Archive for the ‘02 Verse’ Category

Wie Lamas

Donnerstag, Januar 31st, 2013

Spucken wie Lamas
Möchte ich meine Wörter
In die Gesichter
Der Menschen Löcher reißen
In den Schirm der Gedanken

Daheim am Schreibtisch

Montag, Dezember 31st, 2012

Während ich am Schreibtisch sitze,
Mein Blick durchs Fenster streicht, bis er
Auf die Fassaden gegenüber prallt,
Die eng an eng gedrängt wie feiges Pack
Die Sicht mir stehlen, suchen die
Gedanken anderswo sich Raum
Und einen neuen Horizont.

Während ich am Schreibtisch sitze,
In meiner kleinen Bude, hier
Am Rand der Stadt, im Zentrum der
Urbanen Häßlichkeit geparkt,
Greift Sehnsucht schmerzlich an mein Herz,
Nach fremden Orten, weit entfernt
Und menschenleer; nach der Natur.

Während ich am Schreibtisch sitze,
An einem grau getrübten Tag,
Auf dem Kalender steht 2012
Dezemberzeit, die Uhr zeigt 11,
Geht mir Silvester durch den Sinn,
Wie eine Schlägerbande, abgefüllt
Mit Alkohol, und ohne Hirn,
Und schnürt den Hals mir zu wie ein Korsett,
Aus Ekelfasern stramm gewebt.

Gerädert (T)

Montag, Dezember 3rd, 2012

Vorm Morgengrauen
Wenn ich durchs Fenster blicke:
Noch liegt die Straße
Still ganz kurz bevor der Lärm
Der Motoren mich rädert.

Haiku

Samstag, Dezember 1st, 2012

Hart ist die Faust wenn
Der Frost sie ballt früh morgens
Tanzen Kristalle

Das Paradies der Zwerge

Mittwoch, November 7th, 2012

Ich seh mich plötzlich auf der andern Seite
Der Straße, in den Händen Funken tragen,
Indes sich hier im Schatten viele Leute
Versammeln, um sich miteinand zu schlagen.

Es ist schon seltsam, da und dort zugleich
Zu sein. Ich weiß, so spalten sich Schamanen
Auf Fliegenpilz, der Schwimmer wird zum Teich,
Der flammensprühend hochschießt aus Vulkanen.

Ein schwarzer Rauch rollt über Land und Leben,
Türmt Pyramiden vor geschraubten Blicken,
Die rot verschmiert an Hausfassaden kleben,
Wie ganze Schwärme halb zerquetschter Mücken.

Die Luft verwandelt sich zur kalten Suppe,
Und diese in ein bleiches Krokodil
Mit scharf gespitzem Maul. Nur eine Puppe
Bin ich im fremdgelenkten Daseinsspiel.

Novembernebel *

Dienstag, November 6th, 2012

Ein dichter Nebel überzieht das Land,
Von irgendwo das Kreischen vieler Krähen.
Ich kann den Boden unter mir nicht sehen
Und taste in das Nichts mit meiner Hand.

Getrennt von Allem wie durch eine Wand,
Allein mit meinen haltlosen Ideen,
Die rückwärts sich zu ihrem Ursprung drehen.
Die Luft verharrt in milchigem Gewand.

Ein kalter Wind bläst in die Augen Sand
Und läßt die unsichtbaren Bäume flehen.
In welche Richtung soll ich weitergehen,
Wer löst für mich des Lebens müdes Pfand.

*2. Fassung

Stufen (H)

Donnerstag, November 1st, 2012

Am Himmel ein Schaf
Am Gehsteig rote Schuhe
Im Keller kein Licht

Im Spiegel der Wirklichkeit

Samstag, Oktober 27th, 2012

Ich weiß, ich bin in einer Endlosschleife
Der Zeit gefangen, keiner holt mich raus.
Ein Trugbild gaukelt Werden, Wachsen, Reife,
Sogar ein gottverdammtes Totenhaus.

Nur immer wieder immer Gleiches machen,
Als wär ich ein Computer, ein Programm,
Das auch die Träume pflanzt, samt Weinen, Lachen.
Doch wahr ist, wir sind urzeitlicher Schlamm.

Das pralle Leben

Sonntag, Oktober 14th, 2012

Wir hängen ab, wir rauchen Gras, die Witze
Gehn auf wie Luftballons in Miniröcken,
Tequila schlürfen wir im Freiluftbecken,
Zum Nachtisch gibt es Cocktails aus der Spritze.

Wir ziehn auf eine Party und schnell weiter
Zur nächsten, denn wer Zeit hat, ist schon tot.
Wir treten Sauerkraut im Segelboot
Und sehn vor lauter Sprossen keine Leiter.

Oktobermelodie (2)*

Samstag, Oktober 13th, 2012

Über mir ziehen die Wolken nach Süden.
Unter mir glitzert der schwarze Asphalt.
Rings um mich kauern Gestalten, die müden
Köpfe geneigt vor dem Wind. Es wird kalt.

Birken mit goldenem Laub an den Ästen
Krönen den Hügel. Der Krähen Geschrei
Läßt mich verweilen. Ich blicke nach Westen:
Träume von Schwalben, ein Lied geht vorbei.

Wiesen und Wälder, das Lachen der Kleinen,
Leute am Bahnhof, ein Zug der nicht hält,
Masken beim Tanzen, das Quietschen der Leinen,
Füße, die schmerzen von Stoppeln am Feld.

Wollte dem muffigen Kleingeist entfliehen,
Lockten doch Länder, so fremd und so fern.
Sah in den Bergen den Mohn lila blühen.
Folgte auf Jahre dem funkelnden Stern.

Jetzt ist Oktober, und kurz sind die Tage.
Wandernd zum Hügel auf rotbraunem Laub,
Wachsen Gedanken und werden zur Klage
Kommen und Gehen, was bleibt, ist der Staub.

* für Gerda