeln, wie sie springen,
Daß sich rings die Köpfe drehn,
Runde Mäuler feuchtfroh singen,
Und die Stummel aufrecht stehn,
Weil die Titten tanzen gehn,
Aufgeschwolln zum Einmarschieren,
Stets bereit das Heu zu mähn,
Und hernach zum Galoppieren.
Alle wolln das Schauspiel sehn,
Wolln dabei sein, wolln es spüren,
Wenn die Winde knatternd wehn,
Und die Titten tanzen gehn.

Von Angesicht zu Angesicht

März 6th, 2012

Stundenlang steh ich tagtäglich vor dem Spiegel,
Um die Farben meiner Aura zu genießen.
Meine Brauen sind geformt wie Sperberflügel,
Und die klugen Falten auf der Stirn, die fließen
Wie im Ozean die windbehauchten Wellen,
Deren Rücken bricht den Glanz der Sonnenstrahlen,
Wenn die Lippen schwingen sich zu einem hellen
Lächeln. Faszinierend. Viele würden zahlen,
Könnten sie nur tauschen ihre Rahm-Gesichter
Für die edlen Züge, die das meine zieren,
Für die Harmonie der Formen, die wir Dichter
Als Geschenk der Götter nicht nur konstruieren,
Um die Welt ein bißchen glücklicher zu machen.
Schönheit, Reinheit offenbart mein wahres Wesen,
Und Gedanken, die zu Flammen sich entfachen,
Während ihr die Möglichkeit habt, mich zu lesen.

Stehst da…

März 4th, 2012

Stehst da wie ein Kind, verloren,
Oder wie ein krummer Hund,
Dem wer abschnitt beide Ohren.
Diese Welt ist nicht gesund.
Diese Welt hängt an der Kippe,
Wie der Speichel von der Lippe.
Diese Welt hat ausgespielt,
Hast du es noch nicht gefühlt,
Daß sie kollabiert?

Poetenballade*

Februar 26th, 2012

In seinem Arbeitszimmer sitzt der Dichter
Und denkt und schreibt: Des Dackels harter Kern…
Durchs Fenster gaukeln zarte Lichter.
Der Dichter denkt. Ihm bleibt solch Leuchten fern.

Er formuliert. Er grübelt. Und er dichtet.
Doch nicht den Hahn, der in der Küche tropft.
Es ist sein Ego, das er scharf belichtet,
Als wer von draußen an die Türe klopft.

Ja, das erzürnt zurecht den guten Mann,
Denn echte Kunst zu fabrizieren,
Ist etwas, das nicht jeder kann!
Das muß mensch akzeptieren.

Geübt zieht er die Brille von der Nase,
Stemmt seine Kilos hoch, treibt sie in Gang,
Stößt mit den Füßen gegen eine Vase,
Da kommt vom Munde Schmerzgesang.

Er öffnet, doch kein Leibeswesen
Läßt sich im trüben Flur erspähn.
Ist Meister Unser auch belesen,
Das kann und will er nicht verstehn.

Die Zähne knirschen bis die Ohren knittern,
Und Rauch steigt aus den zerebralen Zellen.
Jetzt darf er kreativ erzittern.
Jetzt muß der “apple”, der geliebte, quellen.

Er orgelt voll Elan die Tasten,
Mit Füßen, Händen , Kopf und so,
Wie ein Berserker, ohne Rasten,
Doch seine Blase schreit: Ins Klo.

Ein jeder hat so seinen Ort,
Wo ihn frontal die Musen küssen.
Der Dichter findet dann sein Wort
Und war gottlob auch pissen.

Er wirft von Bord das Verse-Fügen.
In einem Anfall von Genie
Beginnt er Zeilen umzubiegen.
Er sprengt die Form. Er schreibt nun free.

Doch leider schreibt seit 40 Jahren
Ein jeder so: Gestaltlos frei.
Den Lesern, diesen Kunstbarbaren
Wird übel bei solch Wörterbrei.

Nur Kritikern und Germanisten
Entströmt noch Lob aus spitzem Mund,
Doch auch der Stumpfsinn wirkt in Fristen,
Die Grenzen haben, und mit Grund.

Wie Wolken ziehn die Jahre weiter.
Der Dichter wird zum Greis, senil, ein Kind.
Da endlich nahn des Himmels Reiter.
Des Dichters Sein entfleucht im Wind.

Kein Baum tränt ab, als sie die Leich entsorgen.
Drei Jünger jaulen und ein Pfarrer spricht.
Und manchmal früh im fahlen Morgen
Blüht vor dem Grabstein ein Gedicht.

* aus d. Vorzeit d. versfabrik

Fasching derb: Der musikalische Arsch

Februar 21st, 2012

Mein Arsch ist eine Lyra,
Die zupft euch etwas vor.
Folgt dem analen Führa
Und furzt ihm nach ihm Chor.

Mein Arsch ist ne Posaune,
Die ich nur selten blas´.
Doch bin ich mal in Laune,
Dann ist enorm der Schas.

Mein Arsch ist ein Klavier,
Das klimpert Melodien,
Die auf dem Weg zu dir,
Stets durch die Nase ziehn.

Mein Arsch, der trommelt lustvoll,
Ob Rhythmus oder Takt.
Doch seid deshalb nicht frustvoll,
Weil ihr nur formlos kackt.

Mein Arsch ist auch ein Dichter,
Der tolle Verse macht,
Die bräunen die Gesichter,
Daß Merkur schallend lacht.

Kristalle

Februar 19th, 2012

Sekunden sind Minuten sind Sekunden
Am Rand des Blickfelds, wo Mosquitos kleben,
Mal hier mal da an einer Wand. Das Leben
Ist ein Geschoß auf krummer Bahn. Verschwunden

Sind alle Zweifel, während die Pupillen
Den hochgedrehten Horizont verschlingen,
Gedanken durch versperrte Türen dringen,
Indes die Hausfassaden ringsum schrillen.

Kristalle überall und rote Schuhe
Entlang der Straße. Nichts ist, was es scheint,
Denn jede zweite Brücke sperrt ein Feind,
Bevor der Traum zerplatzt in großer Ruhe.

Die Gläsernen

Februar 18th, 2012

Laßt die Flöten nicht verklingen,
Wenn der Käfer zieht den Kreis.
Den Gedanken wachsen Schwingen,
Und Gefühle werden heiß.

Weiter wandern solln die Pfeifen,
Wasserbauch aus kühlem Glas,
Bis die Träume leuchtend reifen.
Und der Wind verweilt im Gras.