Archive for the ‘02 Verse’ Category

Die Sonne

Samstag, Juni 5th, 2010

Das gelbe Gesicht
Steigt über den Horizont
Mit stechendem Blick
Schau ich ein Meer voll Tränen
Verdampfen bis auf den Grund.

Mahlzeit für Fortgeschrittene

Freitag, Mai 28th, 2010

Aufgekocht erst, hochgezogen
Und dann langsam abgedrückt.
Weißes Licht in hohen Wogen
,Das durch rote Pforten zückt.
Die Sekunden stehn “Habt Acht”.

Verse *

Montag, Mai 24th, 2010

Verse sind Muscheln
Am Rumpf der Jahre machmal
Leuchtet die Perle
Aus nächtlichem Mund vielleicht
Tragen die Wellen mein Lied
Über das Meer her zu dir.

* für Gerda

Basra

Dienstag, April 13th, 2010

Sindbad traf ich nicht
Im Hafengewühl,
Als ich nach Basra
Kam, sah ich dort, wie
Abends, die Hitze
Ließ die Luft braun, den
Asphalt rot flüstern,
Am Rand der Straße
Kinder mit einem
Abgeschnittenen
Kopf Fußball spielten,
Laut lachend, während
Alte Männer in
Der Nähe saßen,
Mit langen, schwarzen
Bärten, die Lippen
Saugten am Geschläuch
Der Wasserpfeifen,
Ein Soldat ging mit
Dem Sturmgewehr an
Der Brust hin und her,
Den bebrillten Blick
Auf das Kreischen des
Verkehrs gerichtet.
In Grenzen, eng wie
Die Zukunft hielt sich
Mein Verlangen, hier
Fotos zu schießen.

Stilleben

Freitag, April 9th, 2010

Die Flamme flackert
Und rußt die Häupter
Der Schatten schweigen
Kein Sonnenstrahl tritt
Als Gast in den Raum
Die Fenster vernäht
Mit Stoff der speckig
Glänzt vom Teer betaut
Sind die Wände in
Den Ecken hausen
Spinnen der Boden
Erzählt vom Dasein
Als Deponie ein
Großer Löffel liegt
Verbogen neben
Dem Kerzenstumpf auf
Dem Tisch und eine
Rote Pumpe zwei
Tiger bespringen
Und drehen die Welt
Mit schweren Pranken
Bis zum Rand gefüllt
Mit Kippen ist der
Aschenbecher von
Der sich häutenden
Decke hängt aus Glas
Und grau bepelzt ein
Halber Lampenschirm
Ohne Birne auf
Dem Sofa stehen
Neue Stiefel nicht
Benutzt und bereit
Für den Sumpf während
Im Sessel ein Mensch
Den Mund offen die
Augen geschlossen
Kauert als wär er
Kurz eingeschlafen.

Anleitung zum Schreiben von Gedichten

Mittwoch, März 31st, 2010

Schlage der Syntax
Den Kopf ab daß sie
Zu quellen beginnt
Während er Kreise
Mit den Augen in
Den Hintergrund ätzt
Dem Schriftbild schnüre
Ein Mieder mit Senf
Würzt das reine das
Süße Papier wenn
Dem Rhythmus Hände
Und Füße fehlen
Dem Mund die Zunge
Lallt es sich leichter
Und luftig dazu
Aber die Wörter
Die einzelnen die
Beschwere mit Sand
Säcken packe noch
Punkte zwischen die
Buchstaben ihrer
Fragilen Leiber
Und doppelt wenn es
Geht auch Striche und
Fertig ist vielleicht
Die Luftmatratze.

Sogar die Vagina

Dienstag, März 23rd, 2010

Lotte fühlt sich mehr als gut, sie fühlt sich besser
Als je zuvor. Kein Urlaub war´s in USA.
Sie lag im Beauty-Stall, lag unter einem Messer,
Und hat jetzt eine “Echt-Designer-Vagina”.

Anmerkung:
Der gesellschaftliche, v.a. der mediale Druck auf Frauen, ihren Körper auch mittels Chirurgie zu “perfektionieren”, ist heute so groß, daß sich z.B. in den USA 18jährige Mädchen von ihren Eltern zum College-Abschluß eine Brustvergrößerung wünschen, statt wie früher eine Studienreise nach Europa.
In Wien verschickt ein neueröffnetes Beauty-Institut Broschüren, in denen “Designer-Vaginas” und Vulvaverkleinerungen zum sensationellen Listenpreis angeboten werden, was die Frauenbeauftragte der Stadt zu folgender Wortspende veranlaßte: “Wir werden einen qualitätssichernden Finger auf die weiblichen Genitalien legen.”

Das Wort

Sonntag, März 21st, 2010

Ich hab´s in den Schnee geschrieben,
Wie auf ein leeres Papier.
Doch nichts ist von ihm geblieben,
Einzig die Sehnsucht nach dir.

Ich hab´s in den Wind geschnitten.
Der pfiff nur und wehte es fort,
Wie Staub in wolkigen Hütten,
Ein Schatten an fernem Ort.

Dann nahm ich zur Hand ein Feuer
Und hab´s in die Haut gebrannt,
Als Schmerz im Seelengemäuer
Verbleibt es, nie mehr genannt.

Verse zum Tag

Donnerstag, Februar 25th, 2010

Leute, macht die Fenster weit auf und die Türen.
Laßt den Frühling auch in eure Köpfe rein.
Geht hinaus in die Natur, geht dort spazieren.
Und ihr werdet für Momente glücklich sein.

Wohin der Schatten fällt

Mittwoch, Februar 24th, 2010

Manchmal läuft der Tag auf Schienen.
Manchmal stolpert er dahin.
Gaukler auf des Lebens Bühnen,
Ob in Hamburg, ob in Wien,
Sind wir, oder Vagabunden,
Hungrig nach des Frühlings Licht.
Während mich die Naht der Stunden
Kitzelt, die Gedanken sticht,
Überkommt mich ein Verlangen
Nach mit dir erlebtem Glück.
Wortlos bist du fortgegangen,
Und nie mehr kamst du zurück.
Wüßte gerne, wo du heute
Lebst, ob du wie früher bist.
Ach, was soll´s, du machst schon Beute,
Die dir aus dem Händchen frißt.