Herbstvariationen (T)
Dienstag, September 29th, 2020Spinnen hinterm Bett
Hüten den Schlaf die Träume
Reisen mit dem Schiff
Ins Südmeer auf den Straßen
Wächst Frost schrumpfen die Tage
Vorm Fenster kreischen Hunde
Spinnen hinterm Bett
Hüten den Schlaf die Träume
Reisen mit dem Schiff
Ins Südmeer auf den Straßen
Wächst Frost schrumpfen die Tage
Vorm Fenster kreischen Hunde
Ich war auch schon in einem Kurs für Kreatives Schreiben.
Dort lernten wir, es mit den Wörtern richtig toll zu treiben.
Mein Nachbar in der Gruppe, so ein blond geföhnter Streber
Aus der Provinz, sein Furzen war ihm selber nicht bewusst,
Und all die andern samt dem Lehrer schürten in mir Frust,
Sodass ich abging wie ein schlecht fixierter Wagenheber.
Er reißt die letzten Blätter von den Bäumen,
Der Sturm. Durch Gassen fliegt manch ein Toupet.
Die so Entblößten singen laut: O Weh!
Der Dichter denkt, was soll ich darauf reimen?
Dass die enthemmten Winde herzhaft greinen,
Das stört die Tante, schlürft sie doch Kaffee.
Im Spiegel quietscht ein nacktes Kanpee,
Und Stroh macht Beine in den vollen Scheunen.
Jetzt werfen Dächer gar mit Ziegelsteinen
Und kümmern einen Dreck sich um Fairplay.
Schau hin, ringsum ist alles nur Klischee,
Das heut hausieren geht auf tausend Beinen.
2.Fassung von “Herbsttag”.
Ich bin mit den Wolken gezogen,
Im Rucksack die Zeit, die gerinnt.
Ich stieg auf den Regenbogen
Und sang ein Lied mit dem Wind.
Ich lief über Land tausend Meilen
Und langte doch nie an ein Ziel.
Doch nachts im Wald bei den Eulen,
Da brannte in mir ein Gefühl.
Nach Jahren steh ich jetzt wieder
Vorm Haus, das ich früh schon verließ.
Im Garten blüht leuchtend der Flieder,
Und unter den Füßen knirscht Kies.
Im goldenen Kleid
Steht der Wald am Himmel
Ziehn Schwalben südwärts
Auf einem Kaktus
Sitzend dreiunddreißig und
Einen Meter mehr
Über Wüstensand,
In dem die Gebeine von
Schakalen glänzen,
Weiß und ein Schädel
Mit Hörnern im grellen Licht
Der Mittagssonne.
Ringsherum steigen
Die Geister der Ahnen aus
Dem dürren Grund,
Mit offenem Maul,
Wo Klapperschlangen brüten,
Und faltiger Haut.
Dem Himmel so nah
Und fern den Göttern flimmert
Rot der Horizont.
Der Sommer ist jetzt schon -zig Tage alt,
Der Tag neigt sich zu seinem dunklen Ende.
Die Stunden schlagen schnell und mit Gewalt
Mit ihren hohlen Köpfen gegen Wände.
Und die Sekunden brennen in den Augen
Wie hochprozentig scharfe Laugen.
Manche Menschen schlürfen gern Kaffee,
Manche ziehn sich einen Käfer rein,
Manche schwörn auf alten roten Wein,
Manche träumen auch im Sommer Schnee.
Manche Menschen lassen sich verführen,
Manche rädern lässig Hunde platt,
Manche Menschen werden nimmer satt,
Manche aber müssen denunzieren.
Stark geschminkt quellen
Die Wörter aus den Fingern
Auf den Bildschirm und
Sinken im Fluß der Zeit
Der Mann im Mond tanzt
Mit dem Schweif des Kometen
Tango am Rand der Iris
Flimmern die Ringe Saturns
Die Typen in der Bar am Strand sind zu
Gedröhnt mit Ganja, Charras oder Smack.
Boom. Shiva schwebt auf Nadeln um das Eck
Mit zweigezackter Zunge. Und im Nu
Erklingt Musik von Tablas und Sitar,
Am Tisch ein Korb voll knackiger Bananen,
Im Dunst der Flöten ziehen Karawanen
Entlang des Flusses wütet ein Korsar.
Ich schau zum Horizont hinaus aufs Meer,
Der Feuerkopf ist halb schon am Ertrinken,
Indes im Osten erste Sterne blinken.
Ein leichter Wind fegt die Gedanken leer.
Wir steigen in das Fischerboot und gleiten
Auf sanften Wellen in die stillen Weiten.