Archive for the ‘02 Verse’ Category

Gesucht - Gefunden (frei nach Goethe)

Mittwoch, Februar 4th, 2009

Ich ging am Gehsteig
Daher, dahin.
Ich suchte nämlich
Sofortgewinn.

Da sah ich vor mir
Ein Fräulein gehn.
An ihren Ohren
Hing Gold, so schön.

Ich will sie pflücken,
Doch sie muß schrein:
Laß mir das Leben,
Das Geld sei dein!

Was heißt schon Leben
In unsrer Welt?
Nicht mehr als Sterben,
Fehlt es an Geld!

Ich nahm die Börse,
Weil sie beim Wort
Und machte schnelle
Mich auf und fort.

Ich bin kein Goethe.
Mir fehlt sein Geist.
Doch meine Flöte,
Die spuckt und beißt.

PS: aus d. Archiv d. versfabrik.at

Sei nicht traurig

Mittwoch, Februar 4th, 2009

Sei nicht traurig alter Krieger,
Eine Hure ist das Glück.
Zahle mehr dann bist du Sieger
Für den nächsten Augenblick.

Der Sonntagmorgen

Sonntag, Februar 1st, 2009

Der Sonntagmorgen ist so träg gestimmt.
Die Kälte draußen kann mich nicht berühren.
Geschlossen bleiben heut die Wohnungstüren.
Es ist die Faulheit, die den Tag gewinnt.

Im Stiegenhaus hängt schwerer Fleischgeruch.
Die Nachbarn bruzeln ölig Billigware.
Auf meinem Schädel färben sich die Haare.
Von blauer Zunge rutscht ein stumpfer Fluch.

Die Stunden fließen wie ein zäher Strom
Und seine Wellen machen mich nur müde.
Im ersten Stock brüllt eine Stimme rüde.

Der Hausherr schimpft voll Ärger mit dem Sohn.
Im Hof spieln Tauben gurrend mit der Liebe,
Belauscht vom schwarzen Kater am Balkon.

PS: aus d. Vorzeit d. versfabrik.at

Ich möcht nicht tauschen

Sonntag, Februar 1st, 2009

Wie Sand rinnt aus den Händen mir die Zeit.
Kaum krieg ich sie zu fassen, ist sie fort,
Ich sitz im Käfig der Vergänglichkeit,
Wo auch zur rechten Zeit ist falsch der Ort.
Ihr glaubt, daß, weil ihr anders, besser seid,
So wie ihr nur die Sieger seht im Sport.
Vergeudet ist mein Sein, doch laßt euch sagen:
Ich möcht nicht tauschen und das eure tragen.

Studenten heute

Samstag, Januar 31st, 2009

Studenten heute, welch erbärmlich Haufen!
Gehorsam, dumm und strebsam obendrein.
Der Nachwuchs ist nur noch zum Haareraufen,
Und der Gedanke schrumpft sich klein.

Wär ich wie ihr

Samstag, Januar 31st, 2009

Wär ich wie ihr und ihr wie ich,
Ich weiß nicht, was dann wäre.
Doch eines weiß ich sicherlich:
Ein Hirsch ist keine Föhre.

Schein und Sein

Samstag, Januar 31st, 2009

Mauern wolln wir niederreißen,
Um uns endlich zu befrein.
Doch die Hunde, die uns beißen,
Lassen uns vor Angst laut schrein
Und danach gehorsam sein.

Haiku (10-17)

Samstag, Januar 31st, 2009

10

Es regnet Schuhe
Auf schwarz verdörrte Wege.
Schwimmen geht die Zeit.

11

Hoch oben am Gipfel
Spricht der Horizont zu mir
Mit wolkigem Mund.

12

Auf breiten Straßen,
Im heißen Tau der Stunden,
Fängt dich dein Schatten.

13

Hörst du die Hunde?
Sie bellen von nah und fern
Aus höllischer Angst.

14

Am Ende der Welt,
Im Schatten krummer Tage,
Blühen die Steine.

15

Gedanken wachsen
Flügel, manchmal, tief im Traum,
Fern von Raum und Zeit.

16

An steilen Hängen,
Wo Adler tanzen im Wind,
Blüht leuchtend der Mohn.

17

Früh im Morgenlicht
Zeigt dir wie du bist allein
Der Riß im Spiegel.

Mutters Butter

Donnerstag, Januar 29th, 2009

Frisch von Mutter
Streicht der Geiger
Ranzebutter
Mit dem Zeiger

Im Neuntel - Takt
Auf nackte Haut
Der jungen Braut,
Bis Lust ihn packt.

Bespringt sein Weib
Als Fliegenmann
Und stanzt den Leib
So gut er kann.

Sie will blasen
Ihm den Pimmel.
Riecht so Schimmel?
Beide rasen

Wie Verrückte.
Welch Genießen!
Tief beglückte
Säfte fließen.

Einmal noch.
Ist das heiter.
Immer weiter
Wird das Loch.

Lippen krampfen,
Und im Becken
Bleibt er stecken.
Därme dampfen

Im Gestank.
Ein lauter Schrei!
Gott sei Dank
Kommt Polizei.

Dein Freund und Retter
In der Not
Bringt ins Lot
Dies Gezetter.

Wie mann´s macht,
Will wer wissen.
Ob mit Kraft
Wird gerissen,

Ob wer trennt
Mit der Spritze
In die Ritze,
Was da klemmt.

Wenn´s passiert,
Denk an Mutter.
Ranzebutter,
Die gut schmiert,
Das funktioniert!

PS: aus d. Vorzeit d.versfabrik.at

Nur Trümmer

Donnerstag, Januar 29th, 2009

Du siehst, wohin du schaust, nur Trümmer,
Und auch in dir hörst du ein Krachen,
Denn morgen wird es nur noch schlimmer.
Da bleibt dir nichts, als laut zu lachen,
Bis es im Halse stecken bleibt.