Archive for the ‘02 Verse’ Category

Gestanzt

Mittwoch, Januar 28th, 2009

Beschaut das Ungeheuer auf zwei Beinen:
Ein Schlächter, Monster, selbsternannter Gott;
Er schuf solch Strahlen, die die Welt zerscheinen,
Er schreitet fort und schnell in den Bankrott,
Bleibt stecken in zu hoch gedachten Zäunen,
Läßt für die Nachwelt nichts als Gift und Schrott.
Beschaut das Ungeheuer, Mensch genannt,
Im Spiegel. Was ihr seht, das ist verdammt.

PS: aus dem Archiv der versfabrik

Haiku (5-9)

Mittwoch, Januar 28th, 2009

5

Braune Äcker rings,
Prall gefüllt die Scheunen.
Doch mein Herz schlägt hohl.

6

Manchmal zur Nachtzeit,
Im Wind, im Regen, manchmal
Lach ich ohne Grund.

7

Wir treiben dahin
Im Wind, wie Laub von Bäumen,
Ohne Ziel und Grund.

8

Gestern war der Fluß
Ein reißendes Tier - Heute:
Ein schlammiges Grab.

9

Dicht und hart fällt Schnee.
Die Straßen sammeln den Matsch,
Die Köpfe nur Müll.

Musikalischer Nachwuchs (2.Fassung)

Mittwoch, Januar 28th, 2009

Franz kommt zur Welt mit Dudelsülze-Kopf
Und Sepp mit eingerollter Wirbelsäule,
Bert saugt an Warzen, wiehernd wie fünf Gäule,
Kurt scheißt geräuschvoll in den Suppentopf.

So tauft mann ihn mit Stoppelsakrament,
Den Franz sein Haupt macht wer zum Saxophon,
Berts Hoden wackeln hilflos polyphon,
Sepp reift zum steifen Stummel voll Talent

Und darf als Ständer taktlos debütieren,
Berts Murmelsong wird Hit im Radio,
Den Franzi bläst mann saftig meist am Klo,
Kurt läßt sein Kotloch rhythmisch detonieren.

Ein Fan hat Bertis Eier eingesackt,
Weil Seppi brennt und knistert im Kamin,
Doch Franzi löscht den Freund mit Fremd-Urin.
Kurt wird im Zirkus täglich neu gekackt.

PS: Aus d. Vorzeit d. versfabrik.at

Haiku (1-4)

Dienstag, Januar 27th, 2009

1
Fällt Hoffnung manchmal
Wie Herbstlaub von den Bäumen,
Laß Drachen steigen.

2
Bäume tragen jetzt
Aus Eiskristallen Bärte.
Uns rasiert die Zeit.

3
Tief im Traum fällt Schnee
Auf deine heißen Lippen,
Zu küssen den Mond.

4
Die Flüße frieren,
Krähen schweigen im Geäst.
Ach, wie fern bist du.

Von außen gesehen

Sonntag, Januar 25th, 2009

Zu schauen, Freunde, macht meist Sinn,
Und sei es durch das Schloß der Tür.
Doch bitte schaut genau auch hin,
Und was ihr seht, berichtet mir,
Denn was ihr seht, ist was ich bin,
Und was ich bin, steht auf Papier,
In Versen hingeschrieben.

Nachwuchssorgen und Korrektur (1.Fassung)

Samstag, Januar 24th, 2009

Klein Karli kam zur Welt mit Rübenkopf,
Und Poldi quält die krumme Wirbelsäule,
Bert hat statt Fahrgestell nur eine Keule,
Fritz kackt andauernd in den Suppentopf.

Der Poldi wird so hart gemacht wie Eisen,
Klein Karli zimmern sie den Kopf zurecht,
Dem Berti wachsen Flossen wie ein Hecht,
Und Fritzis Kot begafft ein Rat von Weisen.

Bert schwimmt die Tage unter morschen Brücken,
Klein Karli sammelt Wasser, um zu weinen,
Der Poldi schmeißt auf Leute gern mit Steinen,
Fritz muß zum Grüßen seinen Penis zücken.

Da wird dem Fritz der Stengel rasch geschnitten,
Klein Karli drosselt mann mit Nylonsack,
Der Poldi kriegt zu fressen schwarzen Lack,
Und Bert hat Papi längst entzweigeritten.

PS.: aus d. Vorzeit d. versfabrik.at

AKH

Samstag, Januar 24th, 2009

Moderne Medizin, ein Loch, drei Türen.
Im Vorraum grinst ein ausgestopfter Neger.
Durch Labyrinthe lausen Krankenschläger.
Jungärzte squashen mit frostfrischen Nieren.

Im Ambulanzraum fällt ein Hirn zu Boden
Und im OP wird rasend repariert.
Rasch handelt der Primar und amputiert
Statt fauler Ohren die gesunden Hoden.

In weißen Kitteln schwelln die Debütanten,
Denn ohne Pause läuft der Fleischverkehr,
So hochgerüstet wie das Militär,
Und Blut spritzt wie bei Schlachtviehfabrikanten.

Und wieder Nieren, heut zum Mittagsmahl.
Im Hof robotern Neuroautomaten.
Brutkästen speien Nachwuchspsychopathen.
Staubfrauen scheuern dürre Greise kahl.

Hier stirbt es sich so langsam, lang und leise,
An Schläuchen, Kabeln und Diplomsadisten.
In jeder Ecke Virenvölker nisten
Am Elendsende einer Lebensreise.

PS.: aus d. Vorzeit d. versfabrik.at

Im Wartezimmer (FG)

Samstag, Januar 24th, 2009

Krampfadern knüppeldick auf gelben Waden,
Darüber Fleischgewölbe schnaufend hängen,
Die eng an eng sich auf die Sessel drängen,
Gesichter wandeln sich zu Schweißfassaden.

Der Raum ist voll mit höchst maroden Kunden,
Die einen lachen und die andern flennen.
Hier lernen sich die Keimgenossen kennen:
Pro Woche einmal plaudern für zwei Stunden.

Der nächste bitte! Holzfuß schüttelt Hand,
Schrittmacher herzen sich und die Zirrhosen
Der Leber blühen blau wie Herbstzeitlosen,
Weil Rentner rotzen Fladen an die Wand.

Ein Säugling schenkt dem Zimmer Kotgeruch,
Die Mutter reißt vor Wut ihm aus ein Ohr,
Ein Junker hebt ein braunes Eisenrohr
Und drischt auf Stühle mit obszönem Spruch.

Die Assistentin kreischt laut: Polizei!
Der Arzt hat schnell die Praxistür verschlossen.
Manch einen macht die Warterei verdrossen,
Da stürmt ein Sondertrupp mit Tarzanschrei

Den Warteraum und arretiert die Kranken,
Derweil der Doktor schluckt viel Valium.
Das Loch ist ausgeräuchert, gänzlich stumm.
Auch gibt es keinen Grund, sich zu bedanken.

PS.: Aus d. Vorzeit d. versfabrik.at

Der Jammerer

Samstag, Januar 24th, 2009

Ich schreibe mir die Finger wund,
Und keiner will mich lesen.
Mann tritt mich wie den letzten Hund,
Wie ein Kloakenwesen.

Ich schreie mir die Lungen leer,
Und keiner will mich hören.
Ich höre nur das Bitte sehr,
Hör endlich auf zu stören.

Ich kämpfe mich durch Tag und Nacht,
Doch wird es so nicht besser.
Ein Schatten, der mich stets verlacht
Und im Gesicht Mitesser.

Ich lache nicht, ich weine nicht,
Auch wenn ich das gern würde.
Und blicke ich zu scharf ins Licht,
Erkenne ich die Hürde.

PS.: aus d. Vorzeit der versfabrik.at

Schluß *

Samstag, Januar 24th, 2009

Ein jeder Anfang führt zu einem Ende,
Dem Sonnenaufgang folgt ein Untergang.
Und kurz dünkt dich ein Leben, das zu lang
Ein andres war, im Schatten rauher Hände.

Versiegelt und verbaut wird das Gelände,
Und statt der Freiheit findest du nur Zwang.
Ein jeder Anfang führt zu einem Ende,
Dem Sonnenaufgang folgt ein Untergang.

Tief im Gedächtnis haust noch die Legende
Von einem fernen, einem schönen Klang,
Der, hörst du ihn, in dir erzeugt den Drang
Nach reiner Atemluft, nach einer Wende.
Ein jeder Anfang führt zu einem Ende,
Dem Sonnenaufgang folgt ein Untergang.

* für Gerda