Grundlos (T)
Donnerstag, Juni 21st, 2012Kübel voll Wörter
Die ich an Wände schütte
Damit ein jeder
Der Augen hat sieht daß es
Keinen Grund für das Sein gibt
Kübel voll Wörter
Die ich an Wände schütte
Damit ein jeder
Der Augen hat sieht daß es
Keinen Grund für das Sein gibt
Im Efeu an den Wänden
Der Hütte ruht heut nacht
Der Wind, mit beiden Händen
Hab ich ihn dir gebracht.
Will kämmen deine Haare
Und Blumen in sie binden.
Spiel, Wurzelmund, Fanfare
Im Tau von Sternenwinden.
Will Mandelbäume pflanzen
In deinen Traum, Yasmin,
Im wilden Garten tanzen
Mit dir, wie Rosen blühn.
* für Gerda, EF: Jänner,2010
Jetzt kehren endlich wieder neue Besen
Das arme und das reiche Weltgetue.
Jetzt kommen über uns die Rotchinesen.
Sie tragen blutpolierte Eisenschuhe,
Zerstampfen, was da nicht chinesisch ist,
Verwandeln Altes jetzt in neuen Müll,
Und fegen, fegen, schneller als die Frist,
Die ihnen abverlangte, es so will.
Wie Mückenschwärme aus dem Reich der Mitte,
In Massen säubern sie den Bauch der Welt,
Sodaß in Bälde die globale Hütte
Nur den Chinesen wirklich noch gefällt.
* EF: 25.7.2008
Die Torte steht am Tisch bereit fürs tau=
Sendste Sonett, die ich in sieben Jahren
Gemacht, per annum 150. Narren
Wie ich, die nehmen es da ganz genau.
Es ist fürwahr ein himmlisches Gerüst,
Viel besser noch als all die Stammhirn-Krücken
Mit denen Pervis kleine Kinder ficken,
Wenn meine Welt bloß vierzehn Verse misst.
Ja, vierzehn kurze Zeilen reichen mir,
Mit alten Regeln Neues zu erschaffen.
Im Fünffuß-Mieder spreng ich jede Tür
Und tanze durch den Dschungel, meist mit Affen.
Denn erst das strengste Maß macht wirklich frei,
Macht mich zum Schöpfer, zur Kanone, high.
Im Vorraum hängen Penis-Stützprothesen
Aus Holz, auch Masken, und an jeder Wand.
Im Kühlschrank stehen Füße bis zum Rand.
In Nylonsäcken lagern Libanesen.
Die Stimmen in den Mauern lispeln Lieder
Aus Kindertagen. Vor der Eingangstür
Liegt ausgestopft ein blinder Passagier.
Im Garten neben ihm blüht blau der Flieder.
Der Keller ist ein Bahnhof, und die Züge
Fahrn direkt in das Kanzleramt Berlin.
Zwei kurze Künstler turnen auf der Stiege
Und injiziern sich lallend Kokain.
Das Paradies hat siebzehn schwarze Löcher
Zum Wasserlassen für betuchte Zecher.
Ts = Traumsonett
Die Pressefritzis, Marktschrei-Heinis,
Die kreativen Kritiker,
Die Kunstverwalter, Pseudos, Peinis,
Vor allem die Politiker;
Krawattenträger, weiße Kittel,
Die Hintherläufer, Vorausdenker,
Die Landschaftspfleger, die mit Knüttel;
Egantomanen, Grubenlenker,
Die Brutvergifter, Tiervernichter,
Polierte Glatzen, braun frisiert;
Perverse Dichter, kranke Richter,
Der Pfaffe, der nicht masturbiert,
Viel lieber frische Knaben schändet,
Der Bürger, dessen Pflicht nie endet;
Die Jäger und ihr Blutwurstchor:
Wie Pilze schießen sie empor,
Verfilzen schneller, als mensch schaut,
So speckig, daß gar Ratten graut.
Und dieser Filz, der ist die Form,
In temporärer Schwüle,
Mit Schimmelschwamm als Kahlschlagnorm.
Doch leider nicht für viele
Ist noch ein Platz im Wohlstandshaus
Frei, wird die Wahl zum Ziele:
Entweder leben wie die Laus
Im Filz, sonst treten in der Mühle.
Aus der Vorzeit der versfabrik
Ich schau zum Fenster raus. Es dämmert schon.
Der Notarzt und die Bullen sind gerufen.
Ich warte jetzt auf wackeligen Hufen.
Im Nacken sitzt ein roter Skorpion.
Sirenen. Gestern war es noch ein Lachen.
Am Abend kam der Onkel mit Geschenken
Von den Bahamas. Gleich ging´s ans Versenken,
Ans durch die Wolken fliegen wie zwei Drachen.
Es war ein Uhr, als dich der Schlaf berührte.
Ich zog noch eine Runde, folgte dann
Und träumte weiße Pferde. Irgendwann
Bin ich im Dunklen aufgewacht. Ich spürte
Den fremden Gast. Die Tür stand einen Spalt
Weit offen. Deine Haut war eisig kalt.
* für die Zwillinge Peter und Christian
Der Bauch des Himmels ist voll grauer Flecken
Am frühen Morgen. Der Minuten Schlamm
Verklebt die Augen. Gebt mir einen Kamm,
Denn statt der Haare wachsen mir nur Schnecken
Am Kopf. Die Menschen auf den Straßen, alle,
Sind nackt vom Nabel abwärts. Kein Igitt.
Ich laß die Hosen runter und mach mit.
Im Keller wartet schon die Gartenkralle.
Wohin ich blicke, sammeln sich die Leute.
Dazwischen jaulen aufgeregte Hunde.
Jetzt gilt´s. Jetzt schließen wir die Wunde.
Schnell wird die Masse eine wilde Meute.
Die Zähne reißen Löcher in den Bauch,
Den grau gefleckten. Ringsum krümmt sich Rauch.
Ein Riesenrad befährt das Salz der Stunden
Ein Kleinformat maskiert sich mit Moral
Die Himmelpforte gängelt Kapital
Die Gruft beheizt nicht stubenreine Kunden
Im Kino läuft das Leben ohne Krücken
Im Zoo spüln Orang Utans Klarinetten
Im Grauen Haus stehn mehr als tausend Betten
Museen präparieren Bolschewiken
Im Park flanieren Hunde mit Passanten
Am Stadtrand wuchern Rentnerdeponien
Am Donauufer kräht der Muezzin
Wer Tauben füttert füttert Asylanten
In Marmorsocken fiedeln güldne Sträuße
Am Gürtel regeln Schnallen den Verkehr
Lackierte Lippen saugen Säcke leer
Am Morgen dampft aus den Kanälen Scheiße
Ich träume Fässer
Voll Wörter platzen
Köpfe in tausend
Scherben vom Plafond
Tropfen Augäpfel
Ja manchmal kommt
Ein Schanker vor dem Punkt
Geht kein Beistrich
Im Konjunktiv allein
Spazieren Bäume
Von den Tapeten
Ruft Eva ahoi
Ihr Matrosen werft
Anker im Rinnstein
Frisiert ein Feuer
Das Dunkel im Takt
*Erstfassung am 20.4. 2010