Stahlstadt

Ja, ab und zu, da schau ich mir Broschüren an,
Vom Pöstlingberg, dem Taubenmarkt, und denke mir,
Vielleicht wär´s morgen besser noch als irgendwann,
Mal wieder hinzufahren, klopfen an die Tür,
Wo ich einst wohnte. Ob wer öffnet? - Laß es sein.

Ich lebe heut zum Glück 200 Meilen weit
Entfernt von Linz. Was war´s, wovon ich grade sprach?
Dort legen sich die Leute abends mit der Zeit
Ins Bett, und morgens rennen sie ihr hechelnd nach.
Und holen sie ihr ganzes Leben nicht mehr ein.

Ihr wollt wohl wissen, wie sie aussieht, diese Stadt:
Ein Bauer, der am liebsten Stöckelschuhe trägt.
Und wenn er diese Dinger nicht verfügbar hat,
Dann werden Böcke und Krawatten angelegt.
Denn Linz ist wie die Hure mit nur einem Bein.

Lang galt der ganze Stolz dem Stahl, der Industrie,
Herrn Adolf Hitler und solch dumpfem Nazi-Scheiß.
Ach, viele Leute gibt´s, die ändern sich doch nie.
Die schwärmen heute noch in braun, geheim, ich weiß
Bescheid, wenn Großes ist in Wirklichkeit ganz klein.

Am meisten stinkt es kurz vor Sonnenaufgang dort.
Wenn alle noch fest schlafen, lassen sie den Dreck,
Das Giftzeugs frei aus hohen Schloten, auf mein Wort:
Fünf Jahre Arbeit und die Lunge hat ein Leck,
Das ist so groß, da paßt dann eine Faust leicht rein.

Ja, jetzt sind die Fassaden neu und bunt geschminkt.
Und dennoch bleibt das Antlitz grau, so wie Zement.
Das ist nicht wegzukriegen, nicht mal, wenn mensch trinkt.
Das Beste wäre sicher, wenn das Kaff voll brennt.
Denn Feuer reinigt, wie es heißt, die Welt allein.

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