Krokodil (TS)*

Juli 26th, 2012

Vom Himmel über Moskau fallen Schuppen
Auf Zwiebeldächer und Kartoffelköpfe.
Im Staub der Vorstadt liegen leere Töpfe
Umringt von ausgefransten Lederpuppen.

Der Rote Platz ist eine harte Schwiele,
Auf der Genossen mit dem Dreirad fahren,
Im Kreis und grünen Pudding in den Haaren
Verfehlen sie die weitgespannten Ziele.

In meiner Brust haust eine kalte Echse
Mit säurescharfem Schwanz und Eisenzähnen,
Verwandelt die Gedanken in Gewächse,

Hornissen bauen Nester in den Venen
Und schwärmen tausendfach aus beiden Augen,
Indes die Nachbarn an den Zehen saugen.

*2.Fassung

Krokodil (TS)

Juli 22nd, 2012

Vom Himmel über Moskau fallen Schuppen
Auf Zwiebeldächer und Kartoffelköpfe.
Im Staub der Vorstadt liegen leere Töpfe
Umringt von ausgefransten Lederpuppen.

Der Rote Platz ist eine harte Schwiele,
Die tiefer wurzelt als der Glanz von Zaren.
Der Wind saust durch die Steppen der Tartaren
Und bricht die hohen Mauern der Gefühle.

In meiner Brust haust eine kalte Echse
Mit säurescharfem Schwanz und Eisenzähnen,
Verwandelt die Gedanken in Gewächse,

Und schwarzer Eiter strömt durch alle Venen.
Ich hör die Stille, schaue aus dem Fenster:
Durch enge Gassen ziehen die Gespenster.

Bang Bang (TS)

Juli 12th, 2012

Wir machen Fahrt in alle Regionen,
Hoch ins Gebirge, tief in Dschungeltäler,
Wo Paviane mit Kartoffelschäler
Und Lorbeerkranz auf Gummibäumen thronen.

Wir schweben leicht im Nebel der Äonen,
Andromeda verträumt die letzte Pforte
Des Himmels, plötzlich wandeln sich die Worte
In meinem Munde. Häßliche Dämonen

Mit spitzen Krallen ziehn mich an den Haaren
In alte, abgekühlte Welten, fahren
Mit meinem Körper Schlitten durch den Schnee,

Der schwarz sich färbt. Und immer schneller rasen
Wir abwärts, meine Haut verglüht in großen Blasen.
Ich wache auf so weich wie ein Püree.

Am Bahndamm

Juni 23rd, 2012

Entlang der Schienen
Blüht der Mohn in Gedanken
Als Regenbogen

Grundlos (T)

Juni 21st, 2012

Kübel voll Wörter
Die ich an Wände schütte
Damit ein jeder
Der Augen hat sieht daß es
Keinen Grund für das Sein gibt

Will dich 2*

Juni 16th, 2012

Im Efeu an den Wänden
Der Hütte ruht heut nacht
Der Wind, mit beiden Händen
Hab ich ihn dir gebracht.

Will kämmen deine Haare
Und Blumen in sie binden.
Spiel, Wurzelmund, Fanfare
Im Tau von Sternenwinden.

Will Mandelbäume pflanzen
In deinen Traum, Yasmin,
Im wilden Garten tanzen
Mit dir, wie Rosen blühn.

* für Gerda, EF: Jänner,2010

Neue Besen *

Juni 14th, 2012

Jetzt kehren endlich wieder neue Besen
Das arme und das reiche Weltgetue.
Jetzt kommen über uns die Rotchinesen.
Sie tragen blutpolierte Eisenschuhe,
Zerstampfen, was da nicht chinesisch ist,
Verwandeln Altes jetzt in neuen Müll,
Und fegen, fegen, schneller als die Frist,
Die ihnen abverlangte, es so will.
Wie Mückenschwärme aus dem Reich der Mitte,
In Massen säubern sie den Bauch der Welt,
Sodaß in Bälde die globale Hütte
Nur den Chinesen wirklich noch gefällt.

* EF: 25.7.2008

Sonett-Sucht

Mai 27th, 2012

Die Torte steht am Tisch bereit fürs tau=
Sendste Sonett, die ich in sieben Jahren
Gemacht, per annum 150. Narren
Wie ich, die nehmen es da ganz genau.

Es ist fürwahr ein himmlisches Gerüst,
Viel besser noch als all die Stammhirn-Krücken
Mit denen Pervis kleine Kinder ficken,
Wenn meine Welt bloß vierzehn Verse misst.

Ja, vierzehn kurze Zeilen reichen mir,
Mit alten Regeln Neues zu erschaffen.
Im Fünffuß-Mieder spreng ich jede Tür

Und tanze durch den Dschungel, meist mit Affen.
Denn erst das strengste Maß macht wirklich frei,
Macht mich zum Schöpfer, zur Kanone, high.

Das Traumhaus (TS)

Mai 24th, 2012

Im Vorraum hängen Penis-Stützprothesen
Aus Holz, auch Masken, und an jeder Wand.
Im Kühlschrank stehen Füße bis zum Rand.
In Nylonsäcken lagern Libanesen.

Die Stimmen in den Mauern lispeln Lieder
Aus Kindertagen. Vor der Eingangstür
Liegt ausgestopft ein blinder Passagier.
Im Garten neben ihm blüht blau der Flieder.

Der Keller ist ein Bahnhof, und die Züge
Fahrn direkt in das Kanzleramt Berlin.
Zwei kurze Künstler turnen auf der Stiege

Und injiziern sich lallend Kokain.
Das Paradies hat siebzehn schwarze Löcher
Zum Wasserlassen für betuchte Zecher.

Ts = Traumsonett

Filz und Laus

Mai 21st, 2012

Die Pressefritzis, Marktschrei-Heinis,
Die kreativen Kritiker,
Die Kunstverwalter, Pseudos, Peinis,
Vor allem die Politiker;
Krawattenträger, weiße Kittel,
Die Hintherläufer, Vorausdenker,
Die Landschaftspfleger, die mit Knüttel;
Egantomanen, Grubenlenker,
Die Brutvergifter, Tiervernichter,
Polierte Glatzen, braun frisiert;
Perverse Dichter, kranke Richter,
Der Pfaffe, der nicht masturbiert,
Viel lieber frische Knaben schändet,
Der Bürger, dessen Pflicht nie endet;
Die Jäger und ihr Blutwurstchor:
Wie Pilze schießen sie empor,
Verfilzen schneller, als mensch schaut,
So speckig, daß gar Ratten graut.
Und dieser Filz, der ist die Form,
In temporärer Schwüle,
Mit Schimmelschwamm als Kahlschlagnorm.
Doch leider nicht für viele
Ist noch ein Platz im Wohlstandshaus
Frei, wird die Wahl zum Ziele:
Entweder leben wie die Laus
Im Filz, sonst treten in der Mühle.

Aus der Vorzeit der versfabrik