Das Pleite-Geld *
An anderer Stelle wurde schon beschrieben, daß der Wechsel von den Landeswährungen zum Euro den Menschen in diesen Ländern eine Sorte von Geld in die Hände schob, deren einzige erkennbare Eigenschaft darin liegt, die Kosten für das Leben rasant steigen zu lassen, sodaß die Masse der Menschen durch den Euro statt reicher stetig ärmer wurde.
Daran ändern auch all die manipulierten Studien, Gutachten und Statistiken nichts, die ständig als Gegenbeweis präsentiert werden, sieht doch ein jeder, der sich damit beschäftigt hat, dass nichts so manipulativ und verlogen ist wie Statistiken.
Daß der Euro aber nicht nur für die einzelnen Individuen Ungemach bedeutet, sondern sogar in der Lage ist, ganze Staaten in die Pleite zu treiben, offenbart sich heutzutage jedem, der das Europäische Trauerspiel beobachtet.
Wieder muß kurz ins Gedächtnis gerufen werden, daß die Erfinder dieser “Superwährung” genau das Gegenteil von dem versprachen, was in Wirklichkeit eingetroffen ist.
Griechenland hängt am Tropf von EU und IWF, Italien, Portugal, Spanien und Irland stehen am Rand des Abgrunds, trotz massiver Eingriffe im Sozial - und Gesundheitsbereich.
Der Betrachter schüttelt entsetzt den Kopf und fragt sich, wie das vor kurzem noch Undenkbare plötzlich nicht nur möglich ist, sondern tatsächlich geschieht. Was ist anders als zuvor, als das Undenkbare noch unmöglich war?
Es ist allein der gemeinsame Euro, der den Unterschied zu früher ausmacht. Dieses ökonomisch völlig verfehlte Konzept einer einheitlichen Währung für unterschiedlich entwickelte Volkswirtschaften hat dazu geführt, daß eine ganze Reihe europäischer Staaten vor dem Konkurs steht.
Und die Rezepte dagegen sind einerseits ein Beharren auf diesem ökonomischen Wahnwitz und andererseits das von IWF und Weltbank seit Jahrzehnten in der “Dritten Welt” praktizierte neoliberale Prinzip des Kaputtsparens staatlicher Strukturen, die über den Bereich “öffentliche Ordnung” hinausreichen.
Wie wir heute wissen, haben IWF und Weltbank in der “Dritten Welt” eine Menge Unheil angerichtet, aber keinem einzigen Staat zu einer erfolgreichen Entwicklung verholfen. Einzig Staaten wie Argentinien, die ihre Zusammenarbeit mit diesen Institutionen aufgekündigt haben, können eine positive Entwicklung vorweisen.
Und diese längst als untauglich entlarvten “Rezepte” sollen in Europa anders wirken. Da lachen ja die Steine.
Wer dies alles in Betracht zieht, kann Griechenland nur empfehlen, dem Schrecken ohne Ende ein schnelles Ende zu bereiten, d. h. Weg mit dem Euro und dem Diktat von IWF und EU, Wiedereinführung einer Landeswährung und Rückkehr zur Verfassung, die nicht nur mit den Verträgen von Lissabon gebrochen wurde.
Um nicht mißverstanden zu werden: Nicht einem dumpfen Nationalismus wird hier gehuldigt, das Gegenteil ist der Fall. Nationalismen und der braune Bodensatz, der immer in Zeiten der Krise an die Oberfläche treibt, haben Europa zuletzt vor etwas mehr als einem halben Jahrhundert in den Abgrund gezogen. Und auch die Grube, die sich Europa derzeit selbst gräbt, wobei die Gemeinschaftswährung als Spaten fungiert, ist eine verspätete und indirekte Folge jener Katastrophe, deren Auslöser einst eben jene braune Brut war, deren Enkel jetzt wieder aus den Löchern kriechen, um ihr rassistisches und faschistoides Gedankengut unter die Menschen zu bringen.
Aber dass Europas Zukunft eben in seiner Vielfalt liegt, ob geographisch, ethnisch oder kulturell, und nicht in einer bürokratisch von oben verordneten Gleichmacherei, sollten jene bedenken, die schon die längste Zeit den Stiefelknecht spielen für eine Gruppe seniler Wunschträumer und deren Nachkommenschaft.
* der Essay entstand im Jänner 2011