Frühlingskonzert *

Schwester, schicke Aug und Ohren
Schnell zum Fenster raus auf Reisen,
Wo die Winde sich umfloren
Mit Gesang von Amseln, Meisen.

Schwester, horchen wir die Lieder,
Stimmen, rein wie Bergkristall,
Taubenchor klatscht das Gefieder
Und jetzt kommt mit hellem Schall

König Drossel aus den Büschen,
Die vom jungen Grün berauscht,
Sperlinge durchs Blattwerk zischen,
Das den Mantel frisch vertauscht,

Wie seit längst vergangnen Zeiten.
Blechern krächzen Saxophone,
Krähen durch die Wolken gleiten
Richtung Sterne, ihrer Krone.

Tempo, tempo und ein forte
Trommelt rhythmisch rein der Specht
Mit dem Schnabel. Keine Worte
Werden solch Musik gerecht.

Plötzlich ein Moment der Stille
Dämmerung im Schweigetakt,
Bis mit Satchmos Atemfülle
Amsel die Trompete packt.

Wundervoll klingt unser Meister,
Bläst er punktgenau Attacken,
Daß sogar der Toten Geister
Freundlich mit den Knöcheln knacken.

Langsam schließen sich die Schwingen,
Bruder Schlaf besucht den Baum.
Schwester, laß uns weitersingen,
Amsel, Meise sein im Traum.

*für Gerda

aus der Vorzeit der Versfabrik

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