Archive for April, 2009

Die Info-Flut

Mittwoch, April 8th, 2009

Turmhoch kommt die Info-Flut,
Bricht der Sinne stärksten Damm,
Wässert der Empfindung Blut,
Deckt Erkenntnis zu mit Schlamm.
Und des Daseins altes Boot
Dreht sich im Gebräu der Wellen,
Sendet hilflos: “Schiff in Not”
Auf dem Rücken der Gesellen,
Die die Horizonte treten
Und der Stunden Ausfluß trinken,
Während die Verzagten beten
Und die Nicht-Verzagten winken.

Hoffnung

Dienstag, April 7th, 2009

Gern laß ich die Hoffnung fahren,
Diesem Feind der Wirklichkeit,
Der das Mark saugt aus den Jahren
Und zurückläßt Furcht und Neid,
Fußschweiß der Vergänglichkeit.

Dumme Fragen

Dienstag, April 7th, 2009

Bist du lieber im Büro,
Wo dich die Minuten jagen,
Oder lieber doch am Klo,
Zu entleern dich bis zum Kragen?
Schüttle deinen Kopf nicht so
Über diese dummen Fragen.
Irgendwann, ja, irgendwo,
Einmal wird dir einer sagen,
Daß du dich entscheiden mußt,
Oder paaren mit dem Frust.

Glücksspiel

Sonntag, April 5th, 2009

Groß in Mode ist das Spiel:
Haus verlosen - Haus gewinnen!
Glück wird so des Daseins Ziel.
Glück beherrscht der Menschen Sinnen,
Wie der Horizont die Sicht
Oder Zeit den engen Raum:
Gitterfenster, trübes Licht.
Wie der Jugend kurzer Traum
Die Gedanken kerbt und flieht:
Asche der Erinnerung.
Falls die Hoffnung einst geschieht,
Existiert sie nur als Dung;
Glieder einer schweren Kette
Hämmern Stunden, wenn sie gehn.
Wie Verlierer einer Wette
Platzen nach zu starkem Blähn.

Das Konkurrenzprinzip

Samstag, April 4th, 2009

Mit den Köpfen krachen sie
Aufeinand und immer wieder,
Daß die Knochen knirschen wie
Grauser Totentänze Lieder.
Konkurrenz wird so gebracht
Auf den Punkt und praxisnah,
Denn Gewalt, gepaart mit Macht,
Herrscht nicht nur in Afrika.

Hundeklo Wien

Samstag, April 4th, 2009

Wer kennt das nicht von euch: Du gehst spazieren
Am Trottoir und denkst nichts weiter so,
Da spürst du deinen Fuß durch Scheiße schmieren
Und weißt, du bist in Wien, dem Hundeklo.
Denn nichts ist anders seit dem Kack-Verbot:
Blickst du zu Boden, siehst du Haufen Kot.

Verse zum Tag

Freitag, April 3rd, 2009

Des Frühlings Antlitz lächelt seit zwei Tagen.
Die Vögel singen und die Pflanzen sprießen.
Es sei zu spät, hör ich die Leute klagen,
Zu dumm, um jetzt das Schöne zu genießen.
So gilt der Konjunktiv uns als Maxime
Im kurzen Gastspiel auf der Daseins-Bühne.

Der neue Reisepaß

Donnerstag, April 2nd, 2009

Seit gestern hab ich einen neuen Paß.
Der ist so sicher - sagt mann - wie der Tod
Vor Fälschung. Aber wird vom Schweiß er naß,
So ist´s für ihn wie Schimmelpilz fürs Brot.

Empfindlich ist das Ding wie Säuglingsbacken,
Denn machst du deine Hose ihm zum Nest,
So faßt beim Zoll dich eine Hand am Nacken
Und nimmt dich zur Kontrolle einfach fest.

Was bis jetzt einzig für Verbrecher galt,
Der Finger Abdruck den Behörden geben,
Ist Bürgerpflicht nun, läßt die Bürger kalt.
Gern nimmt die Freiheit Abschied so vom Leben.

Zum Maß der Dinge macht mann Sicherheit.
Doch nicht die eigne, sondern der Instanzen,
Die uns beherrschen voll Gefräßigkeit,
Indem sie Leib und Seele uns verwanzen.

Mehr-und Minderheit

Mittwoch, April 1st, 2009

Es ist das immer gleiche Spiel.
Hier ist die Mehrheit, dort die Minderheit.
Und die zu diffamieren heißt das Ziel.
Wobei als bestes Mittel gilt der Neid.
Warn´s gestern noch die Rentner, sind es heute
Die Lehrer, als Schmarotzer vorgeführt
Von Politik und Medien als Beute,
Sodaß der Massen Dummheit jubiliert.