Archive for the ‘02 Verse’ Category

Schöne Aussichten *

Mittwoch, August 25th, 2021

Die Welt geht aus dem Leim und wir,
Wir glotzen blöd mit aufgesperrtem Mund.
Vorm Fenster winselt ein defekter Hund.
Im Keller spielt ein Automat Klavier.

Senioren betteln sprachlos an der Tür.
Der Fortschritt leidet an Gedächtnisschwund.
Die Welt geht aus dem Leim und wir,
Wir glotzen blöd mit aufgesperrtem Mund.

Im Spiegel haust ein blinder Passagier.
Prothesen tragen die Gedanken und
Kausale Netze brennen ohne Grund.
Die Städte wuchern wie ein Darmgeschwür.
Die Welt geht aus dem Leim und wir,
Wir glotzen blöd mit aufgesperrtem Mund.

*für Gerda

Aus meinem Tagebuch *

Sonntag, Juli 25th, 2021

Es dämmert schon, das Licht zeigt erste Lücken.
Im Astwerk sitzt der Wind, knirscht mit den Zähnen.
Sein Echo frißt sich tief in meine Venen,
Und lässt die Augen in die Leere blicken.

Zwei Stunden später: Auf dem Sofa liegen
Mein Ich und du, ein Film läuft an der Wand:
Hawaii, die Blumenmädchen, Palmenstrand.
Die Zigarette fällt, Gedanken fliegen.

Die Sterne über mir, ich hör sie singen.
Auch die Matrosen lauschen still an Deck.
Die Zeit zerfließt, als hätte sie ein Leck.
Darin, geschwärzt, das Herz von allen Dingen.

* für Gerda

GMO oder die zwei Rüssel

Donnerstag, Februar 4th, 2021

Ich geh auf der Straße spazieren heut,
Da hör ich ein Kind, das laut weint.
Die Tränen, sie fließen in Strömen
Dass Bäume sich ringsum schon schämen.
Weg mit der Maske, er atmet befreit.
Doch zu spät, das Antlitz ist schon verschweint.

Anmerkung: GMO = Genetisch Modifizierter Organismus

Weißkittel - Bazillen

Mittwoch, Januar 20th, 2021

Am Fenster ziehn Giraffen, Dromedare
Vorbei, ein Rudel Affen hinterher.
Ich knüpf dir Zeichen in die roten Haare
Und spür, mein Mund ist voll mit heißem Teer.

Die Wörter zischen, fangen an zu brennen.
Ich spucke aus. Zur Asche wird Papier.
Tagein, tagaus hör ich die Nachbarn flennen.
Ich geh ins Zimmer, spiele Luftklavier.

Vorm Haustor sammeln sich zuhauf Bazillen,
In weiß gekleidet, mit maskiertem Hohn.
Sie hämmern an die Tür, und wie sie brüllen.
Da bin ich schon durchs Fenster und davon.

Killervirus Vollprogramm

Montag, Dezember 14th, 2020

Tagtäglich lese ich nur noch
In Zeitungen und auch im Netz
Vom Horror dieser Pandemie,
Die uns und auch den Rest der Welt*
Mit ihren scharfen Krallen packt.

Tagtäglich sehe ich nur noch
In Zeitungen, TV, im Netz
Die Bilder, die so schrecklich sind,
Als kämen sie frei Haus direkt
Aus Hollywood, die Särge, Leichen
Säcke, leer die Straßen, Plätze, Städte.
Endzeit jetzt.

Tagtäglich höre ich nur noch
Im Radio, TV, im Netz
Die Zahlen, und sie scheinen hoch,
Der Infizierten, Toten hier
Und auch im Rest der Welt.
Sie wachsen, wachsen, wachsen.

Doch auf den Straßen seh ich Tag für Tag
Nur Schafe mit gebeugtem Kopf
Und Masken vorm Gesicht.
Wie ferngesteuert gehn sie, schweigen, und
Die Hosen vollgeschissen.

* In den armen Ländern der dritten Welt und in China gibt es keine Pandemie. Die armen Länder können sich die PCR- Tests nicht leisten und in China hat man schon im März aufgehört zu testen. Nur noch bei der Einreise wird den Leuten ein Stäbchen in die Nase geschoben.

Bis auf den Grund des Himmels *

Freitag, November 27th, 2020

Lass mich deine Lippen spüren
Auf dem Hals, so schäumt das Blut,
Und das Feuer stärker schüren,
Bis der Damm bricht. In der Flut

Wolln wir treiben mit den Wellen,
Die wie deine Augen grün
Sind, und auf der Gischt, der hellen,
Wie ein Regenbogen blühn.

Lass mich deinen Atem kosten
Eine endlos lange Nacht,
Seine Süße, bis im Osten
Taugetränkt der Tag erwacht.

Lass mich tauchen, lass mich fliegen
In und auf und unter dir,
Dass sich die Minuten biegen
Zu des Lebens Elixier.

* für Gerda

Ein Strauß Narzissen

Dienstag, November 17th, 2020

Manchmal steigen aus den Träumen
Bilder und verwandeln sich,
Bis sie in Gedanken keimen,
Wachsen, blühn. Sie zeigen dich

Klar und deutlich wie in jenen
Tagen, da wir zwei vereint
Waren, einem wunderschönen
Märchen, wo das Glück still weint.

Deine Lippen waren Lachen,
Deine Augen mildes Licht,
Das die Sterne konnt entfachen,
Eine Rose dein Gesicht.

Ach, was würd ich dafür geben,
Könntest du jetzt bei mir stehn.
Ja, mein so verdammtes Leben
Würde sich ins Helle drehn.

Einen Strauß Narzissen lege
Ich dir auf den kalten Stein.
Geh dann schweigend meiner Wege,
Ziellos, düster und allein.

Oktobermelodie I *

Mittwoch, November 11th, 2020

Über mir ziehen die Wolken nach Süden.
Unter mir glitzert der schwarze Asphalt.
Rings um mich kauern Gestalten, die müden
Köpfe geneigt vor dem Wind. Es wird kalt.

Birken mit goldenem Laub an den Ästen
Krönen den Hügel. Der Krähen Geschrei
Läßt mich verweilen. Ich blicke nach Westen:
Träume von Schwalben, ein Lied geht vorbei.

Wiesen und Wälder, das Lachen der Kleinen,
Leute am Bahnhof, ein Zug der nicht hält,
Masken beim Tanzen, das Quietschen der Leinen,
Füße, die schmerzen von Stoppeln am Feld.

Jetzt ist Oktober, und kurz sind die Tage.
Wandernd zum Hügel auf rotbraunem Laub,
Wächst in Gedanken die brennnende Frage
Über die Menschen, warum sind wir taub.

* für Gerda

Geburtstag

Mittwoch, November 4th, 2020

Ein goldner Tiger springt von seinem Wolkenthron
Ins tiefe Blau des Himmels. Einen Skorpion
Hab ich in rot auf meinem Rücken tätowiert.
Die Schafe - frisch geschoren - drängen sich auf Plätzen,
Umkreist von Hunden, die sich selbst zu Tode hetzen,
An einem Tag, der seine Nägel braun lackiert.

Alltagsschweif

Montag, Oktober 26th, 2020

Die Wolke über mir verwandelt sich in einen Drachen.
Ich blicke tief hinab in einen endlos langen Rachen
Und sehe, ringsum in den Gassen humpeln kurze Leute
Mit dunklen Brillen vor den Augen und verschraubtem Mund.
Ein Auto rast vorbei und irgendwo kreischt wild ein Hund.
Die Uhr bleibt stehn, denn morgen ist wie gestern ist wie heute.