Archive for Dezember, 2008

Keiner von euch *

Montag, Dezember 15th, 2008

Ich bin nicht einer von euch, war es nie,
Ich tauge nicht zu solch Hanswurstiaden,
Die ihr da spielt als Wirt und zugleich Maden,
Als rasches Vorspiel für die Deponie.

Seid stolz auf eure Schleimdemokratie!
Ihr könnt nicht schwimmen, deshalb geht ihr baden.
Ich bin nicht einer von euch, war es nie.
Ich tauge nicht zu solch Hanswurstiaden.

Ein jeder Weg führt euch zur Lotterie,
Doch blindes Glück gebiert sofort den Schaden.
Mir reicht zur Rast der Schatten von Balladen,
Und mein Zuhause ist die Poesie.
Ich bin nicht einer von euch, war es nie.
Ich tauge nicht zu solch Hanswurstiaden.

* für Gerda

Der falsche Freund *

Montag, Dezember 15th, 2008

Warum du wie ein Dieb davongeschlichen bist,
Das hätt` ich damals wirklich gern erfahren.
Statt deiner wurde ich an meinen Haaren
Herumgeschleift; verhört als Terrorist.

Seitdem verstrichen mehr als eine Frist.
Doch nichts. Und ich begriff mit all den Jahren
Warum du wie ein Dieb davongeschlichen bist,
Das hätt` ich damals wirklich gern erfahren.

Jetzt schreibst du, wie es dir ergangen ist.
Und daß wir einmal gute Freunde waren.
Zu spät. Du kannst dir dein Gewinsel sparen,
Das wirkt auf mich wie eine Fuhre Mist.
Warum du wie ein Dieb davongeschlichen bist,
Das hätt` ich damals wirklich gern erfahren.

* für Gerda

Ob gut ob schlecht *

Montag, Dezember 15th, 2008

So laß mich bitte doch nicht länger raten,
Wie es nun wirklich mit uns beiden steht.
Denn wild an mir frißt die Nervosität,
Und manchmal fliehe ich zu Opiaten.

Vom Himmel ferngelenkt wie Automaten,
Verfolgt mich überall Banalität.
So laß mich bitte doch nicht länger raten,
Wie es nun wirklich mit uns beiden steht.

Durch Straßen lauf ich während von Plakaten
Ein jeder Kopf verstohlen nach mir späht,
Ein kalter Wind durch die Gedanken weht.
Ich weiß, die Zeit wächst nicht in Reservaten.
So laß mich bitte doch nicht länger raten,
Wie es nun wirklich mit uns beiden steht.

* für Gerda

Ein Fraß der Zeit *

Montag, Dezember 15th, 2008

Ja, manchmal, wenn die Zeiger meiner Uhr
Sich rasend drehen wie ein Karussell
Um eine morsche Achse als Gestell,
Dann frißt sich tief ins Herz der Stunden Spur.

Der Tag hat einen Schatten als Frisur.
Laternen blinzeln aus dem schwarzen Fell.
Ja, manchmal, wenn die Zeiger meiner Uhr
Sich rasend drehen wie ein Karussell.

Der Morgen rudert sich in Positur.
Auf Krücken kommt die Menschenmasse schnell,
Mit Schaum vorm Mund und hündischem Gebell.
Der Horizont reißt ab wie eine Schnur,
Ja, manchmal, wenn die Zeiger meiner Uhr
Sich rasend drehen wie ein Karussell.

* für Gerda

Die weiße Straße *

Montag, Dezember 15th, 2008

Ja, wenn wer sagt, du bist nicht mehr zu retten,
Dann laß solch Worte ruhig weiterziehn.
Vor dir liegt eine Straße Kokain,
Die viele Leute gierig gerne hätten.

Da kannst du deinen letzten Furz drauf wetten,
Da fährst du schneller ab als auf Benzin.
Ja, wenn wer sagt , du bist nicht mehr zu retten,
Dann laß solch Worte ruhig weiterziehn.

Das Dasein ist ein Tier in Eisenketten,
Und Zeit brennt schneller als ein Zeppelin,
Wenn von den Dächern plärrt der Muezzin,
Und überall verstopft sind die Toiletten.
Ja, wenn wer sagt, du bist nicht mehr zu retten,
Dann laß solch Worte ruhig weiterziehn.

* für Gerda

Der Matrose *

Montag, Dezember 15th, 2008

Auch ich bin einer von den Schwermatrosen,
Der, ohne Schiff, herumhängt im Bordell.
Manch einer heißt mich windiger Gesell,
Doch ohne Beistrich in den Unterhosen.

Aufs Grab der Eltern leg ich wilde Rosen
Und in der Tasche trag ich ein Skalpell.
Auch ich bin einer von den Schwermatrosen,
Der, ohne Schiff, herumhängt im Bordell.

Bin Strandgut, wie die meisten Heimatlosen,
Ein Fahrrad ohne Sattel und Gestell.
Allein im Fernweh fließt mein Lebensquell,
Befreit von all den eitlen Menschenposen.
Auch ich bin einer von den Schwermatrosen,
Der, ohne Schiff, herumhängt im Bordell.

* für Gerda

Verkehrslärm *

Donnerstag, Dezember 11th, 2008

Vorm Fenster draußen kreischen die Motoren
Der Autos auf den Straßen wie verrückt,
Beim hin und her, den Fuß aufs Gas gedrückt,
Und rückwärts schießt das Gift aus allen Rohren,

Dringt in den Körper ein durch alle Poren.
Im Blechverkehr wird Nerv um Nerv gepflückt.
Vorm Fenster draußen kreischen die Motoren
Der Autos auf den Straßen wie verrückt.

Ein Nagelkamm frisiert die Rezeptoren,
Passanten werden strohhalmgleich geknickt,
Am Steuer Idioten, voll entzückt,
Wenn von den Köpfen bröseln ihre Ohren.
Vorm Fenster draußen kreischen die Motoren
Der Autos auf den Straßen wie verrückt.

* für Gerda

Null- oder Falschbegriffe

Montag, Dezember 8th, 2008

Trotzdem die Vielzahl jener Worte, deren begrifflicher Gehalt eine Null- bzw. eine Falschaussage ausmacht, in der Regel dem zeitgenössischen Jargon von Politik, Wirtschaft oder Medien entstammt, gibt es leider auch eine Reihe von Worten mit falscher Begrifflichkeit, die schon vor langer Zeit geprägt wurden, dessen ungeachtet aber heute wie damals weitverbreitet sind und häufig verwendet werden. Ein Musterexemplar dieser Sorte ist das “Raubtier”, womit noch immer fälschlich Beute jagende Tiere zu Lande (Großkatzen, Bären), zu Wasser (Haie, Hecht usw.) und in der Luft (Greifvögel) bezeichnet werden. Die einzige Spezies, die systematisch raubt, war und ist der Mensch, der das Rauben tatsächlich und erfolgreich als zivisilatorischen Akt kultiviert und perfektioniert hat. Denn das heute weltweit vor- und beherrschende Gesellschaftssystem, der Kapitalismus, beruht auf einem nationalstaatlich wie global legalisierten Fundament, dessen Bausubstanz Raub(mord), Ausbeutung, Unterdrückung, Sklaverei und Zerstörung sowie die Einteilung in Arm und Reich ist. Daraus ergibt sich übrigens, daß der Begriff “Raubtierkapitalismus” eine Tautologie ist, wie große Riesen und kleine Zwerge. Das wirklich absurde Element des Kapitalismus` ist seine in letzter Konsequenz selbstzerstörerische Ausrichtung.
Jahrzehntelang haben die Erzeuger “virtueller Werte” weltweit die Anleger ausgesackt und betrogen, bis sie im größenwahnsinnigen Rausch der Gier sich selbst die Eier abgeschnitten und so die gegenwärtige globale Krise ausgelöst haben. Nun werden wir zu Zeugen, welche Funktion die Nationalstaaten heute in diesem System haben. In Normalzeiten die geringgeschätzten Wasserträger, dürfen sie jetzt “Freiwillige Feuerwehr” spielen und den Flächenbrand löschen, mit Riesensummen an Geld, das kommende Generationen noch erarbeiten müssen. Aber die Massen halten still und die Medien spielen wie immer das Spiel der Kapitalisten. Das ist auch ihr eigentlicher Sinn, die Massen für blöde zu verkaufen und voll zu manipulieren, daß sie auch schön still halten. Ja, der Mensch ist das Raubtier schlechthin und zugleich auch sein Beutetier, auf diesem schizophrenen Zustand wurzelt das kapitalistische System, krank und krankmachend in einem, ein Widerspruch in sich und am Ende die Vernichtung des Planeten bewirkend.

Der Extremist

Montag, Dezember 8th, 2008

Ich bin ein Extremist
Und gehe nie aufs Klo,
Hab alles vollgepißt,
Von hier bis nirgendwo.

In eigener Sache

Samstag, Dezember 6th, 2008

In letzter Zeit hat die versfabrik.at Prosatexte leider etwas vernachlässigt, was einzig einem Mangel an Zeit geschuldet war, und im kommenden Jahr, das ja sehr bald schon das gegenwärtige in der Vergangenheit versenkt, in vollem Ausmaß nachgeholt wird. Dann gibt es neben den Gedichten sowohl regelmäßig Kommentare zum Zeitgeschehen aber auch fiktionale Prosatexte wie Erzählungen, eine Geschichte in Fortsetzungen, Aphorismen, satirische Texte u.a.m. in der versfabrik.at zu finden. Der geneigte Besucher dieser Seite möge bitte bedenken, daß die versfabrik noch sehr jung ist, daß dem Betreiber bis vor einem halben Jahr die virtuelle Welt des WWW völlig fremd gewesen ist, und daß die schwierigste Phase meistens die Startphase ist, nicht nur im Web, sondern in vielen Bereichen unseres Daseins.