Das Seil (T)
Mittwoch, August 29th, 2012In hoher Felswand
Hänge ich am dünnen Seil
Zwischen Himmel und
Erde spreizen Sekunden
Arme und Beine zum Flug
In hoher Felswand
Hänge ich am dünnen Seil
Zwischen Himmel und
Erde spreizen Sekunden
Arme und Beine zum Flug
Auf meinem Körper wächst in dichten Schlingen
Und weißen Blättern Efeu, meine Hände
Sind rot bemalt mit Anfang und mit Ende,
Die ohne Skrupel um die Herrschaft ringen.
Mein Mund ist voller Würmer, dicker Schlangen.
Die Lippen öffnen sich, denn freie Bahn
Braucht das Gezücht, es füttert seinen Wahn
Mit Bohrern oder scharf gewetzten Zangen.
Ich spring zu dir ins kalte Hafenbecken
Und nehme Kurs hinaus aufs offne Meer,
Wo uns die meterhohen Wellen necken.
Der Himmel spreizt sich schwarz wie heißer Teer,
In dem nur staubkorngroß die Sterne kleben,
Bevor sie schmelzen und zu Grunde schweben.
Ich wollte über meinen Schatten springen.
Doch der sprang mit mir, und ich landete
Im Trüben, sah das Herz von allen Dingen
Sich schwärzen. Morgen fällt vielleicht schon Schnee.
Ein Tiger dreht den Erdball mit den Krallen.
Ein zweiter springt ins All, sein Flammenblick
Entfacht die Sterne, während Stück für Stück
Minuten schweigend von der Decke fallen.
Im Gletschereis hoch auf dem Gipfel liegen
Die Schläfer schon seit lang vergeßner Zeit.
Der Schnee beginnt zu schmelzen, er befreit
Ein Herz voll Träume - alle wollen fliegen
Nach Sarmakand, dann weiter über Meere,
Kurz rasten auf dem Rücken von Delphinen,
Gedankensplitter füllen tausend Bienen
Mit Honigtau, und eine blaue Schere
Durchtrennt das Band, ein nächstes, schau, die Worte
Verblühen murmelnd an der späten Pforte.
Wie´s scheint, hat sich der Sommer aus dem Staub gemacht.
Auch letztes Jahr war er erbärmlich und ein Schuft.
Nur selten hat die Sonne laut gelacht,
Doch meistens lag ein grauer Unhold in der Luft.
Hätt ich das Geld, dann wäre ich jetzt anderswo,
Und zwar im Süden, auf ´ner Insel und dort froh.
Es gibt Menschen die glauben der Himmel
Ist ein großes Loch im Alphabet
Für Aliens steht das Omega
Am Anfang aber kein Wort
Verlieren sie über morsche
Gedanken ein Gummischlauch
Zum Abbinden der Duftnelken
Palmwedel und Kokosnüsse
Hängen im Angebot
Aus rasierten Fenstern
In Yokohama schwimmen
Nudel im Öl
Vom Himmel über Moskau fallen Schuppen
Auf Zwiebeldächer und Kartoffelköpfe.
Im Staub der Vorstadt liegen leere Töpfe
Umringt von ausgefransten Lederpuppen.
Der Rote Platz ist eine harte Schwiele,
Auf der Genossen mit dem Dreirad fahren,
Im Kreis und grünen Pudding in den Haaren
Verfehlen sie die weitgespannten Ziele.
In meiner Brust haust eine kalte Echse
Mit säurescharfem Schwanz und Eisenzähnen,
Verwandelt die Gedanken in Gewächse,
Hornissen bauen Nester in den Venen
Und schwärmen tausendfach aus beiden Augen,
Indes die Nachbarn an den Zehen saugen.
*2.Fassung
Vom Himmel über Moskau fallen Schuppen
Auf Zwiebeldächer und Kartoffelköpfe.
Im Staub der Vorstadt liegen leere Töpfe
Umringt von ausgefransten Lederpuppen.
Der Rote Platz ist eine harte Schwiele,
Die tiefer wurzelt als der Glanz von Zaren.
Der Wind saust durch die Steppen der Tartaren
Und bricht die hohen Mauern der Gefühle.
In meiner Brust haust eine kalte Echse
Mit säurescharfem Schwanz und Eisenzähnen,
Verwandelt die Gedanken in Gewächse,
Und schwarzer Eiter strömt durch alle Venen.
Ich hör die Stille, schaue aus dem Fenster:
Durch enge Gassen ziehen die Gespenster.
Wir machen Fahrt in alle Regionen,
Hoch ins Gebirge, tief in Dschungeltäler,
Wo Paviane mit Kartoffelschäler
Und Lorbeerkranz auf Gummibäumen thronen.
Wir schweben leicht im Nebel der Äonen,
Andromeda verträumt die letzte Pforte
Des Himmels, plötzlich wandeln sich die Worte
In meinem Munde. Häßliche Dämonen
Mit spitzen Krallen ziehn mich an den Haaren
In alte, abgekühlte Welten, fahren
Mit meinem Körper Schlitten durch den Schnee,
Der schwarz sich färbt. Und immer schneller rasen
Wir abwärts, meine Haut verglüht in großen Blasen.
Ich wache auf so weich wie ein Püree.
Entlang der Schienen
Blüht der Mohn in Gedanken
Als Regenbogen