Archive for the ‘02 Verse’ Category

Träume*

Donnerstag, Mai 3rd, 2012

Ich träume Fässer
Voll Wörter platzen
Köpfe in tausend
Scherben vom Plafond
Tropfen Augäpfel
Ja manchmal kommt
Ein Schanker vor dem Punkt
Geht kein Beistrich
Im Konjunktiv allein
Spazieren Bäume
Von den Tapeten
Ruft Eva ahoi
Ihr Matrosen werft
Anker im Rinnstein
Frisiert ein Feuer
Das Dunkel im Takt

*Erstfassung am 20.4. 2010

Fantasie in Es-Dur *

Donnerstag, April 26th, 2012

Nächtens durch den Tau der Wiesen
Tanzen wir den Feen-Reigen,
Unsre Schatten werden Riesen
Unterm Mond, und in den Zweigen

Sitzt der Wind und pfeift Sonaten,
Langsam, leise und dann schnell,
Blätter rascheln, Pilzpiraten
Ziehn die Hüte, lacht der Quell.

Und die Augen wilder Tiere
Leuchten uns Topasen gleich
Aufs Parkett in grün, ich spüre
Deine Haut an meiner weich,

Spüre, wie die Herzen schlagen,
Blaue Funken an den Saum
Der Minuten, platzt ihr Kragen,
Tor um Tor im Flug, im Traum.

* für Gerda

Erstfassung am 24.8.2009

Fragen eines lesenden Arbeitslosen

Montag, April 23rd, 2012

An B.B. angelehnt

Wer Theben baute, seine sieben Tore,
Das mehrmals zerstörte Babylon oder
Die Chinesische Mauer,
Das Rom der Triumphe, Byzanz,
Das vielbesungene…
Ob der junge Alexander Indien
Allein eroberte, Cäsar
Die Gallier schlug nach dem Frühstück,
Wen kümmert es heute noch?

Was in den Büchern geschrieben steht,
Hab ich vergessen.
Was die Zeitungen tagtäglich drucken,
Sind Lügen.

Was ich wissen muss, ist, wie
Ich bis zum Monatswechsel über die Runden
Komme mit gesperrtem
Konto und gähnend leerer Brieftasche,

Wann die Zeiten wieder
Besser werden, und

Warum wir nicht handeln,
Statt sinnlos zu fragen.

Pflegevorsorge

Freitag, April 20th, 2012

Krücken, Leute, kauft euch Krücken
Und auf Rädern Gitterbetten,
Denn wer liegt, braucht sich nicht bücken,
Und wer rollt, ist noch zu retten,
Darf kurz in die Zukunft blicken,
Durch den Vorhang schwerer Ketten,
Wo Maschinen freudig warten,
Uns zu pflegen wie den Garten.

Karfreitag (T)

Samstag, April 7th, 2012

Siehst du am Hügel
Das Kreuz? Hörst du der Krähen
Hartes Geschrei? Ich
Weiß nicht mehr warum, aber
Ich weiß, daß wir schuldig sind.

Im Schatten

Dienstag, April 3rd, 2012

Hinter den Häusern
Tanzen Gespenster am Abend
Blühen Kakteen
Kurz nur im Geäst lauern
Eulen auf leichte Beute

Coole Jungs

Donnerstag, März 29th, 2012

Hi, Fredi, gestern, du, das war ne geile Nacht:
Zuerst im Kino, so ein hardcore Schlitzer-Streifen,
Dann auf die Autobahn mit quietschend heißen Reifen,
Zur Disco, diesen neuen Schuppen, Doppel Acht.

Der DJ dort, ein Bimbo, ging auf mega Dröhnen
Im vierten Gang, da machte einer auf Brad Pitt,
So´n Schnösel, Karli gab ihm einen schönen Tritt
Voll in die Eier, Mensch, ich hör ihn jetzt noch stöhnen.

Ein blöder Wichser kreischte los, die Bullen kommen.
Wir ab ins Car, zwei Bräute wollten mit uns fliegen,
Bis nach Alaska, eine ließ im Sitz sich pflügen.

Der Rest ist Wodka pur und sonst total verschwommen.
Und heute bin ich echt im Arsch, brauch schnell ein Bier.
Wart einen Augenblick, es scheißt wer an die Tür.

Stilleben *

Dienstag, März 27th, 2012

Die Flamme flackert
rußt Schatten träumen
die Fenster verhängt
die Wände kahl der
Boden erzählt vom
Sein als Deponie
ein krummer Löffel
auf dem Tisch neben
Der Kerze rote
Pumpen bis zum Rand
gefüllt mit Kippen
der Aschenbecher
von sich häutender
Decke hängt voll Staub
ein zerbrochener
Schirm auf dem Sofa
steht ein Paar Stiefel
für den Sumpf ein Mensch
lehnt im Sessel das Kinn
auf die Brust gedrückt
um den Mund Speichel

*Erstfassung am 9.4. 2010

Eins Zwei Null

Montag, März 26th, 2012

Ich starre in den Spiegel.
Der Spiegel stiert zurück.
Von oben kommt ein Ziegel,
Der schwärzt, der bricht den Blick.

Fiebervision

Donnerstag, März 22nd, 2012

Überall wohin ich blicke,
Seh ich Menschenleiber glühn,
Rauch steigt hoch in schwarzer Tücke,
Und ich möchte nichts als fliehn.

Seh die Stunden, wie sie fließen,
Abwärts, abwärts bis zum Grund,
Wo die Teufel sie begrüßen,
Roten Schaum auf blauem Mund.

Auf den Straßen tote Tiere,
Donner rollt am Horizont,
Und ich schwitze und ich friere,
Quer durch mich verläuft die Front:

Rechts die Wurzeln, links die Äste,
Voll zersplittert liegt der Stamm.
In der Anstalt kriegt der Beste
Für sein Schamhaar einen Kamm.