Archive for the ‘02 Verse’ Category

Der dunkle Kontinent (St)

Mittwoch, Oktober 16th, 2024

Ich hab mich verirrt
Im Dickicht meiner
Gedanken streifen
Hyänen an den
Ufern der Flüße
Auf Beute lauernd
Oder uralte
Zedern träumen vom
Tod in lehmigen
Stiefeln und Gibbons
Schaukeln an langen
Schwänzen vom Astwerk
Dämmert der Abend
Unter den kalten
Augen des Mondes
Auch viel anderes
Getier haust in der
Wildnis der weiten
Zwischen den Schläfen
Atmen die Winde
Den Dünkel der Zeit
Ans Herz greift die Furcht
Mich auf Grund meiner
Selbst zu zerschellen
Fern am Horizont
Hängt der Himmel ein
Umgestülptes Meer
Auf Stelzen aus Stein

Das Schweigen der Wörter (St)

Montag, Oktober 7th, 2024

Die Tage kommen
Und gehn als wären
Sie Schemen nichts bleibt
Vom Fluß der Stunden
Dem monotonen
Haften nur fremde
Stimmen die den Kopf
Mit dissonanten
Sonaten bespieln
Nichts bleibt ein Schleier
Deckt zu das Gestern
Das Heute gewebt
Aus dunklem Speichel
Mürrischer Münder
In einer kalten
Hütte weit draußen
Hingehaucht auf die
Knöcherne Erde
Der Ahnen liegen
Die Wörter ganz eng
Beisammen ohne
Ordnung unter Staub
Liegen sie verbraucht
Und vergessen hab
Ich wann oder wo
Die Hoffnung verbrannt
Ist Asche mein Herz

Bestie Zeit

Dienstag, Oktober 1st, 2024

Wie wilde Tiere
Mit gelb funkelnden Augen
Aus düsterer Nacht,

Die mich verfolgen
Von einem Traum zum nächsten,
Weit offen das Maul,

Ihr heißer Atem
Wie Fackelzungen lechzend
In meinem Nacken,

Die spitzen Zähne
In mein Herz schlagend, bis Blut
Bricht aus der Wunde,

Bis die Gedanken
Zerfallen zu Staub. Nichts bleibt
Am Ende. Vielleicht

Ein Vers, ein Gedicht
Auf den turmhohen Halden,
Im Auswurf der Zeit.

Das faschistische Herz

Samstag, September 21st, 2024

Täglich schluck ich bunte Pillen,
Fühle mich dann richtig wohl.
Kommt mir jetzt nicht mit dem Willen,
Selber sauft ihr Alkohol,

Schlimmer noch, seid abstinent,
Aber Hüter der Moral,
Eine, die sich selbst verkennt,
Eine, ohne jede Wahl.

Eine Ordnung aus Verboten,
Bis die Freiheit Ordnung ist.
Ja, ich kenne solche Noten,
Wer sie pfeift, ist ein Faschist.

Ja, Faschisten seid ihr alle.
Momentan zwar noch geheim,
Aber kommen die Krawalle,
Dürft ihr es ganz offen sein.

Jetzt spielt ihr den Demokraten,
Und ihr spielt ihn wahrlich schlecht,
Wie manch Bildschirmkandidaten,
Die vom Trubel sind bezecht.

(EF 2009)

Kürbisköpfe

Donnerstag, September 12th, 2024

Der Himmel hängt so tief wie alte Titten,
Aus deren Warzen lila Nebel strömt.
Die Stunden haben mich voll zugeritten,
In hohen Lederstiefeln - unverschämt.

Vorm Fenster draußen hängen Terroristen
In Gummihosen und mit langem Bart,
Brülln Allah auf die betonierten Pisten,
Wo er zerplatzt. Das Pflaster ist echt hart.

Gib mir die Pumpe, gib mir auch die Flöte.
Ich brauche Stoff für dieses eine Lied.
Es handelt von der allerletzten Kröte,
Die angstdurchfurcht die Augen rollt und flieht.

Wasser (T)

Mittwoch, September 4th, 2024

Ich bin wie ein Teich
In dem seltsame Wesen
Schwimmen und tauchen
Manche von ihnen lachen
Und manche sagen kein Wort

Trauben (T)

Montag, August 26th, 2024

Vom Himmel hängen
Schwarze Trauben in meinen
Aufgesprengten Mund
Am Boden zwischen Gewürm
Verwelken späte Träume

Hundstage (FG)

Mittwoch, August 14th, 2024

Der Morgenmund geht auf es kommen Flüche
Die Sonne hängt an einer Chemokette
Aus Kebab Sandwich purzeln Maden fette
Am Gehsteig wabbeln käsige Gerüche

Und mittags fängt das Pflaster an zu glühn
Freibäder sind verstopft mit braunen Backen
Touristen schwärmen aus wie Ledernacken
In Pissoirs steht knöcheltief Urin

Der Nachmittag serviert Ozonpasteten
Infarkte fahrn mit Rentnern Straßenbahn
Fremdhäuter betteln mit geflicktem Zahn
Im Park platzt Pubertäres aus den Nähten

Am Abernd lispeln Schwärme brauner Mücken
Gastgärtner zapfen Kunden manuell
Die letzten Schwimmer trocknen ihr Gestell
Am Himmel geht der Mond auf Freierskrücken

Himmel und Hölle (TS)

Montag, Juli 29th, 2024

Die Marmorstufen führen in die Hölle,
Wo Ziegenböcke nackte Menschen mästen,
Auf langen Spießen rundum knusprig rösten.
Der Teufel ist ja jederzeit zur Stelle.

Der Himmel öffnet sich, ein schwarzer Regen
Fällt auf die Köpfe schrill maskierter Leute.
Ein Weißbart im Gewölk sucht frische Beute
Auf seinen strohbelegten Knüppelwegen.

Der Mutter geb ich Zucker, sie mir Geld
Für spitze Flöten, schneegewebte Kissen
Und Schmalz, meist aus dem linken Ohr der Welt.

Ich sehe Kids auf eine Parkbank pissen,
Auf der ein Bettler voll in Flammen steht.
Ich hör die Lache, spür den Wind, der dreht.

Rien ne va plus

Sonntag, Juli 21st, 2024

Wenn auf den Straßen alles stopft und steht,
Und Hausfassaden stiern wie Idioten,
Wenn per Gesetz die Wahrheit wird verboten,
Der Bauch der Zeit sich stark und stärker bläht,

Ein Wind das Laub von den Gedanken weht,
In Gummizellen landen noch Piloten,
Wenn auf den Straßen alles stopft und steht,
Und Hausfassaden stiern wie Idioten.

Die Rettung kommt und kommt doch nur zu spät,
Im Keller singen schön geschminkt die Toten,
Mit Hufen herrisch stampfend oder Pfoten,
Im Spiegel wird das schwarze Loch vernäht,
Wenn auf den Straßen alles stopft und steht,
Und Hausfassaden stiern wie Idioten.

für Gerda