Kein Fahrgestell
Mittwoch, Mai 6th, 2009Ich fühle mich von allen mißverstanden.
Doch fragst du mich warum - ich weiß es nicht.
Vielleicht liegt es daran, daß mein Gedicht
Kein Fahrgestell hat, um bei euch zu landen.
Ich fühle mich von allen mißverstanden.
Doch fragst du mich warum - ich weiß es nicht.
Vielleicht liegt es daran, daß mein Gedicht
Kein Fahrgestell hat, um bei euch zu landen.
Ja, Verse sind wie Würmer, die da kriechen
Heraus aus den Gedanken aufs Papier,
Und öfter auf den Bildschirm, wie jetzt hier,
Wo sie dann eine Zeitlang wortreich siechen,
Bevor sich hinter ihnen schließt die Tür.
Ja, sie haben es geschafft,
Uns die Krise einzuimpfen,
Daß wir jetzt mit aller Kraft,
Nein, nicht denken, sondern schimpfen,
Während Politik derweil
Das System neu installiert,
Ein System, das schnell und steil
Direkt in den Abgrund führt.
Aber statt geeint zu handeln
Hör ich alle endlos reden.
Und so wird sich gar nichts wandeln
Hin zu einem bessern Leben.
Nicht schon wieder so ein Dichter
Mit enormem Breitgesäß.
Und was glaubt ihr, Leute, spricht er?
Von dem “Heiligen Gefäß”
Und er meint dabei ja sich.
Eitel juckt nicht nur der Beitel,
Auch sein Sein ist ärgerlich.
Dafür schneit sein lichter Scheitel
Schuppen übers ganze Jahr.
Und was er tagtäglich dichtet,
Sein verbales Pissoir,
Wenn er nur darauf verzichtet,
Würd zwar keiner was gewinnen
Außer ihm, und zwar viel Zeit,
Etwas Neues zu beginnen,
Wo nicht jeder Hilfe schreit.
Und so mach ich nun ein Ende
Diesem dummen Dichter- Sein
Und verschränke meine Hände
Um den Hals der Flasche Wein.
Manche sagen ja und Amen,
Ganz egal, was es auch sei.
Ob nun Herren oder Damen:
Nur nicht denken. Das macht frei.
Und im engen Daseins-Rahmen
Ist uns Freiheit einerlei.
Lieber dumm sein und verdrängen
Als das Köpfchen anzustrengen.
Am Abendsaum verfolgen Mückenschwärme
Den Heimwärtsziehenden auf krummen Wegen
Im Osten krallt sich zornig neuer Regen
Im Westen taumeln alterskranke Sterne
In dicken Leibern stecken blaue Winde
Ein Lachen fällt zu Boden und bleibt liegen
Die Staubfrau schmiert es kreischend von den Stiegen
Mit roten Sicheln tätowiern sich Blinde
Im Randspital baut mann auf Angst vielleicht
Wenn tief im Schädel Fremdimpulse ticken
Und Polizisten hart den Penis zücken
Bevor ein Wanderer die Nacht erreicht
PS: Aus d. Vorzeit d. versfabrik.at
Die Vögel singen und die Sonne lacht.
Durchs Blätterkleid der Bäume tanzt der Wind.
Am Trottoir spaziern in Sonntagstracht
Passanten, die voll guter Laune sind.
Kirchglocken künden ein vergangnes Reich,
Und auf den Straßen schweigen die Motoren.
Der Horizont scheint nah und fern zugleich,
Und ich, ich fühle mich wie neugeboren.
Ja, heute war´s vor 23 Jahren.
Am Nachmittag ging ich im Wald spazieren,
Am Abend durfte noch kein Mensch erfahren,
Daß eine Wolke kommt und bringt Krepieren.
Erst Tage später konnten wir dann hören:
In Tschernobyl, da gab es einen Gau.
Experten kamen, um uns zu erklären,
Daß Irren menschlich sei und feucht der Tau.
Wir werden nur belogen und beschissen
Und all die Opfer grausam noch verhöhnt.
Gewinn wiegt eben schwerer als Gewissen,
Moral ist was für Dumme und verpönt.
Laut tickt seit jenem Tag die Uhr der Welt:
So hoch der Mensch auch steigt, so tief er fällt.
Wie jeden Tag, auch heute ist mir Sport
Das Wichtigste und voll Geräte ist
Mein Haus, denn Fitneß heißt das Zauberwort
Für die auch Leben oft genannte Frist.
Laufbänder, Hanteln und so weiter,
Bei mir gibt´s alles wie im Studio.
Zum Rhythmus-Sattel für fäkale Reiter
Hab ich die Brille umgebaut am Klo.
In meinen Körper bin ich so verliebt
Wie Päderasten in ein kleines Kind.
Doch was trotz Dauertraining mich betrübt,
Ist, daß die Muskel nicht noch größer sind,
Ist, daß die Leute nicht zu schätzen wissen,
Wie stark wir uns tagtäglich quälen müssen.
Manchmal packt mich ein Verlangen,
Einfach irgendwen zu schlagen
Auf die fett geschminkten Wangen,
Und Verzeihung dann zu sagen:
Tut mir leid, ich wollte nicht
Mir die Hände schmutzig machen
An solch häßlichem Gesicht,
Das den Spiegel zwingt zum Lachen.
Manchmal packt mich die Begier`,
Etwas Dummes hinzuschreiben,
Wie im Augenblick jetzt, hier,
Denn viel Denken führt zum Speiben.