Nachtlied

Manchmal tauchen rote Hände
Zitternd aus dem tiefen Traum,
Auf den Lippen brodelt Schaum,
Und wie Bäuche blähn die Wände,

Augen rollen wild im Spiegel.
Von der traurigen Gestalt
Bis zum Boden der Gewalt
Öffnen sich gestutzte Flügel.

Ratten schwänzeln schläfenwärts,
Würmer durch Gedanken graben,
An der Scham sich Zecken laben,
Scherben schlägt im Takt das Herz.

Fort, nur fort aus Haut und Haft.
Fort aus falschem Rollenspiel.
Jeder Weg hat auch ein Ziel.
Jedes Ziel heißt Wanderschaft.

Auf die Straßen, in die Fluten
Schwüle Nächte, fremder Stimmen,
Fleischige Laternen krümmen
Sich im Laufschritt der Minuten.

Wolken reißen, harter Regen
Leckt die Dächer, leckt den Stein,
Beißt Gesichter und allein
Saure Teufel spenden Segen.

Aber weiter, ohne Rasten,
Ohne Hoffnung schließt der Kreis.
Auf den Gipfeln Edelweiß,
Auf dem Rücken große Lasten.

Aus dem Dunkel kommen Blicke,
Schärfer als geschliffner Stahl,
Mörderisch wie Kapital
Lauert überall die Tücke,

Läßt die Furcht wie Rosen blühen,
Braucht darob nicht einen Grund.
In der Nähe jault ein Hund,
Und wer will, der kann nicht fliehen.

Denn die Füße sind wie Blei,
Während bleich die Messer blitzen,
Boden wandelt sich zu Pfützen,
Und im Hals steckt Hilfsgeschrei.

Schließlich rettet das Erwachen.
Doch bei Tageslicht besehn
Ist an dieser Welt nichts schön.
Manchmal taugt sie noch zum Lachen.

für Gerda

PS: Aus d. Vorzeit d. versfabrik.at

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