Archive for the ‘02 Verse’ Category

Schwarz und rot (St)

Sonntag, Januar 29th, 2023

Ins Antlitz blinder
Spiegel hab ich ein
“Z” geritzt manchmal
In roter Farbe
Für die Gläubigen
Manchmal so schwarz wie
Der Stuhl des Papstes
Für die Wissenden
Aber jetzt da die
Spiegel bebrillt sind
Und Verdacht schröpfen
Bin ich in Deckung
Gegangen ohne
Hoffnung versteht sich
Auf Unterwäsche

Montag (St)

Samstag, Januar 21st, 2023

Montag ich hasse
Dein Kübelgesicht
Morgens im Spiegel
Da der Minuten
Spargel aus Poren
Grünt um den Mund ein
Bart aus Stacheldraht
Darin der Speichel
Platzend Blasen wirft
Und verdampft während
Wir hechelnd das Licht
In Säcken fangen
Ein Witz der sich stellt
Ins braune Regal
Mittags die Menschen
In maßloser Form
Kommen die Stunden
Und gehen quietschend
In spitzen Stiefeln
Hinter die Wörter
Tretend zugrunde
Zwischen den Zeilen
Verläuft sich der Sinn
Abends zu Hause
Trübsal und Flaschen
Tragen Krawatten
Um den Hals das Herz
Schlägt taktlos Brücken
In den Morgen sinkt
Das nächtliche Schiff
Auf träumender Flut

Wo das Geld wächst

Dienstag, Januar 10th, 2023

Die Schlieren in der Luft verkleben das Gesicht;
An den Laternen hängen klappernde Gestalten
Im Wind, es heißt, daß uns die höheren Gewalten
Am Nasenring durchs Leben ziehn, ich weiß ja nicht,
Ob die, die uns für blöd verkaufen, stets Krawatten
Aus Seide um die Hälse tragen, um zu scheinen
Im kleinen Universum ihresgleichen, wo den Kleinen,
Gemeint sind wir, der Platz bleibt, den sie immer hatten.

Märchen (St)

Dienstag, Dezember 27th, 2022

Am Morgen wenn der
Tag die Beine spreizt
Auch Mars und Venus
Hat die Dämmerung
Verhüllt mit grauem
Schleier im Osten
Steigt zyklopenhaft
Ein rotes Auge
Hoch zieht der Wecker
Mich an den Haaren
In das Bewußtsein
Hämmert seine Faust
Dem Schlaf dem Freund das
Rückgrat schrill zu Brei
Vorm Spiegel stehend
Dann der Augenblick
Mein steter Dämon
Vis-a-vis wirft mir
Häme ins Gesicht
Bevor aus rohem
Maul die Zunge kriecht
Ein fetter Wurm mit
Borsten ekelig
Voll braunem Saft der
Auf den Boden tropft
Stößt unvermittelt
Tief in meinen Schlund
Hinein mit Kraft beiß
Ich das Ding entzwei
Verschluck es würgend
Ein Flimmern Flirren
Schwindel alles dreht
In Farbspiralen
Sich der Raum die Zeit
Die stille stand noch
Kurz zuvor vibriert
An Rumpf und Beinen
Wackelt mit dem Kopf
Ein irrer Schrei das
Glas zerspringt ein Sturz
Bach spült mich fort
Zum Tor hinaus auf
Bleiche Straßen die
Nach Madagaskar
Führen Fassaden
Krümmt Furcht aus Fenstern
Flattern Rentner trotz
Sender im Gehirn
Hoch auf dem Kirchturm
Hängt ein dünner Mann
In Purpurrobe
Und weißen Stiefeln
Neun nackte Knaben
Ans funkelnde Kreuz
Sodaß die Glocken
Enthemmt die Hüften
Zur Mahlzeit schwingen
Gestatten Korbes
Mein Name voll Grimm
Jagt die kreischende
Flut durch Schluchten aus
Beton am Rande
Winken Matrosen
Mit gelben Fahnen
Und blauen Bärten
Aus aufgeplatzten
Müllsäcken oder
Im Rollstuhl klebend
Uralte Lieder
In den Wind schluchzend
Während die Wellen
Mich immer weiter
Tragen an Stätten
Vorbei wo kein Mensch
Mehr in Häusern wohnt
Schwärme von Papier
Vögeln verbrennen
Mitsamt den Bäumen
Bis zu den Wurzeln
Ruinen und Rauch
Werden Routine
Unter fauligem
Himmel gelange
Ich am Abend in
Das Land der Toten
Und endlich ans Ziel
Der traurigen Fahrt

Himmelfahrt

Mittwoch, Dezember 21st, 2022

Auf Treppelwegen
In Spiralform der
Sonne entgegen
Gehn die Füße Schritt
Vor Schritt setzend die
Marmorstufen hin
Auf ins Brombeerblau
Des Himmels oder
Zwei Finger spreizen
Und ausspucken all
Das Gestrige gleich
Musikanten die
Auf Wolkenbänken
Sitzend mit krummen
Flöten Löcher in
Das Labyrinth der
Gedanken blasen
Am Rand der Treppe
Wartet ein Wagen
Mit roten Rädern
Und vollen Spritzen
Den Wind im Geschirr
Der zum Sturm wird wenn
Die Fahrt beginnt ein
Rauschen weit über
Den Horizont und
Bis zu den Sternen
Gibt es kein Halten
Endlich die letzte
Pforte mitten im
Auge weit offen
Dahinter ist nichts
Als der Mundgeruch
Toter Sekunden

Offenbarung

Samstag, Dezember 10th, 2022

Das Tier hat sieben
Köpfe mit spitzen
Hörnern auf seinem
Schuppigen Leib die Hure
Babylon am Horizont
Nähern sich rasend und rot
Das Gewölk färbend
Vier Reiter die Menschen
Blicken zum Himmel
Voll Furcht und falten
Hilflos die Hände
Zum stillen Gebet
Indes die Berge brüllen
Vom Gipfel hinab in das Tal

Das Kreischen der Sterne (St)

Dienstag, Dezember 6th, 2022

Ums Feuer tanzen
Schatten Kristalle
Ritzen die Schläfen
Zerplatzen ziehen
Gedanken aufs Eis
Und Rauch das bleiche
Gespenst steigt hoch ins
Schwarze Geäst den
Balken des Himmels
Daraus die Funken
Springen manch einen
Fängt lässig der Wind
Mit gespreiztem Maul
Spuckt wird´s ihm zu heiß
Den Stachel ins Laub
Das sich krümmt plötzlich
Tunnelt der Schrei der
Eule die Stille
Und bricht dem Moment
Das Rückgrat im Zorn
Ein Wolkentoupet
Bleibt vom Gespenst wenn
Es herabstürzt aus
Höchsten Höhen in
Traumkloaken sich
Schneller verzehrend
Und zurück läßt den
Geschmack von Eisen
Auf blauer Zunge

Gedankenschotter (St)

Sonntag, November 13th, 2022

Kängurus tanzen
In gelben Gummi
Stiefeln auf dem Dach
Tango beim Grillfest
Im Garten beißt ein
Polizist allen
Die ein Lied singen
Wollen knirschend die
Daumen aus ihren
Händen während an
Anderer Stelle
Ein Radfahrer sich
Heroin in die
Rostschwarze Eichel
Schießt wie das klingelt
Später im Schatten
Der Vernunft strampeln
Auf tausend Füßen
Gedanken im Kreis
Halbtags in Ketten
Zwischen die schmalen
Lippen den Knebel
Geschraubt mit Speichel
Saft nackter Nonnen
Aus dem Kaukasus
Frei Haus gekarrt statt
Der versprochenen
Sandalen aus Blech

Die Maschen der Zeit (St)

Sonntag, November 6th, 2022

Ein rot gleißendes
Stahlnetz um den Leib
Geschnürt die Maschen
Eng die Drähte scharf
Darin sich über
Jahre fängt der Müll
Der Zeit ist das Ich
Gedrosselt Du
Ein seichter Traum auf
Krücken die Wörter
Mit Bajonetten
In Zungen geritzt
Die Augen schwarze
Äpfel an einem
Faden hängt das Glück
Über den Köpfen
Der Menschen schaukelt
Bis der Himmel reißt
Abends trennen sich
Schatten und Werfer
Ein blaues Kamel
Treibt am Horizont
In die Dämmerung
Während im Westen
Nichts Neues gastiert

Gespenster (St)

Montag, Oktober 24th, 2022

Siehst du die Zeichen
Hingeschmiert an die
Wände aus Beton
Ein Gespenst sagt mann
Geht um und nimmt Maß
Von den Bildschirmen
Greift es den Kopf in
Händen haltend nach
Dir auf der Straße
Folgt es den Spuren
Wie neuschwänzige
Katzen schwanzlose
Hunde bös trillernd
Ein fauliges Lied
Die Brotaufstreicher
Haben die Fenster
Mit Talg tapeziert
Staub wohnt in nackten
Matratzen Staub den
Wir atmen morgens
Und mittags und nachts
Stauben wir selbst sind
Mumien Männer
Frauen und Kinder
Den Mund voll Pürre
Für Kotau und Kunst