Archive for Januar, 2009

Mich verstecken *

Sonntag, Januar 11th, 2009

An manchen Tagen möcht ich mich verstecken.
Da wird mir einfach diese Welt zuviel.
Es fehlt der Wille dann zum Menschenspiel:
Nur Ärsche treten oder Ärsche lecken;

Nur Wirt sein oder für den Wirt die Zecken;
Nur immer schneller rennen bis zum Ziel.
An manchen Tagen möcht ich mich verstecken.
Da wird mir einfach diese Welt zuviel.

Die Zeit schlug Narben mir und blaue Flecken.
Sie treibt mich oft ins innere Exil.
Wo jeder Spiegel zeigt nur das Profil,
Trag ich das Sein so wie ihr Haus die Schnecken.
An manchen Tagen möcht ich mich verstecken.
Da wird mir einfach diese Welt zuviel.

* für Gerda

Immer weiter, immer fort *

Samstag, Januar 10th, 2009

Wer keine Bleibe hat, der bleibt beim Reisen.
Das ganze Dasein ist ihm Karneval,
Das Immer-weiter-Fahren Ritual,
Ob vor, zurück, die Quintessenz heißt Kreisen.

Das Fernweh singt zumeist die schönsten Weisen,
Die Fremde wird dem Fühlen Futteral.
Wer keine Bleibe hat, der bleibt beim Reisen.
Das ganze Dasein ist ihm Karneval.

Dahin, dahin auf nicht gebauten Gleisen,
Im Regen, Schnee, im heißen Sonnenstrahl,
Zum Horizont, durchs vorbestimmte Tal,
Nicht Gestern, Morgen; Heute will er preisen.
Wer keine Bleibe hat, der bleibt beim Reisen.
Das ganze Dasein ist ihm Karneval.

* für Gerda

Allein gegen alle *

Donnerstag, Januar 8th, 2009

Ich bin allein, und gegen mich sind alle,
Das hat manch einen schon ins Grab gebracht,
Denn wer da ängstlich zweifelt und nicht lacht,
Der zappelt hilflos in der andern Falle.

Und netzen meine Schläfen Schneekristalle,
Hab ich die Sache hundertfach durchdacht.
Ich bin allein, und gegen mich sind alle,
Das hat manch einen schon ins Grab gebracht.

Für euren Gürtel spiel ich nicht die Schnalle,
Bin Deserteur in der Entscheidungsschlacht
Und Fackel durch der Dummheit dunklen Schacht,
Das rechte Wort inmitten von Gelalle.
Ich bin allein, und gegen mich sind alle,
Das hat manch einen schon ins Grab gebracht.

* für Gerda

Der große Schwindel *

Mittwoch, Januar 7th, 2009

Ich kann den falschen Sermon nicht mehr hören:
Tu dies! Tu das! Tu´s schneller! Tu es früh
Bis spät! Tu´s länger gleich Maschinen, die
Der Mensch geschaffen hat, sich zu zerstören.

Sei folgsam, dumm, sei fruchtbar, dich zu mehren,
Sonst bricht das Fundament der Hierarchie.
Ich kann den falschen Sermon nicht mehr hören:
Tu dies! Tu das! Tu´s schneller! Tu es früh!

Mann sagt, daß Existieren heißt Bewähren.
Du spielst dein Leben, andre führn Regie.
Und kippen dich auf eine Deponie,
Als Fehler im System von Hasardeuren.
Ich kann den falschen Sermon nicht mehr hören:
Tu dies! Tu das! Tu´s schneller! Kikriki!

* für Gerda

Kind und Keller *

Mittwoch, Januar 7th, 2009

Die Stufen führen in die Dunkelheit
Hinunter in den häßlich schwarzen Schlund,
Dort, wo sich alles Böse sammelt und
Mit roten Augen auf mich starrt, bereit.

Es ist die Furcht, die lautlos in mir schreit,
Sodaß die Welt scheint ohne Sinn und Grund.
Die Stufen führen in die Dunkelheit
Hinunter in den häßlich schwarzen Schlund.

Ich mache Licht, schon naht Entsetzen breit.
Da hängt der Nachbar mit gespreiztem Mund,
Am Strick, verlassen wie ein Vagabund,
Die Zunge bläulich, steif, als wär´s ein Scheit.
Die Stufen führen in die Dunkelheit
Hinunter in den häßlich schwarzen Schlund.

* für Gerda

Die Beutelschneider *

Mittwoch, Januar 7th, 2009

Schon wieder rückt das Pack mir auf die Pelle,
Obwohl bei mir doch nichts zu holen ist.
Nicht heute, morgen, und zu keiner Frist.
Sie glauben wohl, ich bin die Bachforelle,

Die sie mit Haken reißen aus der Quelle,
Daß Blut das klare Wasser trübend küßt.
Schon wieder rückt das Pack mir auf die Pelle,
Obwohl bei mir doch nichts zu holen ist.

Wenn Geiz und Gier sich paaren auf die Schnelle,
Erzeugt das lang nicht eine gute List,
Mich auszusacken. Spart euch diesen Mist
Und schreckt die anderen mit Schuld-Gebelle.
Schon wieder rückt das Pack mir auf die Pelle,
Obwohl bei mir doch nichts zu holen ist.

* für Gerda

Gespenster und Dämonen *

Mittwoch, Januar 7th, 2009

Sie kommen, wann sie wollen, jederzeit:
Gespenster, Geister, teuflische Dämonen.
Sie kommen nicht, um irgendwen zu schonen.
Sie baun der Angst ein Fundament, so breit

Und tief, vom Grund zum Rand der Endlichkeit,
Drauf Menschen grenzen ihre Nationen.
Sie kommen, wann sie wollen, jederzeit:
Gespenster, Geister, teuflische Dämonen.

Wer häßlich ist, der sucht die Dunkelheit,
Die Schönen lassen sich ihr Schönsein lohnen,
Indes, wo immer auch wir Menschen wohnen,
Der Horror ist nur ein, zwei Schritte weit.
Sie kommen, wann sie wollen, jederzeit:
Gespenster, Geister, teuflische Dämonen.

* für Gerda

Das Tier in mir *

Mittwoch, Januar 7th, 2009

Es ist das Tier, das sprengen will die Ketten.
Gefangen haust es Tag und Nacht in mir;
Ich weiß es schon seitdem ich existier.
Ich fühle es in allerlei Facetten.

Ich bin ein Mensch, doch keiner von den netten.
Ich schreib es immer wieder auf Papier.
Es ist das Tier, das sprengen will die Ketten.
Gefangen haust es Tag und Nacht in mir.

Gern würd ich es aus seinem Kerker retten,
Mich öffnen wie den Deckel vom Klavier,
Aufschneiden wie ein eitriges Geschwür,
Sodaß es fliehen könnt zu freien Stätten.
Es ist das Tier, das sprengen will die Ketten.
Gefangen haust es Tag und Nacht in mir.

* für Gerda

Die Reisenden *

Mittwoch, Januar 7th, 2009

Ob Schiff, ob Zug, im Sturm auf Dromedaren
Durch Wüsten, Meere, wie es uns gefällt,
Wir reisen und wir reisen um die Welt,
Nach Wladiwostok, zu den Balearen.

Im Winde ziehen wir mit Vogelscharen,
Tief unter uns liegt manch ein Gräberfeld.
Ob Schiff, ob Zug, im Sturm auf Dromedaren
Durch Wüsten, Meere, wie es uns gefällt.

Die einen prassen und die andern sparen,
Damit die nächsten prassen mit dem Geld.
Wir aber blicken hoch zum Himmelszelt
Und wollen morgen wieder weiterfahren.
Ob Schiff, ob Zug, im Sturm auf Dromedaren
Durch Wüsten, Meere, wie es uns gefällt.

* Für Gerda

Timon *

Mittwoch, Januar 7th, 2009

Wenn du Erfolge hast, dann hast du Zecken.
Beim Scheitern allerdings bleibst du allein.
Die Existenz, ob fürstlich, ob gemein,
Am Schluß steht immer ein Verrecken.

Hast Freunde du, besorg dir einen Stecken.
Die Feinde lasse ruhig Feinde sein.
Wenn du Erfolge hast, dann hast du Zecken.
Beim Scheitern allerdings bleibst du allein.

Vor deiner Angst kannst du dich nicht verstecken.
Wirf in den Spiegel einen schweren Stein,
Und fühlst du dich hernach vielleicht zu klein,
Dann kannst du nach Belieben Ärsche lecken.
Wenn du Erfolge hast, dann hast du Zecken.
Beim Scheitern allerdings bleibst du allein.

* für Gerda