Witz und -erzähler

Unangenehmer als einen Witz anzuhören, ist für mich nur noch der Witzerzähler selbst, und die unerträglichsten Figuren dieser Spezies sind jene, die auch gleich das Vorlachen übernehmen bzw. das Lachen vorgeben, indem sie, ohne die Wirkung des Erzählten auf den Zuhörer abzuwarten, selbst lautstark losbrüllen und so den Zwang auf den Zuhörer, der ja nicht unhöflich noch ein Spaßverderber sein will, merklich erhöhen, ein Faktum, das mir in jungen Jahren eine Vielzahl peinlicher Momente bescherte, bis ich endlich soweit war, auf die Ankündigung eines Witzes mit höflicher Ablehnung zu reagieren, also, daß ich sofort: “Nein danke, Witze interessieren mich einen feuchten..”. Die wirklich Hartnäckigen lassen sich dadurch allerdings nicht abhalten . Mit den Worten: Aber diesen einen oder so ähnlich, wird dann doch etwas Idiotisches erzählt. Nun, das ist in meinen Augen echt krank, noch dazu, wo Witze in der Regel rassistisch, chauvinistisch, frauenfeindlich, auf alle Fälle minderheitendiskriminierend im Inhalt sind, und die Pointe immer auf dem Effekt der Schadenfreude basiert, z. B.: Drei Burgenländer fahren nach Wien, um zum Zwecke der Weiterbildung eine Parlamentssitzung zu besuchen. Nachdem sie den Rednern ein paar Minuten zugehört haben, sagt der erste: Wir sind irrtümlich im Theater gelandet. Nein, im Zoo, sagt der zweite, während sich der dritte von der Gallerie in den Plenarsaal stürzt…Witze sind eine Beleidigung für die Intelligenz, und ist diese noch so schwach ausgeprägt. Sie haben auch nichts mit Humor oder Ironie gemein, sie sind schlicht dumm, derb, diskriminierend, von oberflächlichem Zynismus, sie sind nicht zum Aushalten genausowenig wie ihr Überbringer, der fast immer männlichen Geschlechts und von einem krankhaften Minderwertigkeitskomplex befallen ist. Nicht ohne Grund haben sich viele Psychologen/-iater mit dem Witz auseinandgesetzt. Der einzige Witz, der darüber hinausgeht, sind wir Menschen selbst.

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