Archive for the ‘02 Verse’ Category

Blickfeld

Freitag, März 24th, 2023

Ein Fluch, verdammt, ich habe keine Pläne
Für morgen, nicht für heute, irgendwie
Bewundere ich jene Kapitäne,
Die stets auf Kurs sind, auch bei Stürmen nie
Das große Klappern kriegen mit den Zähnen.

Ich bin nicht einer von den Kandidaten,
Die sich am Bildschirm für den Hauptgewinn
Mit Pudding schminken und mit einem Spaten
Im Keller schaufeln nach des Lebens Sinn
Und mit dem Teufel um die Wette raten.

Vorm Fenster rast ein Motorrad vorbei.
Sein Lärm läßt meine Nerven voll vibrieren.
Ein Bild besagt, die Hölle sei ein Schrei.
Ich glaube es, doch was muß noch passieren,
Daß Menschen nicht mehr sagen einerlei.

Ein Heldenstück für Gauner, ein Choral
Mit dem die toten Regimenter ziehen
Hinein ins blau und gelb lackierte Tal,
Wo rechts und links Gedanken geistlos sprühen.
Und vor dir ist die Landschaft nackt und kahl.

Gestern Heute

Mittwoch, März 15th, 2023

Gestern war der Tag noch so wie immer.
Ich schritt voran und blieb dabei nicht stehn.
Und aufgeräumt war jedes meiner Zimmer,
Wo die Gedanken hausen stets bequem.
Mit Stilkrawatte und als Daseinsschwimmer
Hielt ich das Tempo, ohne viel zu sehn.

Heute kann ich mich nicht konzentrieren.
Die Ordnung, die ich schuf, zerfließt zu Brei.
Doch kümmert es mich nicht, sie zu verlieren,
Macht doch Verlust die Menschen manchmal frei.
Mein Herzschlag öffnet alle Fenster, Türen,
Und was ich sehe, sehe ich wie neu.

Mode

Dienstag, März 7th, 2023

Ich weiß, Demokratie
Ist längst schon nicht mehr in.
Nach Wohlstands-Diktatur
Steht allen uns der Sinn.
Wer ausschert aus der Spur,
Kriegt eine Vollrasur.

Das Gerücht (St)

Sonntag, Februar 26th, 2023

Sie kamen in der
Dämmerung über
Uns in großer Zahl
Und traten uns die
Nägel von den Zehen
Steckten uns Frösche
Ins Maul und lachten
So höhnisch so krass
Sahen sie aus wie Gift
Zwerge voll Pickel
Die Fratzen grüne
Wörter spritzen sie
In die seichte Luft wo
Sie zischend stecken
Bleiben ja heute
Ist irgend etwas
Böses im Fluss denn
Ich kann es riechen
Wie ranziges Obst
Heut hat es begonnen
Und aufhören wird es
Nimmermehr o Gott

Das geheime Zimmer *

Sonntag, Februar 19th, 2023

Komm, wir öffnen jetzt die Türen
Und betreten dann den Raum,
Wo Gedanken sich verlieren,
Leicht und luftig wie im Traum.

Nicht wie jene, die nur kleben,
Ob Revolte oder Pflicht,
Wollen wir am - nenn es Leben.
Schau doch bloß in ihr Gesicht,

Das im Lauf von ein paar Jahren
Häßlich wird, ein kranker Ort,
Den ein jeder will sich sparen
Und mit ihm zugleich das Wort.

Wörter, ach, wozu noch sprechen,
Wenn hernach nur Lügen sind?
Laß uns lieber mit dem Rechen
Einen Scheitel ziehn dem Wind.

* für Gerda

Vollendung *

Sonntag, Februar 12th, 2023

Sieh, die Sonne steigt im Osten,
Schminkt dem Tag jetzt das Gesicht.
Laß uns von der Stunde kosten,
Da im Tau die Welt sich bricht.
Wenn der Schlaf beginnt zu schwinden,
Und der Traum verschließt sein Tor,
Wollen wir uns neu erfinden,
So wie Funken, die zuvor
Noch nicht waren, plötzlich sprühen,
Reiben wir uns, Stein an Stein,
Werden Sterne, Galaxien,
Für Momente alles sein.

* für Gerda

Das Purpurtal * (St)

Samstag, Februar 4th, 2023

Auf beiden Seiten
Stehn die Minuten
Spalier dazwischen
Ein Feuer einmal
Noch will ich deine
Lippen spüren auf
Meinem Hals wie ein
Gewitter plötzlich
Durch die Synapsen
Flutet einmal noch
Schweben dann fallen
Ins Purpurtal und
Schmelzen wie Licht am
Grund des Augenblicks
Bevor die Stunden
Wieder marschieren
Wie holzbeinige
Soldaten auf Sand

*für Gerda

Schwarz und rot (St)

Sonntag, Januar 29th, 2023

Ins Antlitz blinder
Spiegel hab ich ein
“Z” geritzt manchmal
In roter Farbe
Für die Gläubigen
Manchmal so schwarz wie
Der Stuhl des Papstes
Für die Wissenden
Aber jetzt da die
Spiegel bebrillt sind
Und Verdacht schröpfen
Bin ich in Deckung
Gegangen ohne
Hoffnung versteht sich
Auf Unterwäsche

Montag (St)

Samstag, Januar 21st, 2023

Montag ich hasse
Dein Kübelgesicht
Morgens im Spiegel
Da der Minuten
Spargel aus Poren
Grünt um den Mund ein
Bart aus Stacheldraht
Darin der Speichel
Platzend Blasen wirft
Und verdampft während
Wir hechelnd das Licht
In Säcken fangen
Ein Witz der sich stellt
Ins braune Regal
Mittags die Menschen
In maßloser Form
Kommen die Stunden
Und gehen quietschend
In spitzen Stiefeln
Hinter die Wörter
Tretend zugrunde
Zwischen den Zeilen
Verläuft sich der Sinn
Abends zu Hause
Trübsal und Flaschen
Tragen Krawatten
Um den Hals das Herz
Schlägt taktlos Brücken
In den Morgen sinkt
Das nächtliche Schiff
Auf träumender Flut

Wo das Geld wächst

Dienstag, Januar 10th, 2023

Die Schlieren in der Luft verkleben das Gesicht;
An den Laternen hängen klappernde Gestalten
Im Wind, es heißt, daß uns die höheren Gewalten
Am Nasenring durchs Leben ziehn, ich weiß ja nicht,
Ob die, die uns für blöd verkaufen, stets Krawatten
Aus Seide um die Hälse tragen, um zu scheinen
Im kleinen Universum ihresgleichen, wo den Kleinen,
Gemeint sind wir, der Platz bleibt, den sie immer hatten.